Christophe Bec ist aus der französischen Comic-SciFi nicht wegzudenken, bereichert er das Genre doch immer wieder mit einer großen Portion Mystery – Manche Menschen würden hier vielleicht sogar von Esoterik sprechen, andere stellen das dagegen als ein die Intelligenz herausforderndes Qualitätsmerkmal heraus ;-) Ich würde mich zwar persönlich eher zu ersterer Gruppe zählen, aber das soll meine Neugier auf die neue Reihe „Crusaders“ nicht schmälern... Die Erde ist mal wieder kaputt, da konnte auch die (nach heutigem Stand) Ampel-Koalition nicht mehr viel ausrichten :-( Aber auf dem Jupiter-Mond Titan gibt es noch eine Menge Ressourcen, sodass sich die KolonistInnen dort eine dystopische, für die meisten entbehrungsreiche Zukunft aufgebaut haben – Aber immerhin, eine Zukunft... Und die hält eine große Überraschung bereit, kommt aus der Ferne des Weltraums – da, wo nach den physikalischen Gesetzen eigentlich nichts sein dürfte – ein mysteriöses Signal! Eine Einladung? Oder doch eher eine Falle? Rasch werden die Besten der Besten der Besten ausgewählt, um mit einer unter Hochdruck zusammengeschweißten Expansionsflotte dem Phänomen auf den Grund zu gehen... Und tatsächlich war es das auch schon mit der gesamten Handlung des immerhin 72 Seiten starken „Crusaders“-Auftaktbandes. Was noch passieren wird? Hmm, keine Ahnung, aber die wenigen ausgelegten Story-Spuren lassen vermuten, dass die Menschheit oder wenigstens die Protagonistin Natalia Tarkovski das Schicksal des Weltraums mitbestimmen werden... Tatsächlich musste ich für diese Rezension, obschon ich den Comic (so viel Spoiler vorweg sei erlaubt) mit großer Freude gelesen haben, direkt nochmal nachschlagen, denn im Gedächtnis geblieben ist sie mir nicht. Und das liegt nicht nur an ihrer kühlen Art, welche es schwer macht, irgendeine Verbindung zu ihr aufzubauen. Sondern auch daran, dass sie ebenso wie all die zahlreichen Nebenfiguren einfach nur bloße Staffage bleibt, die mit ein paar Satzfetzen immer wieder bekundet, wie groß eigentlich der Weltraum ist... Aber immerhin, das bliebt hängen: Der Weltraum ist groß! So groß, dass man es sich eigentlich gar nicht richtig vorstellen kann! Und tatsächlich vermittelt dies der Comic überaus eindrucksvoll, sowohl in seinen Texten als auch in seinen (zumindest wenn keine Menschen im Fokus stehen) kühl-atmosphärischen Zeichnungen. Trotzdem muss man hier, mehr als in vergleichbaren SciFi-Geschichten, eine gewisse Affinität zur Thematisierung der Genre-Elemente haben. Denn die Geschichte wirft einen direkt hinein in die Handlung und das Setting, mit all den unwichtigen Figuren die aber wichtige Dinge tun, und hinterlässt am Ende vor allem Fragezeichen und eben die bereits erwähnten Story-Spuren. Dabei zieht „Die stählerne Brücke“ den Reiz nicht aus einer hochdramatischen Story, denn dafür passiert doch zu wenig (Signal kommt, Flotte fliegt los, Ende :-P), also sozusagen nicht aus der Fiction in Science-Fiction, sondern aus der in ihren nackten Fakten durchaus beeindruckenden Vermittlung der Science ;-) Das passt konzeptionell natürlich hervorragend ins Portfolio des „Splitter Verlags“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte), der ja dem Selbstverständnis nach Comics für Erwachsene publiziert. Fazit: „Crusaders #1 Die stählerne Brücke“ (Link) ist ein wirklich interessanter SciFi-Comic, der aber zumindest im Auftaktband deutlich mehr Science als Fiction enthält.
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