Ich weiß nicht warum, aber irgendwie bin ich mittlerweile voll der Steampunk-Fan geworden. Was für eine glückliche Fügung, dass die Comic-Spezialisten vom „Splitter Verlag“ da nun auch noch eine neue Serie am Start haben: „Lady Mechanika“ heißt die attraktive Protagonistin dieser (unter Vorbehalt (Link)) dreibändigen Reihe. Im Auftaktband muss sie „Das Geheimnis der mechanischen Leiche“ lüften, mal gucken ob sie das auch hinkriegt ;-) Die Geschichte geht gleich zu Beginn die Vollen: Eigentlich will Lady Mechanika nur einen vermeintlichen Dämonen jagen, welcher die Stadt terrorisiert. Doch als sie ihn in die Enge gedrängt hat, offenbart er ihr, dass er nicht nur auch halbmechanisch ist, sondern dass die Beiden sogar den gleichen Schöpfer haben. Bevor er jedoch verraten kann, wer das denn nun ist, wird er von einer Horde Kopfgeldjäger um den fiesen Doktor Littleton erschossen… Ein knappes Jahr später: Ein mechanisch verändertes Mädchen flieht vor ihren Häschern. Denen entkommt sie zwar knapp, letztendlich erliegt sie jedoch ihren Verletzungen. Lady Mechanika, immer noch auf der Suche nach ihrer Vergangenheit, ermittelt nun auf eigene Faust. Allerdings scheint sie dabei nicht allein zu sein, denn vor ihren Augen wird ihr die Leiche weggeschnappt. Zugleich greifen sie die Bösewichte an, welche zuvor das Mädchen jagten – Angeführt von ihrer ehemaligen besten Freundin… Eine sehr figurbetont angezogene und wirklich auf fast jeder Doppelseite irgendwie aufreizend posierende Protagonistin (und wenn diese mal nicht im Bild ist, posiert ihre ebenso aufreizende Rivalin), dazu ein superfieser Oberbösewicht und schrullige Nebenfiguren – Das sind die Zutaten, welche in „Das Geheimnis der mechanischen Leiche“ mit einer großen Portion Steampunk-Atmosphäre und einer düsteren, in die Vergangenheit zurückreichenden Hintergrundgeschichte verquirlt werden. Daraus entsteht dann zwar bei weitem kein erzählerisches Meisterwerk, aber zumindest ein unterhaltsamer und vor allem stimmungsvoller Mix – Aber als Leser hat man trotzdem die ganze Zeit das Gefühl, hier wäre noch so viel mehr gegangen… Das Problem bei „Lady Mechanika“ ist einfach, dass es in keinem Bereich wirklich hervor sticht, sondern immer nur zwischen „vollkommen in Ordnung“ und „ganz okay“ schwankt: Die Figuren an sich, von denen lediglich die Protagonistin näher betrachtet wird, wirken allesamt etwas generisch und schaffen es nicht zum Leser eine emotionale Verbindung aufzubauen – Selten war mir eine Protagonistin, bei der sich die Geschichte so stark auf diese fokussiert, so dermaßen egal. Und wo ich gerade beim Stichwort Geschichte bin: Diese plänkelt genüsslich vor sich hin und ergießt sich in Andeutungen an größere Zusammenhänge und dunkle Vergangenheiten, müsste aber beim Erzähltempo noch etwas zulegen und dem Leser auch mehr Hintergrundinformationen liefern. Leider reißt hier auch die Präsentation nichts raus: Gerade die handlungsrelevanten bzw. -voranschreitenden Abschnitte, welche den Großteil des Comics ausmachen, bestehen zu oft nur aus einer Aneinanderreihung von Portraits oder Standbildern, in welchen Dialoge in langatmigen Mehrfachsprechblasen aufgesagt werden. Dadurch geht einfach jede Dynamik verloren, was im krassen Kontrast zu den wenigen, aber dafür umso imposanteren Actionszenen steht. Unabhängig vom verbesserungswürdigen Storytelling sind die Zeichnungen jedoch sehr gefällig und tragen besonders dank der Farbstimmung immens zur Atmosphäre bei. Ansprechend präsentiert werden diese wiederum durch die sehr gute Druckqualität vom „Splitter Verlag“ (welcher mit dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte), welche 19,80 € für das 112 Seiten umfassende Hardcover (inkl. Bonusteil mit noch mehr aufreizenden Bildern der Protagonistin) verlangt. Fazit: Viel Brust, wenig dahinter – „Lady Mechanika #1 Das Geheimnis der mechanischen Leiche“ (Link) liegt in sämtlichen Belangen (Figuren, Handlung, Präsentation) irgendwo zwischen „ganz okay“ und „vollkommen in Ordnung“. Durchaus unterhaltsam, aber da wäre noch so viel mehr gegangen…
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