Ich werde jetzt nicht schon wieder schreiben, dass die verschwisterten Cyberpunk-Reihen „Travis“ und „Carmen Mc Callum“ die besten Comicserien sind, die der kleine Augsburger Verlag „Bunte Dimensionen“ im Programm hat ;-) Dabei kann und möchte ich gar nicht sagen, welche Reihe mir besser gefällt; denn obwohl sie sich thematisch überschneiden (Travis hat in diesem Zyklus etwa den gleichen Feind und den gleichen Verbündeten wie Carmen in ihrem 4. Zyklus), haben sie doch ihre ganz eigene Tonalität: Wo Carmen als Supersöldnerin fast gottgleich am Freiheitskampf einer Mutantennation (Link) mitwirkte, musste sich der bodenständige Travis mit der Gentrifizierung eines baufälligen Dörfchens (Link) befassen. Ob es diesmal wohl spektakulärer wird?
8. Der Terrorist Harry Haussen, der im vorherigen Zyklus den weltbesten Hacker Pacman entführt hat, vergiftet die Wasservorräte der Mondkolonie. So zynisch es klingt, für Travis ist das ein Glücksfall: Denn weil seine vormalige Tätigkeit als EU-Geheimagent aufgeflogen ist und ihm deshalb kein Konzern mehr vertraut, steht seine Transportfirma vor dem Ruin. In der Not lässt man ihn aber doch ein paar Flaschen Blaues Gold (Link) in den Weltraum fliegen. Mit ihm an Bord ist sein alter Feind und jetziger Verbündeter Vlad Nyrki, der Pacman befreien will und dazu die Hilfe der Gefängnisinsassin Thundercat braucht – Doch an der hat auch Haussen Interesse...
9. Nachdem Travis und Vlad es tatsächlich gelungen ist, Thundercat zu befreien, müssen sich sich schon der nächsten Herausforderung stellen: Klar, Harry Haussen will sie in seine Finger kriegen, doch schnell bemerken sie, dass hinter ihm noch eine weit gefährlichere Gegnerin die Finger im Spiel hat: Die Künstliche Intelligenz Dommy (Link) will die weltweiten Trinkwasservorräte mittels Gift regulieren!
10. Im Zyklus-Abschlussband kommt es zum finalen Showdown – Und der zieht nochmal alle Register: Mit dramatischen Verfolgungsjagden durch die verstopfte Stadt, brachiale Explosionen und wilde Schießereien bietet New York, New York (Link) einen würdigen Abschluss, der so gar nichts mit der Bodenständigkeit des zweite Zyklus zu tun hat ;-)
Okay, eigentlich war die Beschreibung des 10. Bandes jetzt nicht ganz korrekt: Travis ist so bodenständig wie immer. Für die weltbewegende Dramatik sind über weite Teile Vlad und später dann auch Thundercat verantwortlich. Tatsächlich ist es so, dass der Namensgeber der Reihe fast schon zu einer Nebenfigur verkommt. Zwar sagt er ab und an genau die Stichworte, welche die Handlung voranbringen, doch für die Drecksarbeit sind andere zuständig – Das fällt explizit im achten Band auf, wenn Travis gefühlt mehr Energie in den Alkoholkonsum investiert als in die Rettung der Welt; aber auch in den späteren Bänden möchte man die Reihe eigentlich in „Vlad Nyrki“ umbenennen :-P Aber sind wir ehrlich, am Ende zählt ja nur, ob die LeserInnen gut unterhalten werden – Und das werden sie :-D Der dritte Zyklus startet furios und hält die Spannung dann durchweg bis zum Ende durch. Das ist kein Vergleich zum zweiten Zyklus! Denn der war zwar an sich auch unterhaltsam, doch hat er merklich als Mittelteil fungiert, um die Figuren und den Meta-Plot so in Stellung zu bringen, dass der dritte Zyklus dann sofort durchstarten kann. Fans spannender Cyberpunk-Geschichten werden die jeweils 14 €, welche „Bunte Dimensionen“ (die mir dankenswerterweise Rezensionsmuster zur Verfügung stellten) für die 48 Seiten starken Hardcover verlangt, gern zahlen. Fazit: Wie immer tolle Cyberpunk-Comics, an denen ich nichts auszusetzen habe – Wenn man mal davon absieht, dass dieser 3. „Travis“-Zyklus (Link) eigentlich nach seiner wahren Hauptfigur Vlad Nyrki benannt werden müsste :-P
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