Diese Mischung habe ich auch noch nicht erlebt: Ein klassisches Mystery-Jugendabenteuer über Zeitreisende und ein Geisterschiff, gepaart mit knallharter „James Bond 007“-Agenten-Action inklusive schwer bewaffnetem Superschurken. Kann das überhaupt funktionieren? Ja, kann es, wenn man ein renommierter Autor wie Philip Pullman ist und dazu auch noch einen fähigen Zeichner an Bord holt :-)
Die eigentliche Handlung lässt sich auf wenige Sätze herunterbrechen: Bei einer Segeltörn im Pazifik geht die junge Serenda über Bord. Welch ein Glück, dass sie vom Titelhelden John Blake gerettet wird, der, nachdem ein Experiment schief lief, nun dazu verdammt ist mit seinem Geisterschiff und einer aus verschiedensten Epochen zusammengewürfelten Crew durch Raum und Zeit zu reisen. Gnadenlos verfolgt wird er dabei vom großkapitalistischen Kommunikationsmogul Dahlberg, welcher ein ganz privates Interesse am Titelhelden hat: Denn John kann beweisen, dass Dahlberg nur durch den Mord an einem Konkurrenten zu dem marktführenden Technik-Guru wurde, der er nun ist. Als sich die Schlinge um John immer weiter zuzieht, erhält er plötzlich Unterstützung von unerwarteter Seite: Der britische Elite-Agent mit Tötungslizenz Bond... ähm natürlich Blake, Roger Blake – wobei die optischen wie inhaltlichen Anleihen an 007 mehr als offensichtlich sind – wird auf den Fall angesetzt.
„Die Abenteuer von John Blake: Das Geheimnis des Geisterschiffs“ von Autor Philip Pullman ist eine ganz klar strukturierte und erzählerisch vorwärtsdrängende Mystery-Action-Geschichte, welche trotz ihres Umfangs von 160 Seiten kaum nennenswerte Story-Schlenker absolviert, unerwartete Geheimnisse enthüllt oder gar Spannungshänger bietet: Die Rollen von gut (Titelheld Blake und 007-Double Blake) und böse (Superschurke Dahlberg plus seine brutalen Handlanger) sind klar nach einem schwarz/weiß-Schema ohne jegliche Grauzonen verteilt, die Geschichte steuert nach einer recht kurzen Exposition und knappen Charakterisierung zielgerichtet und actionreich (u.a. mit den im Genre obligatorischen Verfolgungsjagden) auf das finale Zusammentreffen aller Charaktere zu – Im Prinzip also alles wie bei einer klassischen, wenn auch für ältere Kinder geeignete 007-Geschichte (das empfohlene Alter „ab 12“ geht voll in Ordnung), nur halt dass es dazu zwei jugendliche Protagonisten gibt, von denen einer auch noch durch Zeit und Raum reisen kann ;-)
Der Eindruck eines Mystery-007 wird zudem verstärkt durch den sehr nüchtern-klaren, aber doch weitestgehend atmosphärischen Zeichenstil von Fred Fordham, welcher sofort an die aktuellen 007-Comics „Vargr“ (Link) und „Eidolon“ (Link) erinnert. Präsentiert werden „Die Abenteuer von John Blake“ in der gewohnt gelungenen Druckqualität von „Carlsen Comics“ (welche mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellten), sodass der Preis von 19,99 € für ein 160 Seiten starkes Hardcover durchaus in Ordnung geht.
Fazit: Okay, jetzt genug auf den 007-Vergleichen rumgeritten: „Die Abenteuer von John Blake: Das Geheimnis des Geisterschiffs“ (Link) ist ein inhaltlich wie zeichnerisch gelungener Jugendcomic, der mit seiner schörkerlosen Vermischung von Mystery-Abenteuer und Agentenaction trotz etwas plakativer Figuren gut unterhält. Ich hoffe inständig auf weitere Geschichten :-D