„Don Quijote“ sowie seine Fortsetzung sind wohl die berühmtesten Bücher aus Spanien, zugleich gilt der erste Band als Abgesang auf den klassischen Ritterroman und als Geburtsstunde der modernen Literatur. Selber wenn man kein Mittelalter-Fan ist, hat man schon mal von dem armseligen Möchtegern-Ritter gehört, der gegen Windmühlen kämpft. Zugegebenermaßen wusste ich bis heute auch nicht viel mehr, aber die Lektüre des 200 Seiten dicken Comic-Mammutwerks aus dem „Splitter Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) sowie eine anschließende Wikipedia-Recherche haben mich nun für jeden Literatur-Smalltalk gerüstet 😉
 

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200 Seiten sind eine ganze Menge, aber doch passen die Brüder Brizzi den Handlungsverlauf der beiden Romane für die Comic-Adaption ein wenig an. Was aber zweifelsohne dem Lesefluss dem Lesefluss zugute kommt, denn so verliert man sich nicht in kleinere Episoden, sondern bekommt quasi ein wie aus einem Guss wirkendes Gesamtwerk. Dabei bleibt die grundlegende Geschichte natürlich gleich: Alonso Quiano, ein alter und klappriger Mann, hat sich in die Welt von Ritterromanen verloren. Und zwar so intensiv, dass er nun selbst als „Don Quijote“ auf Reisen geht, um ritterliche Heldentaten zu bestehen. Dabei verliert er sich so sehr in seinen Illusionen, dass er die Welt ganz anders wahrnimmt, als sie wirklich ist. Die berühmten Windmühlen etwa werden zu Riesen und eine simple Schankstube zur Trutzburg (in welcher er sich durch den Wirt zum Ritter schlagen lässt). Dass Quijote dabei überhaupt nicht zum Ritter geeignet ist und er immer wieder grandios verprügelt wird, stört ihn dabei keineswegs. Und auch die hilflosen Rettungsversuche seiner Mitbürger (etwa die Verbrennung seiner Ritterromane, ein fingiertes Duell oder die Inhaftierung in einem Löwenkäfig – Nachdem Quijote diesen zuvor ritterlich freigelassen bzw. bekämpft hat) bringen ihn nicht von seinen Wahnvorstellungen ab.
 

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Dabei stellt die Geschichte immer wieder die Frage, ob es nicht sogar sinnvoller und auch humaner wäre, Quiano in seiner Rolle als Quijote leben zu lassen. Klar, er stiftet immer mal wieder Chaos (weswegen beispielsweise eine Bande Schwerkrimineller entkommt oder eben der Löwe), aber er ist in seiner kleinen Welt glücklich. Was von Paul & Gaëtan Brizzi auch wunderbar bildhaft dargestellt wird, denn in den Momenten, in denen wir uns in Quijotes Erleben versetzen, werden die zuvor schwarz/weißen Zeichnungen plötzlich farbenfroh. Wenn man diese warmen Farben sieht, freut man sich quasi mit Quiote mit! Daher kann das Fazit nur positiv sein: Ein unverwüstlicher Literaturklassiker, umgesetzt als wunderhübscher Comic: „Don Quijote von der Mancha“ (Link) ist großartig und ein absoluter Comic-Geheimtipp! 

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