Bekanntermaßen nutze ich meinen Blog sehr gerne, um die hoffnungsvollen Projekte talentierter NachwuchsautorInnen und -KünstlerInnen bekannter zu machen. Als ich beim Stöbern auf den einschlägigen Crowdfunding-Plattformen den Manga "Dark Shadows Of God" (Link) entdeckte und dazu auch noch las, dass die russische Zeichnerin Alicia Matrenitski (Link) gerade mal 16 Jahre jung ist, war natürlich klar, dass ich sie zu einem Interview bitten musste :-) Und was soll ich sagen, jetzt weiß ich, wie man mit Wodka malt :-D Hallo, Alicia. Stell Dich doch bitte erst einmal den Leserinnen vor.
"Hallo. Ich heiße Alicia Matrenitski und bin vor kurzem 16 geworden. Ich habe früher in Sankt-Petersburg in Russland gelebt, aber vor eineinhalb Jahren bin ich nach Berlin umgezogen. Ich spreche Russisch, Englisch und jetzt noch Deutsch. Aber es ist noch nicht perfekt, also entschuldigt bitte meine Sprache."
Wie kamst Du zum Manga-Malen und wie wurdest Du in so jungen Jahren schon so gut? Welche Zeichenstile und Künstler beeinflussen Dich?
"Das ist eine lange Geschichte: So lange ich mich erinnern kann, habe ich immer Comics gezeichnet. Aber sie waren nur kurz und nicht immer sinnvoll. Ich zeichnete sie nur wenn ich Langeweile hatte. Mit 13 habe ich mich für Comics von berühmten Firmen wie DC und Marvel interessiert, daher versuchte ich meine eigenen Comics im ähnlichem Stil zu zeichnen. Doch ich zeichnete damals zu selten und meine Fähigkeiten reichten nicht dafür. Beim Umzug nach Deutschland, mit 14, habe ich zum ersten Mal die Kultur der Animes und Mangas kennengelernt. Da habe ich gemerkt, dass mir diese japanische Kunstrichtung sehr gefällt und ich auch so etwas machen wollte. Sehr beeinflusst hat mich Yana Toboso, die Autorin des “Black Butler”. Von ihrem Stil, ihrer Ziererei und der Feinheit der Linien war ich sehr begeistert. Am Anfang hatte ich keine Freunde in Berlin und nicht so viel anderes zu tun. Das war sehr hilfreich, weil ich jeden Tag mehrere Stunden mit dem Bleistift und Papier verbringen konnte - Wenig später konnte man schon meine Fortschritte sehen. Wirklich, Übung macht den Meister :-) Ein bisschen Talent muss man auch haben, aber es ist nicht so wichtig. Und auch jetzt versuche ich noch immer viel zu lernen und trainieren, um meine Fähigkeiten zu verbessern."
Stell Dein Projekt “Dark Shadows Of God” doch bitte kurz vor.
"Gern. “Dark Shadows Of God” (Link) ist ein Manga über eine Akademie für Kinder mit außergewöhnlichen Fähigkeiten. Dort wird ihnen gelehrt, wie sie ihre Mächte kontrollieren können. Manche, wie die Hauptfigur Tommy, befinden sich nahezu von ihrer Geburt an dort und sie haben nichts außer der Akademie gesehen. Deswegen trainieren sie fleißig, um in gemeinnützige Trupps einzutreten, die außerhalb der Akademie operieren. Tommy, der einem dieser Trupps beitreten durfte, lebt mit der Vorstellung, dass diese Welt wunderbar ist - Doch als er auf die Realität trifft, verändert ihn das."
Kannst Du bitte noch ein wenig genauer auf die Story und die Charaktere eingehen?
"Ja, sicher. Die Akademie hat drei Trupps: “Protectors” (das Militär), “Intelligence” (den Aufklärungstrupp) und “Fameless” (der stärkste Trupp). Tommy Miln, unsere Hauptfigur, will in den Fameless-Trupp eintreten und macht alles dafür. Er hat eine destruktive Macht, die er nicht immer kontrollieren kann. Sein Freund Dorian, oder einfach Dore, ist schon lange im Fameless und hilft Tommy beim Trainieren. Aber das machen sie heimlich, weil “Der Kopf” der Akademie es verboten hat. Im Laufe eines Trainings greift sie ein Mutant-Maulwurf von “Phönix”, einer feindlichen Organisation, an. Nach langem Kampf kann Tommy gewinnen und somit das Leben Dores retten. Diese Ereignisse geben dem Jungen die Möglichkeit Fameless beizutreten. Und jetzt ein bisschen über den Figuren. Tommy Miln ist ein fünfzehnjähriger Junge mit einem starken Sinn für Gerechtigkeit, aber wenig Taktgefühl. Seine Fähigkeit ist es, einen dämonischen Kater namens Teruo zu beschwören. Trotz seines zänkischen Charakters ist er in der Akademie sehr beliebt, aber er hat einen Gegner namens Neko (tatsächlich heißt er Jimm Fayne, aber alle nennen ihn Neko). Ash und Olivia sind Tommys Freunde, die zwar nie an ihm zweifeln, ihn aber immer veräppeln. Graubart Xenobia ist der Einzige von 7 überlebenden Begründern und der derzeitige Leiter der Akademie. In “Dark Shadows Of God” gibt es viele nette Figuren, aber noch mehr Charaktere, die nicht so nett sind."
