Neben einigen der populärsten SciFi-Miniaturenspielen (nämlich alles, wo „Star Wars“ drauf steht ;-)) hat der „Heidelberger Spieleverlag“ noch eine ganze Reihe anderer SciFi-Spiele im Programm. Beispielsweise das taktische Würfelspiel „Andromeda“, welches mit zwar einfachen, aber ausgeklügelten Regeln wie die erwachsene Version des im gleichen Verlag erschienenen „King of New York“ wirkt – Und wer weiß, wie sehr ich diese ganzen „King of…“-Spiele mag, darf das jetzt schon mal als vorgegriffenes, positives Fazit sehen :-D
Worum geht es eigentlich? In „Andromeda“ versuchen zwei bis vier Spieler mit ihren außerirdischen Expeditionsteams ein verlassenes Raumschiff zu erforschen. Ziel ist es dabei innerhalb von sieben Runden möglichst viele Kontrollpunkte zu erringen, die man durch erfüllte Missionen und besetzte Räume erhält. Dabei geht man wie folgt vor:
- In der 1. Phase „Befehle zuordnen“ würfelt der Startspieler eine vorgegebene Anzahl an sechsseitigen Befehlswürfeln (je mehr Spieler, umso mehr Würfel). Aus diesem Würfelpool stellt er nun ein Angebot zusammen, was er nacheinander den folgenden Spielern unterbreitet, bis es einer annimmt. Nimmt dies keiner an, muss er diese Würfel selbst nutzen. Dann folgt das zweite Angebot aus dem Pool der restlichen Würfel, bis ein weiterer Spieler dieses annimmt. Und so weiter und so weiter, bis jeder Spieler mit Befehlswürfeln versorgt ist. Diese speziellen Würfel werden nun in der zweiten Phase wichtig: - In der 2. Phase „Züge der einzelnen Spieler“, welche sich in drei Unterphasen aufteilt, befehligen die Spieler in der Reihenfolge ihrer Angebotsannahme ihre Erkundungstruppen. Zuvor werden jedoch in der ersten Unterphase „Kontaminierung“ so viele eigene Spielfiguren vom Spielfeld entfernt, wie man Biohazard-Symbole gewürfelt hat (beziehungsweise so viele Biohazard-Würfel man in der „Befehle zuordnen“-Phase in seinem angenommenen Angebot hatte). Dann folgt die zweite Unterphase „Aktionen ausführen“, in welcher man in freier Reihenfolge die von den Würfeln vorgegebenen Befehle ausführt: „Trainingscamp“ lässt zwei Forscher aus der Reserve in Bereitschaft gehen, welche dann mit „Unterstützung“ aufs Schiff gebeamt werden. Beim „Improvisieren“ kann man sich eine der beiden Aktionen aussuchen, diese allerdings nur mit einem einzelnen Forscher. „Bewegung“ erlaubt es, bis zu drei Bewegungsaktionen innerhalb erforschter Schiffsabteilungen durchzuführen (dies sind die Raumschiff-Pappplättchen, welche bereits aufgedeckt wurden). Dabei kann man sowohl einen Forscher dreimal als auch drei Forscher einmal oder einen Forscher einmal und einen Forscher zweimal bewegen, allerdings nur waage- oder senkrecht. Besonders wichtig ist im Spielverlauf der Befehl „Technologie nutzen“, welcher es ermöglicht ausliegende Technologiekarten wie etwa Teleporter, Impfstoff und Klontechnologie zu verwenden. Ferner ist es möglich, einen beliebigen Befehlswürfel zu nutzen, um einen neuen Raum zu erforschen und einen Forscher dort hineinzubewegen. Diese erforschten und besetzten Räume verfügen zusätzlich über kostenlose Spezialaktionen (z.B. einen gegnerischen Forscher vom Spielfeld entfernen), welche man ebenfalls in dieser Phase nutzen darf. Zuletzt wird in der dritten Unterphase „Aufträge erfüllen“ überprüft, ob man gewisse Missionsvorgaben erreicht hat. Falls dies der Fall ist, sammelt