Wir alle kennen solche Gedanken: Was wäre, wenn ich mich damals für Möglichkeit B statt A entschieden hätte? Wäre mein Leben dann besser oder doch schlechter? Im Kontext von Superhelden-Geschichten sind solche existentiellen Fragen noch einmal eine ganze Spur dramatischer, verfügen viele der Prota- & AntagonistInnen von „DC“, „Image“, „Marvel“ etc. doch über gottgleiche Kräfte, mit denen sie (wenn sie denn wollen würden) die halbe oder gar die ganze Menschheit auslöschen könnten... Nun ist zwar der allseits beliebte Spider-Man nicht ganz so stark, doch in diesem abgeschlossenen Sammelband schafft er es mit außerirdischer Hilfe doch mühelos, die halbe „Marvel“-Heldenriege und auch allerlei Superschurken auszuschalten :-) Peter Parker, besser bekannt als Superheld Spider-Man, muss ich vermutlich der Leserschaft dieses Blogs nicht vorstellen. Immer fröhlich und für das Gute im Einsatz, schwingt er sich durch die Hochhausschluchten von New York. Doch in diesem „What if...?“-Sammelband erkennen wir einen der, vielleicht sogar den, populärsten „Marvel“-Superhelden nicht wieder: Ausgemergelt und abgeranzt, gezeichnet von Alpträumen und Schlafmangel, hat sich Peter Parker von seinen Lieben abgewandt. Doch als Spider-Man bringt er Höchstleistungen, denn sein neuer schwarzer Anzug gibt ihm die Extraportion Power. Was er nicht weiß: Der „Anzug“ ist ein außerirdischer Symbiont, der langsam von seinem Geist Besitz ergreift. Und dieser dürstet nach Macht und Blut, sodass er Peter zu extremer Gewaltanwendung treibt – Fortan müssen die Superschurken nicht nur mit einem Klaps auf die Finger rechnen, sondern mit dem Tod! Ausgerechnet der ihm schon immer skeptisch gegenüberstehende Zeitungschef J. Jonah Jameson weiß sich nicht mehr zu helfen und trommelt die schurkischen Sinister Six zusammen, damit sie die Stadt beschützen... Die „What if...?“-Alternativgeschichten, genau wie die aktuelle Streaming-Serie, gehören ja zu den interessantesten Interpretationen altbekannter Superhelden-Abenteuer, gerade weil sie die ausgetretenen „klassischen“ Story-Pfade verlassen. Und so ist es dann auch hier: Es ist unglaublich spannend zu lesen, wie Peter langsam immer skrupel- & gnadenloser agiert. Denn natürlich, darüber haben zweifelsohne schon viele Comic-LeserInnen nachgedacht, ist es für SuperheldInnen mega frustrierend, wenn die bekämpften GegnerInnen im nächsten Comic-Heft schon wieder auftauchen, als ob nichts gewesen wäre – Da ist Umbringen natürlich die nachhaltigere Methode der Verbrechensbekämpfung ;-) Irgendwann findet dann aber Reed Richards a.k.a. „Mr. Fantastic“ heraus, was es mit Peters neuem Anzug und seinen Verhaltensauffälligkeiten auf sich hat, und dann gibt es die übliche Massenkeilerei zwischen zahlreichen SuperheldInnen... Hier schwächelt die Geschichte, die anfangs so interessant begann, aber dieser epische Endkampf gehört ja auch irgendwie zu einem Superhelden-Comic dazu. Der Weg dahin, so ungefähr dreiviertel des 132 Seiten starken Sammelbands (enthält die US-Hefte #1-5), liest sich aber ebenso interessant wie der Epilog, der Peter mit der Frage konfrontiert, welche Konsequenzen seine Taten als „schwarzer Spider-Man“ für ihn haben. Zeichnerisch ist das die Geschichte überaus solide umgesetzt - das ist halt Geschmackssache - wobei einige klassische Superhelden-Designs in Verbindung mit den Gegenwartsschauplätzen (inklusive heutiger Technologie) ein wenig befremdlich wirken. Zusammen mit der stimmigen Kolorierung bekommt man hier letztlich einen durchaus guten Superhelden-Comic, der inhaltlich wie optisch gut unterhält, wenn auch zugegebenermaßen anfangs mehr als am Ende. Nichtsdestotrotz, eine sehr schöne Abwechslung zu den anderen „Spider-Man“-Geschichten, sodass Fans hier bedenkenlos die 16 € zahlen können, welche „Panini Comics“ (die mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellten) für den Sammelband verlangt. Fazit: „Spider-Man: Was wäre, wenn Peter Parker zum Monster wird?“ (Link) ist ein sehr interessantes Gedankenspiel, welches stark beginnt und das Niveau auch lange hält. Gegen Ende hin schwächelt die Geschichte dann aber doch, als sie in einer generischen Superhelden-Massenklopperei endet. Trotzdessen eine Empfehlung für Fans!
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