Woran erkennt man einen guten Comic-Autor? Natürlich daran, dass er sich gute Geschichten ausdenkt :-) Sicherlich auch daran, dass er mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet wurde. Und, man denke nur an meinen Lieblingsliteraten Felix A. Münter, besonders auch daran, dass er bereits etablierte Handlungsstrukturen und -elemente remixt und ihnen eine Frischzellenkur verpasst. Und damit kommen wir zu Alexis „Matz“ Nolent, der bereits mit Kultur-Größen wie David Fincher (Link) zusammengearbeitet hat und dessen Werke auch schon verfilmt wurden (Link). Denn er erzählt mit dem Auftaktband „Meer der Steine“ aus der „Tango“-Reihe eine Geschichte, die es so ähnlich schon zigfach gibt – Aber er erzählt sie so, dass sie trotzdem ungemein spannend und unterhaltsam ist :-D John Tango passt als weißer Sonnyboy mit Archäologen-Fimmel so gar nicht in die karge Lebenswirklichkeit der Anden. Doch mit seiner freundlichen, hilfsbereiten Art hat er sich unter den Einheimischen viele Freunde gemacht. Sein bescheidenes, zurückgezogenes Leben endet jedoch jäh, als er den Vater eines befreundeten Jungen vor einer Bande schießwütiger Gangster rettet... Das Blutbad wird überregional bekannt und damit zieht Tango die Aufmerksamkeit seiner ehemaligen „ArbeitskollegInnen“ auf sich, die so gar nicht gut auf ihn zu sprechen sind und die auch vor Gewalt an den Einheimischen nicht zurückschrecken, um ihn zu finden. Um sowohl seine Freunde als auch sich selbst zu retten, muss er sich mit einem ehemaligen Feind zusammentun und dabei rasch erkennen, dass er nicht der Einzige mit zweifelhafter Vergangenheit ist... Okay, sind wir mal ganz ehrlich miteinander: Wenn man die Zusammenfassung liest, fallen einem sicherlich sofort gleich zwei, drei Filme oder Comics ein, deren Handlung derjenigen von „Tango #1 Meer der Steine“ verdächtig ähnelt ;-) Aber Matz ist halt ein überaus routinierter Comic-Autor, der es schafft, diese etablierten Handlungsstrukturen und -elemente so anzuordnen, dass man trotz der Bekanntheit eben jener etablierten Handlungsstrukturen und -elemente manchmal tatsächlich überrascht, immer jedoch gut unterhalten wird. Dafür sorgen, neben einigen spannenden Wendungen (welche meine Erwartungen auf die Fortsetzung der Reihe in die Höhe schrauben, auch wenn dieser Comic hervorragend als OneShot funktioniert) und den (im Rahmen eines mit 72 Seiten dünnen Auftaktbandes) durchaus interessanten Figuren, vor allem die wirklich gut inszenierten Action-Szenen. Generell kann die Präsentation durchweg überzeugen: Die Zeichnungen von Philippe Xavier, der auch an der Geschichte mitgearbeitet hat, sind sehr ansehnlich und gerade in Kombination mit der Kolorierung von Jean-Jaques Chagnaud auch ziemlich atmosphärisch. Besonders dann, wenn sie die bezaubernde Landschaft der Anden zeigen – Hier merkt man einfach die gute Vor-Ort-Recherche, von welcher im kurzen, aber lesenswerten Anhang berichtet wird. Präsentiert wird der 72 Seiten umfassende Comic wie immer in der gewohnt tollen Druckqualität vom „Splitter Verlag“ (welcher mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte), sodass man die 16,80 € für das Hardcover gut angelegt hat. Fazit: „Tango #1 Meer der Steine“ (Link) bietet etablierte Handlungsstrukturen und -elemente, welche vom Erfolgsautor Matz gekonnt zur einer spannenden Geschichte geremixt wurde :-D Obwohl es ein Auftaktband ist, kann man diesen Comic auch ganz wunderbar als OneShot lesen, sodass ich hier gerne auch zögerlichen LeserInnen eine Kaufempfehlung geben möchte.
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