Das Jahr 2021 hat ja bisher nicht soooooo viele gute Nachrichten gehabt, aber die Fortführung der ursprünglich fünfteiligen SciFi-Comic-Anthologie „Conquest“ durch den „Splitter Verlag“ gehört definitiv dazu :-D Wie immer geht es darum, dass die letzten Reste der Menschheit diesmal selbst die Außerirdischen sind, die einen neuen Platen besiedeln wollen – Nur dass die UreinwohnerInnen davon mal überhaupt nicht begeistert sind... Im sechsten Band, der einen neuen fünfteiligen Zyklus einleitet, will die russische Weltraumflotte die Dschungel-Welt Adonai besiedeln. Und im Gegensatz zu all den anderen bisherigen Nationen ist ihnen sogar ein ausgesprochen wirtlicher Planet vergönnt. Nur die Chamäleons, ein humanoides und nahezu unsichtbares Ureinwohnervolk, steht der erfolgreichen Besiedlung noch im Weg... Und diese sind, obschon nur mit Pfeil und Bogen bewaffnet, überaus kampfstark; sodass alsbald selbst Nicht-Militärs zur Eroberung des Planeten herangezogen werden müssen. Das muss auch Sergeant Orlov am eigenen Leib bemerken, als sein Trupp nahezu komplett ausgelöscht wird. Aber immerhin, er hat überlebt, und so wird er aus Mangel an anderen Optionen zum Leutnant befördert, der nun sein eigenes Team zusammenstellen muss, damit auch dieses nach einer minimalen Grundausbildung im Dschungel verheizt wird... Entsprechend bunt zusammengewürfelt, vom Musiker bis zum psychopathischen Sträfling, sieht das Ergebnis am Ende aus – Und es überrascht niemanden, dass die Verluste immer zahlreicher werden. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse: Erst verscherzt man es sich mit den wenigen UreinwohnerInnen, die noch halbwegs friedlich sind. Dann läuft man einer abtrünnigen Agentin in die Arme, welche die Wahrheit kennt. Und dann eskaliert es erst so richtig... Das Autoren-Duo Jean-Luc Istin und Nicolas Jarry haben auch im sechsten „Conquest“-Band wieder ein spannendes SciFi-Szenario entworfen, in welchem die Menschheit mal wieder als die Bösen dastehen – Von einigen wenigen Protagonisten mal abgesehen, aber die sind doch nur ein Rädchen im imperialistischen Getriebe... Dabei lösen sie sehr geschickt ein Dilemma: Einerseits ist es ja das russische Stereotyp, dass massenhaft schlecht ausgebildetes und ausgerüstetes Kanonenfutter an die Front geschickt wird. Aber andererseits sind wir hier in einem SciFi-Szenario, in dem die letzten Überlebenden der Menschheit mit einer hochgerüsteten & -entwickelten Raumflotte aufmarschieren. Die Auflösung wäre jetzt ein zu großer Spoiler, aber warum Orlov und sein Trupp eben genau so kämpfen müssen, wie sie eben kämpfen, ist dann doch ziemlich genial! „Kämpfen“ ist hier dann auch das perfekte Stichwort, denn der Fokus der 64 Seiten langen Geschichte liegt hier deutlich auf den blutigen Auseinandersetzungen zwischen den Menschen und den Chamäleons. Was kein Kritikpunkt sein soll, denn diese Kämpfe sind dank der sehr atmosphärischen Zeichnungen wirklich mitreißend. Man glaubt fast die Anspannung der ProtagonistInnen zu spüren, wenn sie von allen Seiten von Chamäleons umzingelt sind, die sie aber noch nicht sehen können... Zugegeben, sicherlich wäre die Geschichte noch viel intensiver gewesen, wenn man zu den Figuren irgendeine emotionale Beziehung hätte aufbauen können (die Truppmitglieder haben meist nur eine plotrelevante oder stereotype Charaktereigenschaft), aber gerade durch den großen Storytwist kurz vor Schluss verblasst der Ärger über das eigenschaftslose Kanonenfutter. Die intensive Atmosphäre des Comics möchte ich einfach noch einmal hervorheben, das erinnert schon sehr stark an eine Mischung aus „Warhammer 40k“ (Imperiale Armee, die nix kann, und ein paar superduper ausgerüstete Space Marines gegen fiese Aliens) und „Avatar“ (UreinwohnerInnen mit Pfeil & Bogen im Dschungelkrieg gegen Hightech-Menschen), wobei das realweltliche Pendant des Vietnamkrieges oder, weil es ja um Russen geht, des Afghanistankrieges natürlich auch sehr nahe liegt. Ich zeige mich also im Endeffekt begeisterter, als man es bei nüchterner Betrachtung der Fakten annehmen würde, und kann Fans von Military-SciFi eine klare Empfehlung aussprechen. Einfach toll, dass der „Splitter Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) diese Anthologie-Reihe weiterhin im Programm hat :-D Fazit: „Conquest #6 Adonai“ (Link) bietet intensive Dschungelkämpfe und atmosphärische Zeichnungen – Ein Fest für Genre-Fans!
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