Wimmelbilder sind aus den Kinderbuchabteilungen der Buchläden nicht mehr wegzudenken. Aber wirklich neu sie nicht, denn kunsthistorisch gibt es dieses Konzept aber schon mehrere Jahrhunderte lang. Kann man aus dieser altbewährten Kunstform noch neue Konzepte herauskitzeln? Ja! Denn „MicroMacro Crime City“ verwandelt Wimmelbilder in knifflige Kriminalfälle, die trotz einer Altersfreigabe 8+ keinesfalls für Kinder geeignet sind!
Das Spielkonzept ist denkbar einfach: Auf einem 75 x 110 cm großen Spielplan ist eine detaillierte Großstadt inklusive ihrer putzigen Tier-BewohnerInnen abgedruckt. Doch wenn man genauer hinschaut, fällt einem plötzlich auf, dass die Szenerie gar nicht so niedlich ist, wie man denken würde. Denn Raubüberfälle sowie Mord und Totschlag sind hier an der Tagesordnung! Da müssen die SpielerInnen natürlich eingreifen und die zahlreichen TäterInnen dingfest machen ;-) Und das funktioniert mit einer genauen Beobachtungsgabe und etwas Kombinationsgabe: Das Spiel enthält 120 Karten, welche sich auf 16 Kriminalfälle verteilen. Die Karten jedes Falls werden dann nacheinander aufgedeckt, nämlich immer, wenn man die Frage der aktuellen Karte gelöst hat. Beispielsweise käme erst „Wo ist der Tatort?“, dann „Wo war das Opfer vorher?“, dann „Gibt es einen Verdächtigen?“ etc. – Dabei muss man leider in der vom Spiel vorgesehenen Reihenfolge vorgehen, was manchmal etwas ungeschickt ist, da man spätere Fragen oft schon vorher lösen könnte, einfach weil man die Lösung schon gesehen hat. Oder manchmal will eine Frage auf ein ganz bestimmtes Detail hinaus, dessen Suche danach wirkt dann aber fast wie ein unnötiger Schlenker. Beispielsweise kann man in einem Kriminalfall (den man auch online testspielen kann, Link) schon erkennen, warum das Opfer ermordet wurde (Geldgier) und wer es war (die Person, die quasi direkt daneben steht und gierig auf die Geldbündel schaut), man muss aber trotzdem der Reihe nach erst einmal andere Fragen abarbeiten, bevor man den Täter mitsamt seinem Motiv überführen darf...
Aber das sind Kleinigkeiten, die ich hier kritisiere, denn im Großen und Ganzen macht „MicroMacro Crime City“ wirklich unglaublich viel Spaß. Klar, die meiste Spielzeit besteht nur aus herumsuchen, aber man muss oft auch haarscharf kombinieren. Dabei gilt es, oft kleinste Details zu beachten (beispielsweise könnte eine Tüte Pommes neben der Leiche ein Hinweis darauf sein, wo es sich vor dem Mord aufhielt). Glücklicherweise ist dem Spiel eine kleine Lupe beigelegt, die ihren Zweck tatsächlich gut erfüllt – Es ist aber sicherlich hilfreich, wenn die anderen MitspielerInnen sich ebenfalls eine Lupe besorgen, damit man das beigelegte Exemplar nicht immer herumreichen muss. Laut der Verlagsbeschreibung von „Pegasus Spiele“ (die mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellten) können hier bis zu vier SpielerInnen teilnehmen, das wird dann aber ziemlich eng, wir haben uns schon zu zweit die Köpfe aneinander angestoßen ;-) Noch (nennen wir es mal euphemistisch) optimistischer ist aber die vom Verlag angegebene Altersfreigabe von 8+ Jahren: Themen wie Mord und Totschlag, aber auch Sadomaso-Partys und Suizid, sind auch bei knuffigen Tierfiguren eher weniger für Grundschulkinder geeignet... Wer aber ein paar Jahre älter ist, wird mit den 16 Kriminalfällen (plus Online-Bonusmaterial) zwei bis drei spaßige Spieleabende verbringen :-)
Fazit: Ein äußert simples Spielprinzip mit teils durchaus kniffligen Kriminalfällen. Gerade für GelegenheitsspielerInnen, die sich nicht erst durch lange Regeltexte wühlen wollen, ist „MicroMacro Crime City“ (Link) eine sehr gute Wahl.