Es gibt Autoren, die schaffen es mühelos, mich selbst für Genres zu begeistern, um die ich sonst einen riesigen Bogen mache. Neben dem kreativen Tausendsassa Wilfrid Lupano muss ich hier ganz eindeutig auch Jeff Lemire nennen, der zuletzt mit der „Black Hammer“-Serie das Superhelden-Genre vor der Belanglosigkeit rettete. Nun kommt von ihm also eine Horror-Reihe – Und wer mir meinen Blog oder Podcast kennt, der weiß, dass ich damit so überhaupt nichts anfangen kann. Wird Lemire also das Unmögliche schaffen und mich mit „Gideon Falls“ begeistern? Pater Chasely, der über 30 Jahre Priester in der Kleinstadt Gideon Falls war, ist verstorben. Seine Nachfolge tritt der vom Weg abgekommene Priester Wilfred an, der auf das ruhige Gemeindeleben in der tiefsten Provinz eigentlich gar keine Lust hat. Und offensichtlich wurden seine Gebete erhört, denn schon bald wird er von einer an Pater Chasely erinnernden, geisterhaften Erscheinung mitten in der Nacht auf ein einsames Feld gelockt – Und dort sieht er sie: Die Schwarze Scheune! Eine dämonische Erscheinung, welche Gideon Falls schon seit ewigen Zeiten heimsucht und unter denen, die sie nicht für ein Hirngespinst halten, Angst und Schrecken auslöst... Gleichzeitig versucht der depressive Norton seiner Psychotherapeutin zu erklären, dass er gar nicht verrückt ist, sondern dass es wirklich eine Verschwörung rund um die Schwarzen Scheune gibt. Anfangs glaubt sie ihm nicht, doch dann wird auch sie von ihr heimgesucht... Nochmal: Ich mag keinen Horror. Aber was Jeff Lemire, hier zusammen mit dem Zeichner Andrea Sorrentino, abliefert, ist einfach erstaunlich intensiv. In einem Rutsch liest man den ersten Sammelband durch, währenddessen saugt man die düstere, unglaublich dichte Atmosphäre in sich auf. Dabei merkt man auf jeder einzelnen Seite, dass der Autor Lemire ein Meister seines Fachs ist: „Gideon Falls“ setzt nicht auf billige Schockeffekte oder unnützen Splatter, sondern auf gut geschriebene Dialoge und eine perfekte Inszenierung. Die Geschichte, zu der ich hier aus Spoiler-Gründen nichts weiter schreiben will, funktioniert von Seite 1 an. Es gibt keinerlei Längen, gleichzeitig schafft Lemire es aber trotz der rasch eskalierenden Handlung, die Protagonisten interessant zu gestalten – Ich bin wirklich, wirklich begeistert. Darum können (nicht nur) Horror-Fans die 24 €, welche der „Splitter Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) für das 160 Seiten umfassende Hardcover verlangt, bedenkenlos zahlen. Fazit: „Gideon Falls #1 Die Schwarze Scheune“ (Link) zeigt eindrucksvoll, dass Jeff Lemire eines der ganz großen Comic-Talente unserer Generation ist. Absolut
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