Bald nun ist Weihnachtszeit, fröhliche Zeit. Nun ist der Weihnachtsmann gar nimmer weit... Und was bedeutet das konkret? Geschenke! Und deshalb hat der „Splitter Verlag“ auch das perfekte Kinderbuch herausgebracht, um uns allen das Schenken von billigem, ausbeuterischen China-Schrott und chemisch behandeltem Weihnachtsessen zu vermiesen ;-) Das antikapitalistische Kinderbuch-SpinOff „Der Wolf im Slip“ der humorvoll-linksradikalen Comic-Reihe „Die alten Knacker“ gehört mittlerweile ja zu meinen Lieblingsreihen aus dem „Splitter Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte). Denn die Mischung aus liebevollen, kindgerechten Zeichnungen, einer dicken Portion anthropomorphen Humanismus und dem allgegenwärtigen Antikapitalismus macht immer wieder Spaß – Selbst in dem einzigen wirklich schwachen Band (Link), vor allem aber in den grandiosen Nachfolgebänden „Der tut ja nix!“ (Link) & „Der Wolf im Slip hat die Hosen an“ (Link). In den wenigen schwachen Momenten vergisst das französische Comic-Genie Wilfried Lupano nämlich immer mal wieder die Subversivität, stattdessen agiert er mit dem Holzhammer. So auch in diesem Band: Im verschneiten Wald steht Weihnachten vor der Tür, also Zeit für eine leckere Portion Haselnüsse. Und auch wenn ich mal vermute, dass sich Corona und der Ukraine-Krieg nicht auf die dortige Wirtschaftsleistung auswirken, nimmt man doch lieber mal ein Sparangebot an: Das mit viel Werbung angepriesene Kilo Riesen-Haselnüsse für 2 Groschen ist einfach viel verlockender als die 6 Groschen für fair produzierte Haselnüsse. Das denkt sich auch der Wolf im Slip, der aber vor allem damit beschäftigt ist, sich über sein Weihnachtsgeschenk zu "freuen": Eine Nussknacker-Eule, die ihm nachts einen Alptraum beschert! Denn sie leitet ihn in den verbotenen Wald, der sich als Arbeitslager entpuppt: Chemisch aufgepumpte Haselnusssträucher, gekreuzt mit Affenbrotbäumen, werden von schwer bewachten Zwangsarbeiter-Mäusen bewirtschaftet. Logisch, dass das der Wolf nicht einfach so geschehen lassen kann, weshalb er eine Arbeiterrevolte anzettelt... „Die Nusseule“ bietet wieder all die Inhalte, die Fans der Reihe so lieben. Und Lupano spielt diesmal wirklich die komplette Partitur des Antikapitalismus: Vom Staat, der Ausbeuterkonzerne beschützt, bis hin zur Optimallösung von Produktionskommunen bzw. Genossenschaften. Karl Marx gefällt das, mir aber auch ;-) Dabei ist die Geschichte so geschrieben, dass sowohl Kinder als auch Erwachsene ihre Freude daran haben werden: Kinder, weil die Atmosphäre gruselig und die Befreiung witzig ist (der Wolf tanzt die Wachen k.o.), außerdem werden die etwas oberflächlich dargestellten Wirtschaftszusammenhänge verständlich erklärt. Und Erwachsene, weil die Verweise auf reale Geschehnisse (Ramsch-Massenware im Verkauf, chinesische Arbeitslager, Agrar-Intensivbewirtschaftung mit der Chemiekeule) durchaus aufrüttelnd wirken können – Vielleicht überlegt sich irgendein Comic-Fan doch mal, ob es wirklich ein Weihnachtsgeschenk von „Temu“, „Wish“ oder „Shein“ sein muss... Fazit: Sicherlich erwartet ihr jetzt, dass ich „Der Wolf im Slip #6 Die Nusseule“ (Link) trotz Schwächen als perfektes Weihnachtsgeschenk bezeichne. Tatsächlich ist es aber das perfekte Vorweihnachtsgeschenk (z.B. zum Nikolaus), um den Kindern zu erklären, warum sie dieses Jahr keinen China-Schrott bekommen ;-)
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