man wichtige Kontrollpunkte für die Endabrechnung. - In der 3. Phase „Kontrollpunkte prüfen“ wird geschaut, ob bereits ein Spieler vor dem regulären Spielende (nach sieben Runden) gewonnen hat, indem er genügend Kontrollpunkte sein Eigen nennt. Dabei behält man nur die Punkte für erfüllte Aufträge, etwaige Punkte für besetzte Räume können in der nächsten Runde schon wieder verfallen, wenn ein anderer Spieler dort mehr Forscher platziert hat. - Es folgt die 4. Phase „Aufräumen“, in der man benutzte Technologiekarten wieder auflädt und eine neue Auftragskarte aufdeckt. Außerdem kann beziehungsweise muss (je nach Spielsituation) ein Spieler neue, persönliche Auftragskarten ziehen.Und eigentlich war es dann auch schon. Der Spielreiz zieht sich in diesem Spiel einerseits aus den Befehlswürfel-Angeboten am Anfang jeder Runde („Nehme ich das erstbeste Angebot an?“, „Warte ich lieber bis zum Schluss und nehme die Reste?“, „Ich brauch unbedingt Technologie-Würfel, aber die werden nur zusammen mit Biohazard-Würfeln angeboten!“) als auch aus dem Zusammenspiel der verschiedenen Fähigkeiten von Technologiekarten, Völkerfähigkeiten (dazu gleich mehr), Auftragskarten und Befehlsreihenfolgen. Und, man darf das nicht vergessen lobend zu erwähnen, aus der sich beständig verändernden Spielsituation: Sicher geglaubte Punkte sind hier schneller weg als unvorsichtige Forscher in der verseuchten Zone ;-) Dazu kommt, dass die auf nur 12 Seiten sehr gut erklären Regeln wirklich rasch erlernt sind. Nach zwei, maximal drei Spielrunden hat man das Grundprinzip bereits verinnerlicht. Und wer dann noch Hilfe braucht, kann auf die hilfreichen Regelübersichtskarten gucken, welche für jeden Spieler beiliegen. Womit wir beim Thema Karten sind. Diese sind von guter Qualität, genau wie der Rest des Spiels. Dieses enthält 11 Raumschiffteile sowie 12 Teleporter- und 10 Impfstoffmarker aus stabiler Pappe, dazu 13 Befehlswürfel sowie 30 Auftrags-, 8 Völker-, 8 Technologie-, 4 Ablauf- und 4 Übersichtskarten. Außerdem insgesamt 64 Forscher-Miniaturen, welche der einzige Kritikpunkt der Ausstattung sind: Gerade da das Spiel acht verschiedene Völker (mit jeweils einer eigenen Spezialfähigkeit) anbietet, ist so eine einzige, stereotype Standard-Alien-Miniatur natürlich etwas schade. Dafür ist diese für ein Brettspiel aber recht detailliert. Das gesamte Spielmaterial ist, wie vom „Heidelberger Spieleverlag“ (welcher mit freundlicherweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) gewohnt, durchweg optisch ansprechend gestaltet und in stabiler Qualität produziert. Der Preis von 39,95 € wird daher von mir noch als angemessen eingeschätzt. Fazit: Was für eine großartige Überraschung! „Andromeda“ (Link) wirkt auf den ersten Blick vielleicht ein wenig unscheinbar. Doch hinter der generischen SciFi-Fassade verbirgt sich ein sehr rasch zu spielendes, durchaus taktisches und vor allem aber spaßiges Würfel-Brettspiel mit Spielfeldkontroll-Mechanik. Dank der zugänglichen Regeln ist es daher sowohl als Familienbrettspiel als auch als unterhaltsames Partyspiel geeignet - Zugegeben, da man maximal zu viert spielen kann, muss es eine kleine Party werden :-P ;-) Auch wenn es noch ein wenig hin ist, wird das mein persönlicher Brettspiel-Weihnachtstipp! PS: Eine sehr fundierte Meinung zum Spiel findet Ihr auch beim Blogger-Kollegen Würfelheld (Link).