Wie kam es zu dieser Geschichte? Wie wurdest du inspiriert und welche Entwicklungsschritte hat das Projekt durchgemacht?
"Ursprünglich sollte es eine Zombie-Story werden. Die Hauptfigur war ein Mädchen namens Noemi, die ältere Schwester von Tommy. Tommy war einfach einer Randfigur und musste sofort in der ersten Schlacht sterben ;-) Und das Sujet erinnerte an "The Walking Dead": Zombies, Blut, Tod und Hoffnungslosigkeit. Aber nicht alles hat mir daran gefallen, daher habe ich mein Szenario gewechselt. Zuerst habe ich Superkräfte hinzugefügt, danach habe ich die Geschichte so umgebaut, dass Zombies nicht mehr die Hauptrolle spielten. Zuletzt habe ich noch grausame, hautessende Götter hinzugefügt. Die Handlung wurde sehr oft überarbeitet und von einer typischen Horror-Story kam ich zu einer Mystery/Action-Geschichte."
Du finanzierst den Comic ja per Crowdfunding, warum wählst Du nicht den “klassischen” Weg über Verlage? Und was passiert, und das will ich nicht hoffen, wenn die Zielsumme nicht zusammenkommt?
"Primär möchte ich meine Unabhängigkeit behalten. Wenn man mit einem Verlag arbeitet, muss man Kompromisse machen. Den Manga habe ich nicht als kommerzielles Projekt, sondern als einen Versuch der Selbstverwirklichung gezeichnet. Wenn es auf StartNext nicht klappt, werde ich versuchen meine Idee mit Hilfe der anderen, berühmteren, enger spezialisierten und vielleicht größeren Crowdfunding-Plattformen zu realisieren."
Gibt es schon Pläne für weitere Comics, falls das Crowdfunding klappt? Hast Du vielleicht schon die Idee für eine Fortsetzung?
"Natürlich! Die erste Band des Mangas ist nur ein kleiner Teil einer großen Geschichte. Die ganze Story ist bereits durchdacht und alles, was ich weiter tun muss, ist die Gedanken aufs Papier zu bringen."
Hast du für angehende Comic-Zeichner ein paar Tipps & Tricks?
"Gerne. Einen Trick benutze ich ziemlich oft: Wenn ihr Mangas lest, seht ihr sehr oft irgendwelche Teile, die grau ausgemalt sind oder mit einem Pattern ausgefüllt. Das können irgendwelche Muster, Prints oder Actionlinien sein. Diese Elementen heißen Rasterfolien oder Screentones. Diese kann man entweder mit dem Computer auftragen oder als Sticker aufkleben. Die professionelle Rasterfolien muss man teuer kaufen, auch weil man verschiedene Arten haben muss. Aber man kann jede Rasterfolie selbst zu Hause machen: Dafür braucht man einen Tesafilm, einen Drucker, Watte und Wodka. Ihr druckt das Muster, dass ihr für euren Manga braucht, aus. Danach klebt ihr den Tesafilm darauf, befeuchtete ihn mit in Wodka getränkter Watte und zieht dann das Papier ab. Jetzt habt ihr tolle Rasterfolie und könnt sie gern aufkleben. (Anmerkung des Bloggers: Wem das zu schnell ging, am Ende des Interviews gibt es eine Schritt-für-Schritt-Anleitung in Bildern. Und tatsächlich, das funktioniert! ;-)) Und noch was zum Zeichnen: Egal, ob du Talent hast oder nicht, es geht nur um deinen Leistungswillen und eifrige Arbeit. Natürlich wird das schwer und hart, doch je schwerer die Arbeit, desto mehr wird das Resultat dich freuen."
Ich danke Dir herzlich für das Interview und verweise noch einmal gerne auf das Crowdfunding (Link), welches noch bis Monatsende läuft und bereits ein Fünftel der Zielsumme erreicht hat. Das signierte Buch, welches ca. 150 Seiten umfassen wird, gibt es bereits ab 12 € :-) Und nun nochmal in Fotos die Anleitung zum Malen mit Wodka:
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