Kürzlich hatte ich ein interessantes Gespräch mit einer etwas älteren Nachbarin: „Deine Internetseite da ist ja interessant, aber selbst bei den Bilderbüchern immer so viel mit Gewalt. Mach doch mal was für Kinder...“ und drückte mir die „Mosaik"-März-Ausgabe in die Hand. Also gut, warum nicht? Passenderweise begann mit der Ausgabe 483 auch gleich ein neuer Handlungsstrang, also ideal für einen Neuleser wie mich. Aus Befangenheitsgründen rezensiere ich aber erst die April-Ausgabe 484...
...weil die Ausgabe 483 (Link) tatsächlich in meinem Heimatdorf spielt! Da wäre der Lokalpatriotismus doch zu stark gewesen ;-) OK, also dann mal zur aktuellen Ausgabe unter dem Titel „Himmel und Hölle“ (Link), welche nahtlos an die vorherige Ausgabe anknüpft: Die drei koboldartigen Zeitreisenden Abrax, Brabax und Califax begleiten den angehenden Zeichenschüler Michael auf seiner Reise nach Wittenberg. Unterwegs fliehen sie vor ein paar aufgebrachten Bauern, lernen die angehende Nonne Käthchen kennen (logisch, dass sich Michael gleich mal in die verguckt) und gelangen schließlich nach Jeßnitz. Dort verkauft der Dominikanermönch Johann Tetzel gerade wort- und bildgewaltig Ablassbriefe... Schlussendlich gibt es noch eine kindgerechte Prügelei, als Michael versucht Käthchen aus den Griffeln der Tetzel'schen Mitarbeiter zu befreien, und mit Prinz Adrian von Schwarzburg wird schon mal ein zukünftiger Widersacher in Stellung gebracht.
Die etwas stark mit schwarz/weiß-Charakteren arbeitende Geschichte ist also nicht übermäßig kompliziert, aber für 36 Seiten vollkommen in Ordnung. Dabei ist sie nicht nur durchgehend kindgerecht (bei der Prügelei etwa wird Michael einfach am Kronleuchter aufgehangen), sondern, bezogen auf den Ablasshandel, durchaus lehrreich. Dazu gibt es einen 16-seitigen redaktionellen Mittelteil, bei dem die Hälfte aus kindgerecht aufgearbeiteten Hintergrundinformationen besteht (z.B. werden Ablasshandel und Reliquien genauer erklärt) und zur anderen Hälfte aus Leserbriefen und Werbung.
Der Zeichenstil ist sehr comichaft und farbenfroh. Die Figuren, gerade die Hauptcharaktere, sind recht einfach gezeichnet, dafür ist der Bildhintergrund detailreich. Auch Bewegungen kommen dynamisch rüber, manchmal jedoch gibt es zwischen den einzelnen Panels starke Sprünge sodass die Handlung etwas abgehackt wirkt (z.B. will man erst zum weit entfernten Boot rennen, im nächsten Panel ist man schon fast über den Fluss drüber). Ansonsten gibt es aber nichts zu meckern. Die Schrift ist gut lesbar, der Druck allgemein ist gut und mit 2,60 € ist das Heft auch recht preiswert.
Fazit: Der „Mosaik“ ist der älteste und auflagenstärkste noch erscheinende Comic deutscher Produktion – sagt Wikipedia (Link) ;-) Und ich sage: Zurecht! Unterhaltsam und gleichzeitig lehrreich, so sollte ein Comic für Kinder sein!