„Ultima Ratio – Im Schatten von MUTTER“ hat sich mittlerweile zu einem echten Geheimtipp und Genre-Leckerbissen entwickelt. Ein Glücksfall, gab es doch zum Start des W4-Systems recht viel Kritik. Autor Nikolas Tsarmourtzis ließ sich von dieser aber nicht abschrecken, sondern lieferte nach und nach immer bessere Quellen- und Ergänzungsbände (Link) ab :-) 

Nun erscheint mit „Harlands Loch und der Dyson-Gürtel" die vierte Erweiterung, welche das SciFi-Cyberpunk-Rollenspiel (Link) nicht nur um einen spannenden neuen Schauplatz erweitert, sondern sich auch meinem größten Kritikpunkt annimmt! Die Erweiterung startet, wie schon aus den vorherigen Bänden bekannt, mit einem kleinschrittigen Inhaltsverzeichnis (Seite 2; Seite 1 ist das wundervolle Cover). Dann geht es auch schon mit einem kurzen und recht unspektakulären Abriss der Geschichte (Seite 3 – 4) los, bevor die wichtigsten Ortschaften des Dyson-Gürtels vorgestellt werden (Seite 5 – 10). Hier finden sich neben mannigfaltigen Raumstationen alle möglichen Bergbaukolonien, wobei die größeren im Besitz der Megakonzerne sind, während die kleineren (und auch bereits aufgegebenen) von Glücksrittern und Schmugglern besetzt sind, welche von umherstreifenden Marshalls gejagt werden – Irgendwie hatte ich die ganze Zeit das Gefühl eines Wilden Westens im Weltraum, was definitiv cool ist :-D 

 
Die Seiten 11 – 17 behandeln dann die ehemals erste zivilen Kolonie unter Audas Aufsicht, gebaut auf einem der größten Asteroiden des Dyson-Gürtels (ca. 170 km Durchmesser) mit dem despektierlichen Namen „Harlands Loch“. Hier erfährt man zu Beginn, wie man dort überhaupt hinkommt und welche Formalitäten es gibt, bevor sich ein langer Abschnitt mit dem Leben in dieser ehemaligen Tagebau-Kolonie befasst. Wie schon in den vorherigen Publikationen findet Nikolas hier das richtige Maß um möglichst viele Informationen auf wenigen Seiten unterzubringen. Einige Punkte mögen daher vielleicht etwas oberflächlicher wirken, aber um einen guten ersten Eindruck von dem Setting zu erhalten reicht es allemal. So befasst sich dieses Kapitel auch mit dem Alltag in der Kolonie, beispielsweise mit dem gravierenden Platzmangel (immerhin drängen sich 784.545 Außerirdische auf engstem Raum, sodass auch Obdachlosigkeit ein gängiges Phänomen ist). Anschließend werden die sieben Distrikte mitsamt ihrer ihrer Bevölkerungsstruktur und nennenswerter Orte auf den Seiten 18 – 26 vorgestellt. Die folgenden zwei Seiten befassen sich mit dem Beruf des „Freischaffenden“, was in so ziemlich jedem Aspekt (Rekrutierung, Auftragsannahme, Teamzusammenstellung etc.) ganz genau dem Job des Runners in „Shadowrun“ entspricht. Irgendwer muss diese „Freischaffenden“ natürlich anheuern, daher werden auf den Seiten 29 – 32 verschiedene Firmen, Sekten, Kulte, Söldner, Widerständler etc. genannt. Dies ist eher ein ganz grober Überblick, bevor auf den Seiten 32 – 38 „Die Großen Sechs“ vorgestellt werden. Diese sind sozusagen die großen Spieler im kriminellen Milieu, welche jeweils eine eigene Agenda mit Zielen, Betätigungsfeldern etc. verfolgen. Natürlich kommt man an deren Chefs nicht so leicht ran, daher werden auf den Seiten 39 – 50 viele verschiedene Kontakte aufgezeigt, von denen acht jeweils ganzseitig vorgestellt werden. Gerade auf diesen acht Seiten glänzt das „Ultima Ratio“-Universum mit seinen phantasievollen Außerirdischen: Vom rachsüchtigen roten Schlangenwesen bis zur durchgeknallten KI-Projektion ist alles dabei :-) 

 
Nun folgen noch auf den letzten Seiten (51 – 59) die Informationen für den Spielleiter. Und, ich hatte es ja schon in der Einleitung angesprochen, endlich wird mein größter Kritikpunkt ausgemerzt: Es gibt endlich mal ein vorgefertigtes Abenteuer! Okay, ich muss meine Begeisterung gleich wieder etwas zügeln, denn es handelt sich nur um ein Kurzszenario (Seite 52 – 55) und das ist auch noch nicht mal sehr spektakulär (“Durchsuche die verlassene Kolonie“) oder irgendwie „Ultima Ratio“'ig – Aber hey, besser als nix :-P Systemeinsteiger, gerade auch Neuspielleiter, sollten hiermit aber einen vergnüglichen Abend verbringen. 

 
Optisch macht das 60 Seiten umfassende, broschierte A4-Softcover wieder eine Menge her. Das Titelbild habe ich ja bereits gelobt, aber auch die restlichen Illustrationen fügen sich diesmal sehr gut zu einem Gesamtbild zusammen – Bei einigen vorherigen Bänden hatte man durchaus gemerkt, dass die Bilder von verschiedenen Künstlern zusammengekauft wurden, hier ist dies glücklicherweise aber nicht so :-) Das Layout ist wie immer übersichtlich und gelungen, auch das Lektorat hat gut gearbeitet. Die Druckqualität stimmt ebenfalls, sodass der vom „Heinrich Tüffers Verlag“ (welcher mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) verlangte Preis von 12,95 € vollkommen in Ordnung geht. 

Fazit: Die Veröffentlichung hatte sich ja verzögert, weil Nikolas das bestmögliche Produkt präsentieren wollte. Und tatsächlich, die Wartezeit hat sich gelohnt! „Ultima Ratio: Harlands Loch und der Dyson-Gürtel“ (Link) ist ein sehr gelungener Quellenband für alle SciFi-Cyberpunk-Fans :-)