Ich weiß, dass der mehrfach preisgekrönte französische Autor Alexis Nolent (besser bekannt unter seinem Künstlernamen Matz (Link)) von einigen meiner Leser ziemlich abgefeiert wird :-) Bisher hatte ich persönlich noch nicht so viel Kontakt zu seinen Werken (wobei der „Black Dahlia“-Comic schon recht cool war), doch nun kam ich in den Genuss der kompletten „Blei im Schädel“-Trilogie, welche sogar schon die Vorlage für einen ziemlich mittelprächtigen Hollywood-Kinofilm (Link) mit Sylvester Stallone war. Na mal schauen, ob der Comic besser wird... Die Trilogie, welche unbedingt zusammenhängend gelesen werden sollte, handelt von der gezwungenen Zusammenarbeit eines halbwegs rechtschaffenen Polizisten, eines skrupellosen Auftragsmörders und einer neugierigen Journalistin. Alle drei sind verstrickt in einen politischen Mordfall, dessen Hintermänner vor keiner Schandtat zurückschrecken – Und so gilt das alte Motto „Der Feind meines Feines ist mein Freund“.
1. Im Auftaktband Kleine Fische (Link) agieren die drei Hauptfiguren noch gegeneinander: Auftragsmörder Jimmy ermordet gemeinsam mit seinem Partner Louis einen Senator und eine minderjährige Prostituierte. Aus purer Eitelkeit hinterlassen sie aber Spuren, denen die Polizisten Carlisle sowie sein übereifriger Partner Perry nachgehen – Obwohl ihr Vorgesetzter sie zurückpfeift, da bei einem solch brisanten Fall das FBI zuständig ist. Der mehr schlecht als recht vertuschte Mord am Senator weckt auch das Interesse der sensationsgierigen Journalisten Kate und Frank, welche daraufhin ins Visier des Killer-Duos geraten...
2. Im Folgeband Große Fische (Link) mischen sich die Karten neu. Mit den Hintermännern des Auftragsmordes gibt es Probleme, sodass sowohl die Killer als auch die Polizisten zum Ziel von Anschlägen werden! Und nicht alle werden überleben – Was jetzt kein großer Spoiler ist, weil es der Augsburger Verlag „Bunte Dimensionen“ fett auf die Rückseite des dritten Bandes draufschreibt :-P Aber scheinbar haben die Hintermänner ihr Ziel erreicht, denn die Nerven der Protagonisten liegen blank...
3. So blank, dass sie im Abschlussband für Chaos im Aquarium (Link) sorgen wollten. Denn Jimmy und Carlisle schließen sich notgedrungen zusammen, um erst die gemeinsame Flucht vor ihren Verfolgern zu überleben und dann zum Gegenschlag auszuholen. Aber tödliche Rache reicht ihnen nicht, sie wollen die Hintermänner (einflussreiche Politiker) öffentlich bloßstellen. Dafür holen sie Kate mit ins Boot, welche all die schmutzigen Geheimnisse veröffentlichen soll...
Okay, sind wir ehrlich. Die Story erinnert genau an das, was auch die Verfilmung ist: Ein ziemlich kompromissloser, bleihaltiger B-Movie. Aber das muss ja prinzipiell nichts schlechtes sein, ganz im Gegenteil! Denn unabhängig von den kurzen, aber punktgenauen Action-Szenen ist die gesamte Handlung stark dialoglastig. Und gerade wenn sich die eingespielten Duos unterhalten, zuvorderst die beiden Killer Jimmy und Louis, fühlte ich mich durchaus an den legendären Quarterpounder-Dialog (Link) aus „Pulp Fiction“ von Quentin Tarantino erinnert – Mehr Lob kann ein B-Movie-Gangster-Comic doch eigentlich nicht bekommen, oder? :-D Gerade der Auftaktband ist durchgehend auf einem großartigen Niveau, an dem sich die beiden Folgebände messen lassen müssen. Nicht dass sie schlecht wären, keinesfalls! Aber hier wirken einige Szenen gehetzt und arg gedrungen (explizit genannt sei das letzte Drittel des Abschlussbandes), als hätte Matz eigentlich noch mindestens einen, eher zwei weitere Bände schreiben wollen (oder, aber das wäre boshaft anzunehmen, er wusste nicht recht wie er den Schlamassel auflösen sollte :-P). Ich gebe zu, am Anfang hatte ich ziemliche Probleme mit Jimmy und Louis – Ein Killer-Duo, welches kaltblütig eine Minderjährige und zwei Hunde abknallt, ist nun wirklich kein Sympathieträger. Den Leser abholen müssen also die Ermittler Carlisle und Perry sowie die Journalisten Kate und Frank. Wirklich tiefgehend sind diese zwar nicht ausgearbeitet und charakterlich entwickeln sie sich auch kaum weiter; aber man kann mit ihnen doch soweit mitfiebern, dass deren Tod den Leser noch trifft und er irgendwie Carlisles Rachefeldzug sowie das Zweckbündnis mit dem verabscheuungswürdigen Jimmy nachvollziehen kann. Minispoiler: Nur dass sich am Ende dann so etwas wie eine Männerfreundschaft entwickelt und gerade auch Jimmy scheinbar vollkommen ungestraft davon kommt, ist dann doch ein wenig zu dick aufgetragen und moralisch auch fragwürdig... Die Handlung an sich trieft mit ihren oft stilsicheren Dialogen ja schon vor Atmosphäre, aber die Zeichnungen packen da nochmal eine ganze Schippe drauf :-) Detailliert, aber comichaft, mit einer zumeist gelungenen Farbwahl – Da gibt es fast nix zu meckern. Aber nur fast, denn manchmal hat man das Gefühl der Zeichner gibt sich bei manchen Gesichter viel zu viel (und ist zu verspielt, übertreibt gar manchmal), bei manchen jedoch dann absolut gar keine Mühe. Aber das war dann eigentlich auch schon die einzige Kritik, stattdessen lobe ich einfach nochmal die atmosphärische Kolorierung ;-) Ein Lob gibt es auch wieder für die „Bunten Dimensionen“ (welche mir dankenswerterweise Rezensionsmuster zur Verfügung stellten), denn die Druckqualität der drei jeweils 56 Seiten starken Hardcover war makellos. So geht der Preis von jeweils 15 € vollkommen in Ordnung, auch wenn die Geschichte von hier bis zum Verlagssitz in Augsburg schreit „gib mir nen Sammelband!“ :-P Fazit: Die Comic-Trilogie „Blei im Schädel“ (Link) bietet einen ungemein unterhaltsamen, atmosphärisch dichten Krimi-Action-Thriller. Für Genre-Fans sehr empfehlenswert :-D
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