Wer gelegentlich meine zahlreichen Comic-Rezensionen querliest, der wird schon mitbekommen haben, dass ich die „Splitternackt“-Reihe durchweg schrecklich, niveaulos und mitunter sogar misogyn finde – Und damit stehe ich auf weiter Flur ziemlich allein da, was u.a. zahllose Lobeshymnen auf wirklich jeden neuen „Splitternackt“-Comic in Foren und Blogs sowie vor allem auf Amazon verdeutlichen. Und selbst meine Freundin zeigt da keine Solidarität, denn sie hat mich „gezwungen“, mir ein Rezi-Muster des 2. „Maison Fleury“-Bandes zu bestellen 😜
 

Bild

Wobei das zugegebenermaßen nicht die allergrößte Überwindung war, denn der Trilogie-Auftaktband „Die Venusfalle“ (Link) war tatsächlich der einzige „Splitternackt“-Comic überhaupt, den ich nicht total verrissen habe 😉 Denn hinter all der unnötigen Nacktheit und hinter all den pornografischen Sexszenen verbarg sich irgendwo ein Verschwörungskrimi rund um einen Serienmörder, der scheinbar in die Fußstapfen von Jack the Ripper treten will... Die Polizei kriegt das Problem jedenfalls nicht in den Griff, selbst als sie das Nobelbordell „Maison Fleury“ ins Visier nehmen, in welchem die reichsten und mächtigsten Männer Londons verkehren. Und als wäre das für die dortigen Prostituierten nicht schon stressig genug, müssen sie sich auch noch um die bildhübsche Jungfrau Pearl kümmern, welche unter besonderem Schutz steht und an diesem sündigen Ort von keinem Mann angefasst werden darf.
 

Bild

Im zweiten Band gehen die Morde weiter, wobei das Bordell erneut ins Visier der Ermittlungen rückt. Denn das neuste Opfer ist nicht nur die Schwester einer der Prostituierten, sondern es bricht auch noch tot auf dem Stufen dieses Etablissements zusammen. Immerhin ergibt sich für die Polizei eine neue Spur, denn die gemeinsame Vergangenheit der Schwestern in einem Wanderzirkus führt zu einem neuen Zeugen, der den Serienmörder möglicherweise identifizieren kann. Auch zwei der Prostituierten gehen einem Verdacht nach, doch ihr Ermittlungserfolg bringt auch Konsequenzen mit sich...
 

Bild

Und die verschwörerischen Kultisten machen auch irgendwelchen Verschwörungskram, weil Frauen ja sowieso böse sind und geheime Männerbünde dafür die Lösung, und dann haben wir die 56 Seiten nach unglaublich vielen Zeichnungen von tropfenden Vulven und mächtigen Gliedern, die da reingesteckt werden, schon wieder hinter uns gebracht. Zum Glück, denn noch mehr als beim Auftaktband ärgere ich mich bei „Die Kulissen“! Warum? Gabriele Di Caro, der neben den netten Zeichnungen auch für die Geschichte zuständig ist, entwertet seine Geschichte durch die vielen Pornoszenen merklich! „Die Geheimnisse des Maison Fleury“ könnte ein richtig guter Verschwörungskrimi mit übernatürlichen Elementen sein, den man stringent als abgeschlossene Comic-Kurzgeschichte auf vielleicht 70 oder 80 Seiten erzählt. Ja, die Themen Prostitution und Geschlechtsverkehr sind elementarer Bestandteil der Handlung, da ergänzt er noch ein paar erotische Zeichnungen (Erotisch! Nicht pornografisch!), dann hätte man einen netten Erotik-Thriller mit 90 oder 100 Seiten. Das wäre dann zwar noch immer nicht auch nur im Ansatz vergleichbar mit dem thematisch sehr ähnlichen Comic-Meisterwerk „From Hell“, aber ich würde der Geschichte doch deutlich mehr Sympathie entgegen bringen. So aber versteckt sich der Verschwörungskrimi, obschon er die Mehrheit der 56 Seiten einnimmt, deutlich hinter (je nach Zählweise) so ziemlich genau einem Drittel Sexszenen. Und das ist halt ärgerlich, daher gibt es wieder ein ambivalentes...

Fazit: Eigentlich kann ich es mir jetzt einfach machen und einfach das Fazit des Auftaktbandes kopieren. Denn jedes einzelne dort geschriebene Wort trifft auch auf die Fortsetzung zu! Einerseits ist das hier immer noch das Beste, was die „Splitternackt“-Reihe zu bieten hat. Andererseits ist das hier trotzdem allenfalls mittelmäßig. Schade und ärgerlich, aber ich zweifle zu keiner Sekunde daran, dass „Die Geheimnisse des Maison Fleury #2 Die Kulissen“ (Link) sein Käuferklientel finden wird.

Tags