Je niedriger man die Messlatte legt, umso höher kann man drüber springen – Selten traf das so zu wie auf meine Erfahrungen bei der heute zu Ende gegangenen „Comic Con Germany“ (Link) in Stuttgart. Denn nach meinen, mal diplomatisch ausgedrückt, „gemischten“ Erfahrungen bei der Konkurrenzveranstaltung in Frankfurt wollte ich eigentlich gar nicht erst hin. Aber wirklich jeder Blogger-Kollege insistierte, dass ich nach Stuttgart müsse, weil die Veranstaltung viel cooler und der Veranstalter viel professioneller sei – Da musste ich mich ja doch mal selber überzeugen ;-)
Und ohne jetzt groß drumherum zu reden: Recht hatten sie! Die diesjährige GCC war großartig und hat richtig Bock gemacht :-) Und was, gerade im Vergleich zu Frankfurt noch viel wichtiger ist, sie hat den Begriff „Comic“ in ihrem Namen wirklich verdient! Warum das so ist, möchte ich gerne wie beim Con-Report (Link) aus Frankfurt (ich versuche nicht zu übertreiben, aber einige Vergleiche kommen dann doch mal) anhand der einzelnen Punkte erklären:
Comics: Im Prinzip sagt es schon alles aus, dass dieser Punkt jetzt gleich an oberster Stelle steht, anstatt wie in Frankfurt ganz unten ;-) Das lag sicherlich primär daran, dass einige wirklich große Verlage vor Ort waren (ganz groß “Panini Comics“, aber beispielsweise auch „Cross Cult“, „Plem Plem Productions“, „Dani Books“, „Splitter“, „Salleck Publications“, „Egmont“, „Pyramond“ etc.), welche teilweise auch namhafte Zeichner für Signierungen dabei hatten, sowie eine ganze Reihe wirklich sehr talentierter Indie-Künstler/Selbstverleger. Gerade bei den Indie-Künstlern, die ich um ein paar Euro reicher gemacht habe, gerate ich fast ins Schwärmen ;-) Eine geballte Ladung Talent, hier war wirklich für jeden Geschmack etwas dabei. Auch die Bühne in der Comic-Zone hatte ein ansprechendes Programm mit Lesungen und Workshops. Kurz: Als Comic-Purist konnte man schon einige Zeit verbringen, auch wenn andere Themen (Stars, Cosplay, Shopping) letztendlich mehr Platz einnahmen und gefühlt für viele Besucher eher die Hauptgründe des Erscheinens waren. Daher gleich weiter mit…
Cosplay: Gab es reichlich (teils waren ganze Familien verkleidet) und nicht selten in einer hervorragenden Qualität :-D Meinen tiefsten Respekt an all die Jungs und Mädels, die so viel Arbeit und Liebe in ihre Kostüme stecken. Subjektiv würde ich einfach mal behaupten, dass Harley Quinns und Manga-Figuren die Mehrzahl bildeten, aber eigentlich war so ziemliches jedes Comic-, Film- und Game-Franchise abgedeckt. Es gab eine ganze Reihe an Programmpunkten für diese Zielgruppe, neben den vielen Workshops stach hier besonders der Wettbewerb am Samstagnachmittag hervor.
Stars: Stars gab es auch eine ganze Menge – Naja, zumindest laut Programmheft, denn ich war so mit dem Programm in Halle 1 und im Atrium beschäftigt (die Stars waren in Halle 3), dass ich nur noch die letzten Reste am Sonntagnachmittag im Vorbeigehen gesehen hab ;-) Von den Anwesenden hat mich persönlich kaum wer interessiert (und bei den Helden meiner Kindheit war ich eher erschrocken, wie alt die geworden sind :-P), aber gerade in den sozialen Netzwerken wurden einige Panels und Fotosessions ordentlich abgefeiert. Ebenfalls aus den entsprechenden FB-Gruppen konnte ich Unmut darüber vernehmen, dass einige Gäste wieder kurzfristig abgesagt haben.
