Das „toonfish“-Imprint des „Splitter Verlags“ richtet sich mit seinen Comics tendenziell an eine jüngere Zielgruppe. Trotzdem werden hier keine reinen „Larifari-Kindercomics“ publiziert, sondern für Kinder und Jugendliche geeignete Werke, die einen gewissen Anspruch an die Leserschaft stellen. Ein gutes Beispiel dafür ist die wunderhübsche, aber auch arg traurige Liebesgeschichte „Herz aus Stein“.
„Herz aus Stein“ thematisiert ein Liebesdreieck dreier märchenhaften Figuren: Der Junge mit dem Herz aus Stein ist immer traurig und abweisend. Trotzdessen ist das ebenso fröhliche wie naive Mädchen mit dem Artischockenherz schwer in ihn verliebt. Leidtragender ist der Junge mit dem Herz aus Gold, der sozusagen die Scherben des unerfüllten Liebesglücks hinterher räumt, weil er selbst unsterblich in das Artischockenherzmädchen verliebt ist – Ein Musterbeispiel der Friendzone :-P Die Handlung des 36 Seiten umfassenden Büchleins, welche mittels großflächiger Zeichnungen und kleiner Reime erzählt wird, ist ziemlich übersichtlich: Erst werden die drei ProtagonistInnen vorgestellt, dann gibt es das dramatische Liebesdreieck, welches letztlich in einem 2/3-Happy End (klar, einer geht leer aus) endet...
Das ist jetzt als reine Geschichte gar nicht so spektakulär erzählt – Aber ich hatte auch vielmehr das Gefühl, als handle es sich vielmehr um eine Metapher. Anhand des stereotypen Figuren-Trios werden Gefühle so sensibel ausgelotet, dass man diese als LeserIn gut nachfühlen kann. Ach, da kamen beim Lesen so viele Erinnerungen hoch, eigentlich gehört da ne fette Trigger-Warnung vorn aufs Cover ;-) Nein, aber mal ohne Spaß: Ich hab im vorherigen Abschnitt von einem 2/3-Happy End geschrieben, aber das ist eigentlich gar nicht zutreffend. Denn die Stimmung der Geschichte ist, auch dank der großartigen Zeichnungen, so düster und in seiner Figurenkonstellation ambivalent gehalten, dass man sich so gar nicht recht über das Ende freuen mag. Das Ende ist sogar so ambivalent, dass man am tragischen Schicksal des missverstandenen Liebesverlierers mehr Anteil nimmt als am neuen Glück des Pärchens... Man mag mich jetzt ja für sehr zynisch halten, aber ich kann mir gut vorstellen, dass emotional instabile, unglücklich verliebte Emo-Teenager nach dieser Lektüre ihre „Evanesance“- oder „My Chemical Romance“-Playlist starten und sich zu ritzen anfangen...
Und so zynisch das jetzt klang, ist es doch auch ein Lob dafür, mit welcher emotionalen Wucht das Werk des Kreativduos Séverine Gauthier (Text) und Jérémie Almanza (Zeichnungen) daherkommt. Wie immer wurde die Geschichte vom „Splitter Verlag“ bzw. seinem „toonfish“-Imprint (welche mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellten) absolut hochwertig als Hardcover publiziert, sodass der Preis von 13,95 € in Ordnung geht.
Fazit: „Herz aus Stein“ (Link) ist eine wundervoll gezeichnete, ambivalent erzählte Liebesgeschichte, welche jugendliche wie erwachsene LeserInnen emotional berühren wird.