Aktuell läuft ja die zweite Staffel von „House of the Dragon“ im Pay-TV, in welcher wieder zahlreiche Intrigen und allerlei geschmacklose Eskalationen den Kampf um den Eisernen Thron prägen. Zugegebenermaßen ist da die Comic-Reihe „Die 5 Reiche“ nicht ganz so krass, aber Gefangene werden in der Fantasy-Welt rund um fünf anthropomorphe Königreiche auch nicht gemacht. Mit dem zwölften Band findet der zweite Zyklus rund um das Affen-Matriarchat Lys (Link) endlich seinen Abschluss – Ob ich jetzt wohl weiterhin Lust auf den dritten Zyklus haben werde?
Während der erste Zyklus rund um die Erbfolgekriege des Raubkatzen-Königreichs Angleon tatsächlich frappierend an „Game of Thrones“ beziehungsweise dessen Vorgeschichte „House of the Dragon“ erinnerte, wechselte der zweite Zyklus dezent den Fokus. Denn ja, es gab auch ein Königshaus, welches seine Macht sichern wollte. Und ja, gerade jetzt im Abschlussband „Die Erste, die stirbt“ wird sogar nochmal richtig Diplomatie geschoben, inklusive sehr sehenswerter Seeschlacht. Aber eigentlich ging es um die im Matriarchat von Lys, welches optisch an das antike China erinnerte, vor allem um die Machtkämpfe der verschiedenen Unterwelt-Clans sowie die Versuche eines skrupellosen Ermittlers, gegen alle Widrigkeiten damit aufzuräumen.
Und tatsächlich finden all die aufgeworfenen A-, B- und C-Handlungsstränge einen mehr oder minder befriedigenden Abschluss. Wobei, ich möchte fast behaupten, sogar häufiger „minder“ als „mehr“. Denn tatsächlich fühlt sich der zwölfte Band nicht an die wie ein Zyklus-Abschlussband, sondern vielmehr wie ein Mittelteil mit Cliffhanger. Weltpolitisch tritt nämlich ein neuer Akteur auf, welcher die erstmals in diesem Zyklus in den Fokus gerückte Löwen-Affen-Diplomatie auf eine harte Probe (mit offenem Ausgang) stellt. Auch der Handlungsstrang um die fehlgeschlagene Dschungelexpedition wirkt arg runtergenudelt, sodass ich mich tatsächlich zum jetzigen Zeitpunkt frage, wozu eigentlich in den sechs Bänden so viele Seiten verschwendet wurden? Vielleicht für die hübschen Zeichnungen, okay, aber für die Gesamtgeschichte hat das jetzt mal gar nix beigetragen...
Bleiben noch der Aufstieg (oder Überlebenskampf, das schwankt von Band zu Band) des Sistrum-Clans, welcher tatsächlich das einzige logische und konsequente Story-Ende vom Kreativ-Trio Lewelyn spendiert bekommt. Allein für diesen lohnt es sich aber auch den zwölften Band zu lesen, denn bei aller Ambivalenz der Figuren und deren Handlungen geht man hier doch sehr befriedigt aus diesem Zyklus heraus. Dass der oben genannte Diplomatie-Cliffhanger zudem wirklich gut funktioniert und man wirklich Bock auf den dritten Zyklus bekommt, ist da fast schon ein Bonus 😉 Der „Splitter Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) muss sich also wohl auch für die Zukunft keine Gedanken machen, denn wenn „Die 5 Reiche“ qualitativ weiterhin so konstant gut bleibt – selbst bei einem im Verhältnis zwar schwächeren, aber insgesamt trotzdem noch ziemlich guten Zyklus – dann werden die vielen Fans auch bei den nächsten sechs, zwölf oder gar achtzehn Bände plus bei den geplanten SpinOffs bedenkenlos zugreifen :-)
Fazit: So ambivalent, wie die Figuren sind, bin auch ich bei meiner Meinung zu „Die 5 Reiche #12 Die Erste, die stirbt“ (Link) sowie zum 2. Zyklus insgesamt. Wieder inhaltlich spannend und sehr hübsch gezeichnet, schwächelte es diesmal bei einigen der B- und C-Plots. Trotzdem ist die Reihe noch sehr viel besser als vieles, was es sonst so an Intrigenspielchen-Comics gibt 🙂