Ich mache ja kein Geheimnis daraus, ursprünglich aus der ostdeutschen Provinz zu stammen. Im Gegenteil, ich nutze dies eher als Aufhänger für die ein oder andere sarkastische Spitze gegen meine geliebte Heimat ;-) Aber jetzt, jetzt muss ich mich bei allen Mit-Ost-Provinzlern entschuldigen für jeden bösen Spruch, der mir über die Lippen glitt... Denn ich war in Karl-Marx-Stadt / Chemnitz! Und nun weiß ich, wie gut ich es eigentlich früher hatte :-P Aber ich will jetzt gar nicht abschweifen, sondern zum eigentlichen Thema kommen: Dort war ich im SPIELEmuseum :-)
In diesem Museum (Link) geht es um (Brett-)Spiele und deren lange Historie in der menschlichen Kultur. An sich schon ein spannendes Thema, aber was wäre Theorie ohne Praxis? Über 2.700 Gesellschafts- und auch einige Videospiele laden dazu ein in den hellen Räumen ausprobiert zu werden (Die Zahl stammt von Wikipedia (Link), so viel Zeit hatte ich dann doch nicht zum Nachzählen ;-)). Zusätzlich fungiert das moderne Gebäude als Austragungsort verschiedenster Events und Turniere, beispielsweise erst dieses Wochenende als Austragungsort der 1. Deutschen "Mage Wars"-Teambattles (Link). Außerdem gibt es wechselnde Sonderausstellungen.
Klingt also eigentlich total phantastisch! Und uneigentlich? Ist es immerhin noch sehr gut und definitiv einen Besuch wert, aber zwei kleine Kritikpunkte kann ich mir dann doch nicht verkneifen. Erstens fehlen mir sehr häufig Erklärungen zu den Exponaten. Es ist ja wirklich beeindruckend, wie viele, oft sehr seltene historische Spiele da zusammengetragen wurden! Aber ohne eine Erklärung sieht man halt nicht viel mehr als ein Spielbrett oder eine Verpackung, seltener noch eine Spielanleitung. Zumindest vielleicht eine grobe Einordnung in einen historischen oder spielerischen Kontext wäre hier schön gewesen. Um nur ein Beispiel zu nennen, wie man so etwas gut hätte aufziehen können in einem kurzen Erklärtext, hier das ebenfalls im Museum ausgestellte DDR-oppostionelle "Bürokratopoly (Link). Drei oder vier oder fünf relevante Sätze (wie hier aus dem Text des Links entnommen), und schon ist man ein wenig schlauer:
"1983 erfand Martin Böttger „ein Gesellschaftsspiel mit negativ-feindlichem Charakter, das angebliche Wege zur Erlangung und zum Verlust von Macht in der DDR aufzeigt“, so beschrieb es die Stasi in ihrer Akte zum Spiel. Ziel von Bürokratopoly ist es vom einfachen Arbeiter aufzusteigen bis zum Generalsekretär. [...] Bereits in der DDR wurde Bürokratopoly gern in Kreisen von Oppositionellen gespielt, wie zum Beispiel bei Familie Poppe oder Bärbel Bohley. Ohne das Zutun des Spieleautors Martin Böttger, verbreitete sich das Spiel über die ganze DDR. Aufgrund seines brisanten Inhaltes blieb es jedoch bei diesen von Hand gefertigten Kopien."Da aber auch Führungen angeboten werden , kann ich mir vorstellen dass dann dort all diese fehlenden Informationen nachgereicht werden. Außerdem etwas schade fand ich, dass zwar verschiedenste Spielegattungen benannt wurden, dann aber doch auch Beispiele fehlten oder nur ein Beispiel (wie gesagt ohne Erläuterung) gezeigt wurden. Beispielsweise hab ich genau ein Wargame gefunden, sogar mit Verpackung, Hexfeldkarte und unausgestanzten Markern - Aber wenn ich nicht wüsste was das ist oder wie das funktioniert, hätte ich damit jetzt nichts anfangen können. Wären beispielsweise die verschiedenen Marker schon auf dem Hexspielfeld verteilt gewesen, hätte man sich auch mit ein wenig Phantasie das Gerne Kriegsspiel herleiten können. Persönlich hab ich auch Miniaturenspiele vermisst (übersehen?). Aber hey, was nicht ist kann ja noch werden. Ich möchte trotzdem ausdrücklich einen Besuch empfehlen! Der Eintritt (Link) ist günstig, und während (ich entschuldige mich jetzt im Voraus für die sexistischen Stereotypen!) der Nerd-Papa die historischen Exponate bestaunt kann die Mutti mit dem Kind zahlreiche tolle Spiele ausprobieren. Daher das Fazit: Eine wirklich hervorragende Adresse für einen spannenden Familienausflug :-)