Comics zeichnen – Für viele ist es ein Traum, nur wenige jedoch können diesen Traum wahr werden lassen. Denn gerade jetzt fallen den Zeichnerinnen und Zeichnern die Einnahmen weg, da Cons & Messen häufig abgesagt wurden und auch noch werden. Aber schon vorher war die deutsche Comic-Szene keine Goldgrube, wie uns beispielsweise der Indie-Zeichner Hannes Klesse im Podcast (Link, ab Minute 18) berichtete. Immerhin bietet sich heutzutage die Möglichkeit, die eigenen Werke online zu präsentieren. Und vielleicht wird dann ja auch wirklich mal ein Verlag drauf aufmerksam... So geschehen bei Maximilian Hillerzeder, dessen neuste Geschichte aus der „Wüstencomic“-Onlinesammlung (Link) nun vom Indie-Spezialisten „Edition Kwimbi“ publiziert wurde. Die Wüstencomics handeln von den Abenteuern eines illustren Grüppchens (inklusive eines Luchadors, was mega cool ist :-D) rund um den Zauberer Hillerkiller. In „Das Blutschloss“, der sogenannten „Halloween-Folge“, erzählt dieser Zauberer nun eine gruselige Kriminalgeschichte, in welcher die Gruppenmitglieder die Hauptrollen übernehmen. Und diese Geschichte beginnt mit einem Toten: Wie es sich für einen ordentlichen Adelskrimi gehört, stirbt der Hausherr zu Beginn unter mysteriösen Umständen in seinem Herrenhaus. Das ist bereits bekannt für seine übernatürlichen Phänomene, aber ein klassischer Mord aus Habgier – immerhin geht es um sehr viel Geld – ist natürlich naheliegender für den extra hinzugezogenen Inspector Mäxchen. Doch auch seine Ermittlungen können nicht verhindern, dass die potentiellen Erben nacheinander das Zeitliche segnen... „Das Blutschloss“ ist tatsächlich genau das, was es sein will: Eine nette kleine Gruselgeschichte, bei der die anfängliche Mörderjagd einem Überlebenskampf weicht. Dabei belässt es der Illustrator & Autor Hillerzeder jedoch nicht, denn er unterfüttert dieses fast schon klassische Genre-Werk mit einem dezidiert sozialkritischen Unterbau, welcher die Macht- und Besitztumsverhältnisse innerhalb des Mikrokosmos Herrenhaus in Frage stellt. Mir kam sogar eine gewisse Assoziation mit dem Jakobinertum, was wieder einmal wundervoll beweist, dass wirklich jedes Genre (eben auch eine Gruselgeschichte) politisch sein kann. In diesem Zusammenhang kann man sicherlich auch die homoerotischen Liebeleien der Protagonisten nennen, welche aber eher wie kleine Anekdötchen wirken, da sie zu abrupt abgehandelt werden – 52 Seiten DIN A5 sind letztlich einfach zu wenig, die Geschichte hätte gern noch über ein paar Seiten mehr vertieft werden können, da durchaus Fragen offenbleiben. Aber das kann man auch als Lob sehen, denn tatsächlich dachte ich mir am Ende „Oh, da hätte ich jetzt so gern noch viel mehr gelesen!“ :-) Besonders die zwar comichaft-simplen, aber doch überraschend atmosphärischen Zeichnungen haben es mir angetan, da möchte ich sehr gern noch mehr von sehen! Daher meine Empfehlung für diesen kleinen Indie-Gruselcomic, für welchen die „Edition Kwimbi“ (die mir dankenswerterweise ein Rezensionsmuster zur Verfügung stellte) glatte 10 € verlangt. Fazit: Dank „Das Blutschloss“ (Link) hat Maximilian Hillerzeder (Link) jetzt einen Fan mehr :-)
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