Filme: Es gab u.a. ein Panel für den bald erscheinenden SciFi-Film „Valerian“ sowie für die beiden Serien „The Tick“ und „Legion“. Letztere gehört zum „X-Men“-Universum, genau wie der im Frühjahr erschienene Film „Logan – The Wolverine“. Dieser wurde in der in zwei Wochen erscheinenden „LOGAN Noir“-Version exklusiv für Pressevertreter (tatsächlich, da gehörten ich sowie meine Begleitung Freya dazu :-D) gezeigt und ich war sehr angetan :-) Ich kannte schon die „bunte“ Version aus dem Kino, aber in schwarz-weiß war es wirklich nochmal ein Stück atmosphärischer und intensiver. Eine Sitzreihe vor mir flossen am Ende gar ein paar Tränen ;-)
Shopping: Für so ziemlich für alles, was irgendwie mit der Thematik Comic/Cosplay/Japan zu tun hatte, konnte man in irgendeiner Form Geld ausgeben. Es gab neben Filmen und Comics natürlich auch das übliche Merchandise wie T-Shirts, Caps, Figuren und Tassen sowie allerlei Cosplay-Artikel (theoretisch konnte man sich vor Ort einkleiden :-)). Aber eben auch exotische Produkte wie japanische Süßigkeiten und sogar Geschirr. Da blutete der Geldbeutel, wie auch beim Kauf von…
Essen & Trinken: Es gab verschiedenste Stände (Burger, Pizza, Flammkuchen, Chili, Obst – da war für jeden was dabei), welche preislich zwischen ganz okay (Pizza für 4 €, ein hervorragender PulledPork-Burger für 6,50 € - so viel zahlt man auch auf dem Jahrmarkt) und hart grenzwertig (eigentlich alle Getränke, besonders negativ in Erinnerung blieb mir das 0,5er Mineralwasser für 3,50 €) schwankten. Negativ war hier die Planung der Stände, gerade zu Stoßzeiten blockierten die Warteschlagen den Weg und reichten bis in die Gänge hinein. Womit wir gleich überleiten zur…
Organisation: Gerade am Samstag war es richtig, richtig eng. Teils konnte man gar nicht recht gucken oder sich unterhalten, weil man einfach weitergeschoben wurde (was auch einige Standbetreiber, mit denen ich mich darüber unterhielt, bemängelten). Das war aus meiner begrenzten Perspektive aber so ziemlich das einzige große Problem, ansonsten lief für so eine Großveranstaltung alles reibungslos. Man merkt, dass die Veranstalter und auch die Messe Stuttgart wissen, was sie da tun ;-) Auch das Personal war zum ganz überwiegenden Teil freundlich und unkompliziert; ich habe aber so nebenbei mitbekommen, dass es wohl bei den Taschen- und Waffenkontrollen ein paar Unstimmigkeiten gab, kann da aber nichts Näheres zu sagen.
Und was gab es sonst so?: Auch wenn man nicht die ganze Zeit Stars angucken oder seine Zeit bei den verschiedenen Programmpunkten absitzen wollte, konnte man sich gut beschäftigen. Es gab einige wirklich coole Ausstellungsstücke, beispielsweise war ich massiv von den Lego-Bauwerken begeistert und Freya von der „Sailor Moon“-Sammlung. Zudem konnte man sehr viele Fan-Gruppen bewundern, den Segway-Parcour meistern, sich über Exit-Games informieren und am „Asmondee“-Stand verschiedene Brett- und Kartenspiele ausprobieren. Besonders genannt werden muss noch der Stand vom "Verlag Torsten Low", der zwar thematisch eher medium auf so eine Veranstaltung passte (laut ihm waren aber einige Besucher an deutscher Indie-Literatur interessiert), dessen gleichnamiger Verleger aber so viele Anekdoten rausgehauen hat, dass man an seinem kleinen Stand problemlos über eine Stunde verbringen konnte :-)
Und die Leute?: Wie erwartet habe ich ein sehr heterogenes Publikum angetroffen. Vom Familienausflug über die Cosplayer bis hin zum Comic-Nerd war alles dabei, wobei gefühlt die beiden Erstgenannten deutlich in der Überzahl waren. Die Stimmung war insgesamt gut und ausgelassen, auch wenn man im dichten Gedränge doch einige genervte Gesichter ausmachen konnte.
Hat es sich gelohnt?: Definitiv! Allein mit Rumgucken und Geldausgeben war ich den gesamten Samstag über in der Halle 1 beschäftigt ;-) Der kleine Seitenhieb muss sein: Kein Vergleich zu Frankfurt, wo ich nach zwei Stunden schon alles gesehen hatte :-P Und dann war der Eintrittspreis von 25 € für das Tagesticket auch noch ein paar Euro günstiger.
Letztendlich ziehen Freya und ich also ein sehr positives Fazit: Nichts erwartet, aber viel bekommen – Die „Comic Con Germany 2017“ war generell sehr unterhaltsam und hat, da hier auch Comic-Freunde gut bedient wurden (wenn auch Cosplay und Stars die Hauptattraktionen waren) ihren Namen verdient. Nächstes Jahr gerne wieder :-D