Eigentlich würde ich diese Comic-Rezension jetzt liebend gern mit einem Querverweis auf den „Wonder Woman 1984“-Kinofilm beginnen, so wie ich es damals beim herausragenden „Wonder Woman: Hiketeia“ (Link) tat. Aber leider wurde der 2. Solo-Kinofilm rund um Gal Gadots Interpretation der Amazonenprinzessin in den Herbst diesen Jahres verschoben (und selbst der Termin ist aktuell unsicher) – Kann es der neue Sammelband „Wonder Woman: Verschollen“ vielleicht schaffen, die Wartezeit für Film-Fans erträglicher zu machen?
Die Amazonenprinzessin Diana, besser bekannt unter ihrem Heldinnen-Pseudonym Wonder Woman, ist in den US-Testpiloten Steve Travor verliebt. Und zwar auf eine ganz schön unangenehme, kitschige Art und Weise (die Kosenamen der beiden könnten direkt aus einer Schmonzette von Rosamunde Pilcher kommen :-P). Das traute Beisammensein wird aber jäh unterbrochen, als er und zwei seiner KameradInnen bei einem Testflug urplötzlich vom Radar verschwinden. Klar, dass sich Wonder Woman – gerade erst zurück von einem interspezifischen Rettungseinsatz – da auf die Suche macht. Rasch gerät sie mit ihrer Freundin Etta in einen übernatürlichen Wirbelsturm, der sie auf eine mysteriöse Insel voller abgedrehter Gefahren bringt: Haushohe Tiermenschen, sprechende Krabben, farbenfrohe Dinosaurier, angriffslustige Killerroboter und nicht zuletzt ihre alte Erzfeindin Cheetah erschweren Diana die Suche nach ihrem geliebten Steve... Zum Glück sind Diana, Etta und Steve aber nicht die einzigen Gestrandeten auf dieser Insel, denn auch ein Revolverheld aus dem 19. Jahrhundert und eine Alienprinzessin mit Gedächtnisverlust schließen sich der Rettungsaktion beziehungsweise eher dem Überlebenskampf an. Während das ungleiche Team nun allerlei Gefahren, sozusagen die immer neuen „Monster-of-the-Kapitel“, überstehen muss, dämmert Diana langsam, dass hinter dieser Insel eine größere Macht steckt, die sich einfach nur an ihrem Überlebenskampf erfreut...
Der 164 Seiten starke Sammelband enthält die für sich relativ gut alleinstehende, in sich abgeschlossene Reihe „Come back to me #1-6“, welche wiederum aus 12 kurzen Kapiteln besteht. Da es zu Beginn eines jeden Kapitels immer eine Zusammenfassung der bisherigen Ereignisse gibt, fällt hier stärker als noch bei anderen Sammelbänden der Ursprung auf, dass die Geschichte in einzelnen Comicheftchen publiziert wurde. Das ist aber gar nicht schlimm, denn die Ereignisse überschlagen sich in der zumindest in den ersten zwei Dritteln recht simplen Story quasi im Sekundentakt, sodass diese einleitenden Zusammenfassungen quasi eine kurze Verschnaufpause sind. Die anfangs recht simple Überlebensgeschichte nimmt nämlich immer mehr Fahrt auf, gerade gegen Ende hin, wenn sich die Geschehnisse in eine ferne Galaxie verlagern. Dann geht es plötzlich nicht nur um das Überleben von Diana & Steve, sondern um das Schicksal ganzer Alien-Zivilisationen – Ziemlich ungünstig, dass Wonder Woman ausgerechnet in dieser Geschichte einen Teil ihrer wichtigsten Superkräfte einbüßt ;-)
„Wonder Woman: Verschollen“ ist actionreich, farbenfroh, durchgedreht und manchmal sogar witzig – Also beste Unterhaltung, welche die LeserInnen auf den vermutlich ebenso actionreichen, farbenfrohen, durchgedrehten und manchmal sogar witzigen Kinofilm einstimmt :-) Also beste Unterhaltung, für die ich den Preis von 19 € als durchaus gern zu zahlen bereit bin. Treue Fans der vermutlich bekanntesten Comic-Superheldin werden aber natürlich das auf 150 Exemplare limitierte Hardcover (Link) wählen, welches der „Panini“-Verlag (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) für 27 € anbietet.
Fazit: Um die Eingangsfrage zu beantworten: Nein, „Wonder Woman: Verschollen“ (Link) macht mir die Wartezeit auf den Kinofilm nicht erträglicher – Ganz im Gegenteil, jetzt habe ich umso mehr Bock drauf und kann es gar nicht mehr erwarten!
PS: Wer etwas mehr zu den Hintergründen der Amazonenprinzessin erfahren will, kann gern mal in den „Der nerdige & niveauvolle Trashtalk“-SpinOff-Podcastfolge #16 (Link), ca. ab Minute 18:30, reinhören :-D