Die „EXIT“-Kartenspiele bieten zwar fast immer enorm viel Spielspaß, sie verursachen aber auch immer unfassbar viel Müll – Immerhin zerfetzt man beim einmaligen Durchspielen fast alles, was man so an Spielmaterial in die Finger bekommt ;-) Aus einem diffusem schlechten Gewissen heraus, was meine Ökobilanz angeht, interessierte ich mich daher für die verlagseigene Alternative „Adventure Games“. Aber Überraschung: Hier erwartete mich, trotz ähnlicher Kartenspiel-Aufmachung, kein klassisches Escape-Spiel... Stattdessen erinnern die „Adventure Games“ eher an klassische Point-&-Click-Adventures, wie man sie aus Computerspielen kennt. Die Geschichte ist dabei recht simpel: Man gehört einem Verbrecherquartett an, dass in die Labore der Monochrome AG eindringen soll. Denn der Pharmariese will bald ein innovatives Wundermittelchen namens „Rainbow“ auf den Markt bringen. Und die Konkurrenz hat da was dagegen... Bis zu vier SpielerInnen, die jeweils eine spezifische Rolle (z.B. Hackerin) mit Vor- und Nachteilen übernehme, müssen sich nun durch die zahlreichen Stockwerke des Forschungskomplexes durchrätseln. Wobei es allerdings eher selten klassische Knobeleien im Stil der „EXIT“-Rätselspiele gibt, stattdessen kommt es primär auf die richtige Kombination von gefundenen Gegenständen an. Ein einfaches Beispiel aus der Anleitung: Eine Dose Katzenfutter muss mit einem Dosenöffner kombiniert werden, damit man an den Inhalt kommt. Der Inhalt muss dann mit einer Katze kombiniert werden... Ungefähr auf diesem Niveau sind die allermeisten Rätsel, aber das ist gar nicht so schlimm. Denn die SpielerInnen ziehen den Spielspaß primär aus der Entdeckerfreude: Immer neue Räume mit immer neuen, teils auch schrecklichen Geheimnissen warten darauf, erkundet zu werden. Hierzu sind die relevanten Orte mit einem Zahlencode markiert, sodass man den entsprechenden Text im Spielhandbuch nachlesen kann. Das ganze erinnert vom Aufbau her fast an ein Solo-Rollenspielbuch, nur dass man keine umständliche Charakterverwaltung oder Würfelei hat ;-) Die Einbruchsgeschichte, welche letztlich sogar zu einem moralischen Dilemma und damit mehreren möglichen Enden führt, unterteilt sich in drei Abschnitte. Laut „KOSMOS“ (welche mir dankenswerterweise ein Rezensionsmuster zur Verfügung gestellt haben) benötigt man dafür jeweils 90 Minuten. Zumindest beim Auftakt und dem Mittelteil gehe ich da sogar mit, das Ende hat man aber gefühlt in 20 Minuten durch – Außer man diskutiert noch eine Stunde über das moralische Dilemma :-P Zum Preis von 14,99 € bekommt man, gerade auch im Vergleich zu „EXIT Das Spiel“, also eine ganze Menge mehr Spiel geboten – Und man kann es dank mehrerer Enden nochmal spielen oder weiterverschenken! Leider ist es nicht ganz perfekt, da es ein paar Anschlussfehler gibt, auf die jedoch in meinem Rezensionsexemplar hingewiesen wurden. Empfehlenswert ist es daher, lieber mit App-Unterstützung zu spielen, da die Abschnitte hier richtig verlinkt sind und man sich nebenbei auch noch eine Menge Lesearbeit und Herumblätterei ersprart ;-) Fazit: Orte ablaufen, Gegenstände kombinieren, Entscheidungen treffen – „Adventure Games: Die Monochrome AG“ (Link) bietet einen zwar spielerisch eher einfachen, aber hochspannenden, interaktiven Thriller für bis zu vier SpielerInnen!