Der junge Lügen-Gott Loki ist wieder zurück! Nachdem er sich in „Liebesgrüße aus Asgard“, dem ersten Teil der Sammelband-Trilogie, neu erfand und als Asgard-Agent für das Gute kämpfte, erlebt er im nunmehr zweiten Teil sowohl seinen vorläufigen Helden-Höhepunkt als auch den tiefstmöglichen Fall. Und zwar nicht nur auf den Verlauf der Handlung bezogen, sondern auch auf deren Qualität... Die 132 Seiten umfangreiche Handlung von „Loki #2: Der Preis der Lüge“ besteht aus den „Agent of Asgard“-Comicheften 6 bis 11. Sie beginnt sehr vielversprechend: Der vermeintliche Bösewicht Dr. Doom reist in die Zukunft und erkennt, dass der ältere Loki alles zum Schlechteren wandeln wird. Also nimmt er den jungen Loki kurzerhand gefangen, doch da nimmt das Übel schon seinen Lauf... Was jetzt kommt, ist ein wenig verwirrend: Im Rahmen des der „Loki“-Handlung parallel verlaufenden „Axis“-Events (Helden werden Schurken und umgekehrt) trifft und bekämpft der Titelheld allerlei andere „Marvel“-Figuren. Dabei sind die Fronten ziemlich verschoben: Spider-Man ist beispielsweise immer noch ein Guter, aber auch Magneto und Sabretooth kämpfen jetzt gegen die von Red Skull korrumpierten X-Men und Avangers. Und Loki mittendrin, mittlerweile sogar so ein Guter dass er kurzzeitig Thors Hammer nutzen darf :-) Ich habe zu Beginn ja von einem Fall der Handlungsqualität geschrieben. Und dies ist dem „Axis“-Crossover geschuldet. Denn ja, Verwirrung kann spannend sein und im Prinzip wäre es diese Handlung auch. ABER wer den „Axis“-Handlungsbogen und auch einige andere Comics nicht kennt, wird auch bei mehrmaligem Lesen hilflos verwirrt zurück bleiben und kaum Lesespaß entwickeln. Unabhängig davon gibt es aber wieder viele wirklich gelungene Einzelszenen, die „Der Preis der Lüge“ nicht zu einem Komplettausfall degradieren. Die ersten zwei Kapitel rund um Dr. Doom und seinen Versuch, Loki zum Wohle der Zukunft zu vernichten, sind durchweg gelungen. Auch die vielen Kämpfe inklusive Einhorn-Verwandlung machen für sich genommen wirklich Spaß. Leider wird der Erzählfluss durch den Crossover-Ballast so stark gestört, dass diese guten Einzelszenen mich kaum zur Weiterverfolgung der Gesamtgeschichte motivieren konnten. Da merkt man den qualitativen Abfall zum ersten Teil deutlich: Ja, auch dort wurde auf andere Comicserien verwiesen und ja, auch dort war es am Anfang sehr verwirrend. ABER man konnte den ersten Teil auch als Einzelband zufriedenstellend verstehen, wichtige Fragen wurden im Handlungsverlauf aufgelöst. Hier aber steigt das Leseinteresse erst ganz zum Schluss wieder an, wenn Loki vom Helden zum Ausgestoßenen wird, da er seiner Vergangenheit nicht entfliehen kann. Dieses letzte Stück war es dann auch, was mich doch mit Spannung auf den letzten Trilogie-Band warten lässt. Optisch macht der Sammelband (welcher mit dankenswerterweise als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt wurde) wieder eine sehr gute Figur, auch wenn man den Zeichner- und Kolorierer-Wechsel zwischen den Kapiteln überdeutlich merkt. Welcher Stil dem jeweiligen Leser besser gefällt, ist natürlich Geschmackssache ;-) Die Übersetzung ist gelungen und die Druckqualität ist, wie vom „Panini Verlag“ gewohnt, gut. Die 14,99 € sind da vollkommen angemessen. Fazit: Nach dem ersten Sammelband habe ich ja die Hoffnung gehegt, nun würden einige offene Fragen beantwortet. Stattdessen geht die Haupthandlung in „Loki #2: Der Preis der Lüge“ (Link zum Panini-Shop) - abgesehen vom starken Anfang und den letzten paar Seiten - nur wenig voran, sie wird stattdessen weiter verwirrt und dem Crossover geopfert. Somit können nur „Marvel Comics“-Vielleser diesen alles in allem recht enttäuschenden Trilogie-Mittelteil genießen (diese dafür aber umso mehr).
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