Wir kennen Sherlock Holmes ja immer als eher einzelgängerischen Meisterdetektiv, der sich höchstens mal seinen Freund Dr. Watson zur Unterstützung holt. Aber wer hilft ihm, wenn Dr. Watson entführt wurde? Das neuste Comic-Spielbuch von „Pegasus Spiele“ beantwortet diese Frage: Seine unerfüllte Liebe Irene Adler. Die will jetzt nämlich auch ganz groß ins Detektiv-Business einsteigen... Da staunt Sherlock Holmes nicht schlecht: Irene Adler, die ja eigentlich eher auf der antagonistischen Seite der Geschichte steht, will nun auch Kriminalfälle lösen – Was Sherlock jetzt nicht unbedingt in Euphorie versetzt ;-) Als der königliche Hofmaler ermordet wird, bekommt sie die Gelegenheit ihr Können zu beweisen... Und als sei das nicht genug Verbrechen für eine erste Bewährungsprobe, wird anschließend auch noch Dr. Watson entführt! „Sherlock Holmes: In Sachen Irene Adler“ ist prinzipiell ein klassisches Solo-Spielbuch, wie es schon die beiden tollen Vorgänger „Die vier Fälle“ (Link) und „Die Moriarty-Akte“ (Link) waren: Man schaut sich den Tatort und die Leiche an, befragt Zeugen und Verdächtige und kombiniert hinterher alle Erkenntnisse. Soweit, so klassisch, so fordernd. Neu ist diesmal, dass man statt Dr. Watson eben die titelgebende Irene Adler spielen kann, die sich in ihrer Spielweise von Sherlock dahingehend unterscheidet, dass man hier andere Hintergrundinfos bekommt und eine andere Anzahl an Fragen stellen darf. Also prinzipiell keine weltbewegenden Unterschiede, in einem einzelnen Fall war es für mich persönlich aber spielentscheidend. Neu war für mich zudem, dass man dieses Solo-Spielbuch auch zu zweit spielen kann. Wobei sich der Mehrspieleraspekt nur darauf beschränkt, dass erst Irene den Fall löst, dann Sherlock, und man am Ende gemeinsam vergleicht wer besser abgeschnitten hat. Zugegeben, das ist jetzt nicht ganz so aufregend ;-) Ebenfalls nicht ganz so aufregend sind diesmal die Kriminalfälle. Ein Mord und eine Entführung, recht wenige Verdächtige (im zweiten Fall gar nur drei), ziemlich abstrakte Indizien – Unabhängig vom Schwierigkeitsgrad (man muss wieder Sherlock-like ziemlich um die Ecke denken) schwächeln die Geschichten im Vergleich zu den Vorgängern etwas. Immerhin reicht es diesmal nicht, einfach nur den Täter zu benennen. Man muss zu jedem Kriminalfall drei Fragen beantworten, beispielsweise auch das Motiv der Täters. Trotzdessen ist „In Sachen Irene Adler“ ein eher kurzes Vergnügen, verteilen sich die beiden Geschichten hier auf gerade mal 194 Abschnitte – Der Erstling „Die vier Fälle“ bot 324 Abschnitte. Gleichgeblieben sind dafür die der Preis von 14,95 € und die Druckqualität des Hardcovers (welches mir dankenswerterweise als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt wurde). Fazit: Wäre „Sherlock Holmes: In Sachen Irene Adler“ (Link) der erste Krimi-Spielecomic von „Pegasus Spiele“ gewesen, wäre ich dank der kniffligen Kriminalfälle und der ansprechenden grafischen Umsetzung begeistert. Als dritter Band muss er sich aber mit den beiden insgesamt runderen und umfangreicheren Vorgängern messen, gegen welche dieser Band bei aller vorhandenen Qualität leider doch hintenansteht.