Naomi ist, so viel vorweg kann man schon schreiben, eine Legende. Denn noch keine andere DC-Superheldenfigur wurde bisher so sehr gepusht – Vor gerade mal drei Jahren ist das erste Comicheft erschienen, jetzt gibt es schon eine eigene TV-Serie. Man setzt also ein großes Vertrauen in das junge Mädel, also bin ich mal gespannt, ob dieses Vertrauen auch gerechtfertigt ist :-) Die junge PoC-Teenagerin Naomi lebt in Port Oswego, einer typisch amerikanischen Kleinstadt, und hat ein fast schon krankhaftes Faible für Superman. Dafür gibt es sicherlich viele Gründe, denn Superman ist halt super, aber primär identifiziert sich sich auch mit ihm, weil er wie sie ein Adoptivkind ist. Da ist es natürlich das Highlight, als er während eines gerade mal 17 Sekunden langen Kampfes die halbe Hauptstraße in Schutt und Asche legt. Naomi verpasst diesen Kampf, ebenso wie seine Aufräumarbeiten einen Tag später, und steigert sich doch weiter in ihre Obsession hinein. Dabei beginnt sie auch zu hinterfragen, ob nicht schon einmal so etwas passiert sein könnte (denn möglicherweise ist sie auch auch von einem anderen Planeten?). Aber niemand kann oder will ihr Auskunft darüber geben, ob etwas an dem Tag passiert ist, an dem sie adoptiert wurde. Auch der Mechaniker Dee, welcher sich ungewöhnlich stark für sie interessiert, gibt ihr nur ein paar Brotkrumen an Informationen – Aber die reichen aus, um Naomi auf die richtige Spur zu bekommen. Denn natürlich, wer hätte es gedacht, ist Naomi kein normaler Mensch und natürlich gibt es einen Bösewicht, der es auf die abgesehen hat... Vorweg gleich die Kritik: Der Auftaktband „Wie alles begann“, der die ersten sechs US-Hefte enthält, ist inhaltlich ziemlich dünn und gegen Ende hin auch gehetzt: Sowohl Naomi als auch die Nebenfiguren, vielleicht mit Ausnahme ihrer „Adoptivväter“, sind sehr eindimensional und auf wenige Charaktermerkmale beschränkt. Also zumindest, gerade was Naomi angeht, beschränkter, als man von sechs Kapiteln beziehungsweise US-Heften auf 164 Seiten erwarten würde. Nichtsdestotrotz ist diese Origin-Story zum Großteil hervorragend gelungen, denn Naomis „Ermittlungen“ über ihre Herkunft lesen sich durchaus spannend. Beim Lesen nimmt man der Protagonistin wirklich ab, dass sie das Geheimnis um ihre Adoption lüften will () auch wenn diese Superhelden-Obsession und der Gedanke, dass sie selbst eine Alien-Superheldin ist, etwas zu konstruiert wirken – Beziehungsweise, wie am Anfang des Absatzes geschrieben, die Figur ist hier noch nicht genug ausgearbeitet, dass man die Charaktermotivation komplett nachvollziehen kann. Leider kippt die Geschichte irgendwann im fünften, spätestens aber im im sechsten Kapitel, wenn sie alles über ihre Herkunft erfahren hat und sich der erste Superbösewicht für sie interessiert. Dann kippt es halt doch wieder in Standard-Superheldenkost, bei dem (Achtung Spoiler) die vor gefühlt 5 Minuten mit ihren Kräften ausgestattete Naomi den unbesiegbaren Oberfiesling in kaum mehr als zwei Panels zurück in eine andere Dimension kloppt – Ja, ich habe ja verstanden, dass Naomi jetzt der neue Stern am DC-Himmel ist, aber da hat es sich das Kreativduo Bendis & Walker doch ein wenig zu einfach gemacht. Oder es waren keine Seiten mehr übrig, denn nach dem Kampf (oder besser dem „Kämpfechen“ ;-)) ist der Auftaktband dann auch schon vorbei... Sieht man aber mal von den kleineren Handlungsunzulänglichkeiten ab, hatte ich doch überraschend viel Freude mit dieser Origin-Story. Gerade die ersten ersten fünf Kapitel, in denen es um die Lüftung des Adoptionsgeheimnisses gehen, unterhielten mich bestens. Dazu kommen wirklich ansehnliche Illustrationen, welche vom Künstler Jamal auch zugleich überaus ordentlich, manchmal sogar hervorragend, koloriert wurden. Lobend hervorragend möchte ich dabei noch sein fein gezeichnetes Minenspiel, welches die Emotionen der Figuren gut einfängt. Also insgesamt ein wirklich lesenswerter Auftaktband, für den man trotz kleinerer Schwächen gern mal die 19 € ausgeben kann, die der „Panini Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) haben möchte. Fazit: Ist Naomi jetzt der neue Stern am DC-Himmel? Das mögen Andere beurteilen, aber zumindest hat die Origin-Story im Auftaktband „Naomi: Wie alles begann“ (Link) einen wirklich guten Eindruck hinterlassen :-)
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