Zu Beginn muss ich natürlich erstmal den Boomer raushängen lassen: Heute ist Reformationstag, sonst nichts :-P Aber da der Rest der Welt das natürlich vergessen und lieber Halloween feiert, schließe ich mich mal dem Gruppenzwang an und rezensiere einen ganz besonders gruseligen Comic: „New York Cannibals“ vom Kreativ-Duo Charyn (Szenario und Boucq (Zeichnungen), einem Noir-Thriller mit Horror-Anleihen und dezentem Urban-Fantasy-Einschlag. New York im Jahr 1990 war damals wesentlich abgeranzter als heutzutage, aber die junge Polizistin Azami kann sich (auch dank ihrer beachtlichen Bodybuilder-Statur) doch sehr gut im Problemviertel Washington Heights durchsetzen. Leider kann ihr Körper, gestählt durch viel Training und noch mehr Steroide, keine Kinder gebären – Was für ein glücklicher Zufall, dass sie bei der Jagd nach ein paar Räubern in einem Hinterhof ein verlassenes Neugeborenes findet. Ihre spontane Adoption bleibt natürlich nicht ohne Folgen, hat sie sich damit doch unbewusst die Handelsware eines Menschenhändlers angeeignet. Und eben jener darf offensichtlich frei herumlaufen, wird er doch von einer geheimen Staatsbehörde gedeckt – Die wiederum aber Interesse an Azamis Adoptivvater Paul hat, der als meisterlicher Tätowierer nicht nur magische Tattoos stechen kann, sondern auch täuschend echt Geldscheine fälschen... Eine interessante Ausgangslage, die durch das Auftreten von zwei Personen aus Pauls Vergangenheit verkompliziert wird: Der war vor 50 Jahren in einem sowjetischen Gulag eingesperrt und musste sich dort nicht nur dem Kannialismus-Kult der Sektenanführerin Anna entziehen, sondern auch noch den Tod seiner Geliebten Nadja verkraften. Und jetzt tauchen beide plötzlich wieder in seinem Leben auf! „New York Cannibals“ ist eine überaus beeindruckende, weil sehr atmosphärisch gezeichnete und durchweg spannend erzählte Graphic Novel! Vom ersten Moment ist man als LeserIn gefesselt und wird hinein gesogen in diese mitunter durchaus brutale Geschichte, in der letztlich alle Handlungsfäden bei den titelgebenden Kannibalinnen zusammenlaufen. Mit 152 Seiten ist das Hardcover, wielches wie immer hochqualitativ vom „Splitter Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) gedruckt wurde, eigentlich sogar fast noch zu kurz. Denn gern hätte man noch mehr von den ProtagonistInnen erfahren (wobei es mit „Little Tulip“ (Link) einen Vorgängerband gibt, den man zum Verständnis dieses Bandes aber nicht zwingend gelesen haben muss) oder von dem Wirken der Verbrecherorganisation(en), denn das kommt durch das „feurige“ Finale dann doch etwas kurz. Aber vielleicht kommt von Jerome Charyn & François Boucq ja noch ein dritter Band, das wäre ziemlich fein :-D Fazit: „New York Cannibals“ (Link) ist ein düsterer, unglaublich atmosphärischer Noir-Thriller mit Horror- & Urban-Fantasy-Elementen. Absolut Empfehlenswert, nicht nur an Halloween!
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