Ralf "Orkpack" Kurtsiefer hatte ich ja nun schon zweimal zum Interview. Aber aller guten Dinge sind drei, daher beginnen wir diesen Artikel nicht mit dem obligatorischen "Wer bist du?" sondern mit folgendem großartigen Statement von Ralf: "Gedichte, super Bilder, orchestrale Musik... Eigentlich ist das, was wir da im Fantasy-Rollenspiel-Bereich machen, verdammte Kunst :-) Normalerweise sollten uns die Öffentlich-Rechtlichen mit ihrem Kulturauftrag die Bude einrennen ;-) " - Na mit so einem Einstieg kann es doch nur ein großartiges Interview werden :-D Hallo Ralf, willkommen zurück zum mittlerweile dritten Interview! Glückwunsch zur neuen CD! Aber erzähl den Lesern doch bitte erstmal worum es sich genau handelt.
"Hi Philipp, bei den CD´s ging es mir vor allem darum, Aventurien um ein kleines Stück zu bereichern. Ein bisschen lebendiger und vielleicht noch authentischer zu gestalten. In den alten DSA4-Regionalbänden wurde oft über Musik und Kunst geschrieben. Es wurden sogar Texte und Gedichte darin veröffentlicht. Ich wollte diese lebendig machen. Eine weitere große Quelle der Inspiration sind die Vademeki, auch die waren eine reine Fundgrube um dazu Musik zu machen. Bei diesen CD´s geht es aber nicht nur darum, Musik für den Rollenspieltisch zu machen. Ich wollte auch Inspirationsquelle sein. Ich bin davon überzeugt, dass die CD den vielen Meistern in diesem Lande Hilfe beim Erfinden Ihrer Geschichten in der Aventurischen Region sein kann... Also ähnlich wie auch der Regionalband selber. Wer weiß, wenn jemand besonders zugänglich für Musik ist, vielleicht kann sie sogar Schreibblockaden lösen."
Die CD wurde ja von deinem Kreativteam komponiert. Stell das Team doch bitte mal vor. Und wer übernimmt dort welche Aufgabe?
"Das Team ist meine DSA-Runde, plus Arne Schippman (der Baron von Blauenburg), einem guten Freund von uns allen. Arne spricht die männlichen Stimmen ein und ich finde wir haben mit ihm eine echte Entdeckung gemacht… Soll heißen, er macht das großartig. Cornelius Pees und Melanie sind unsere Texter. Sönke Kaufmann und Cornelius sind außerdem noch diejenigen, die sich am besten in Aventurien auskennen und nochmal über alles drüber sehen was ich so mache. Wir sind also genau so organisiert wie N.W.A.: Cornelius und Melanie sind Ice Cube, Sönke ist DJ Yella, Arne ist Easy E und ich bin Dr. Dre."
Die Thematik ist mit der DSA-Spielwelt und dort speziell mit "Die Streitenden Königreiche" recht fokussiert. Wie wurdest Du dadurch in deiner Arbeit beeinflusst?
"Na zu 100%! Ich finde, dass jede Region für die ich bisher komponiert habe, unendlich viel Tiefe und Potential hat. Es war für mich eine der inspirierensten Erfahrungen, dafür komponieren zu dürfen. Und es hätten ohne Probleme noch 20 Tracks mehr werden können, wenn ich genug Zeit gehabt hätte… Aber man soll es ja auch nicht übertreiben."
Ist so ein enges Themenfeld Fluch oder Segen für einen Komponisten?
"Normalerweise mehr Fluch, aber in diesem Fall absolut nicht, da der "Ulisses Verlag" mir sehr viel künstlerische Freiheit gelassen hat. Normalerweise bekommt man immer einen Aufpasser an die Seite. Das ist nicht immer förderlich. So ein typisches Beispiel ist, wenn dir dann jemand sagt, das Stück muss besonders brachial sein. Musiker wissen, dass Musik immer aus Gegensätzen besteht. Wenn in dem Stück nichts sanft ist, dann kann auch nichts brachial klingen. Wenn nichts Mono ist, dann klingt auch nichts Stereo. Es gibt kein laut ohne leise. Aber wie gesagt, diesmal durfte ich das ziemlich selbstständig entscheiden."
Wie hast Du es geschafft trotzdem thematische Abwechslung hereinzubringen?
"Ich finde das wichtigste ist, eine echte musikalische Idee. Heute geht’s den Meisten nur noch darum, durch den Sound zu beeindrucken… Ich stehe mehr auf Inhalt. Und da passt DSA wie ich finde, gut zu mir. Wir haben beispielsweise überlegt, dass man ein Wiegenlied in fast jeden Plot einbauen könnte und dass das emotionale Tiefe in ein Abenteuer bringen kann… Also haben wir eins geschrieben und ich finde es mittlerweile das beste Stück auf der CD. Dann kam Cornelius mit der Idee, einen patriotischen Text zu schreiben: „Nostria steh auf“. Neuesten Untersuchungen zufolge neigen Kleinstkinder schon dazu, sich zu einer Gruppe zugehörig zu fühlen und dann andere abzulehnen. Darum geht es auch bei Nostria und Andergast: um dieses tief in uns verwurzelte Verlangen, einer Gruppe anzugehören. Ich dachte mir, wäre es nicht super, wenn Menschen dieses Verlangen im DSA-Spiel ausleben würden… im Bewusstsein, dass es eigentlich nicht gut ist… vielleicht kann dies sogar zu weniger Gewalt in der Realität beitragen. Also haben wir das Stück gemacht. Das waren jetzt nur 2 Beispiele, aber jedes Stück hat seinen Grund. Und die Region bietet meiner Meinung nach halt automatisch viele tolle Themen, wenn man erst mal anfängt drüber nachzudenken"
Du hast ja schon mehrere Stücke für DSA komponiert. Konntest Du auf diese Erfahrungen zurückgreifen oder hast Du für die CD wieder bei null begonnen?
"Da hat mir vor allem geholfen, dass wir auch DSA spielen. Dann als Zweites mein Team und als Drittes natürlich die Erfahrung, seit Jahren für Rollenspieler zu komponieren."
Wie kamst Du eigentlich an die DSA-Lizenz? Muss man sich dafür bewerben oder dürfte selbst ich ein Lied schreiben?
"Nein nein nein… Ich habe keine DSA-Lizenz Ich arbeite immer im Auftrag für "Ulisses" oder "Uhrwerk". Das ist Auftragsarbeit. Veröffentlichen tun das die Leute von "Uhrwerk" und "Ulisses". Und die können das auch am besten. Ich konzentriere mich lieber aufs komponieren ;) "
Vielen Dank, wieder sehr interessant! Ich freu mich schon aufs bestimmt irgendwann mal kommende vierte Interview :-D Bis dahin verweise ich noch gerne auf deine Homepage (Link).
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