Das deutsche Fantasy-Rollenspiel „Splittermond“ verbinde ich persönlich mit heldenhaften AbenteurerInnen, die sich gegenseitig die Zaubersprüche um die Ohren hauen und dann auf der Tickleiste haarklein nachrechen, wer jetzt gerade die Initiative hat :-P Umso gespannter war ich daher auf das neue Abenteuer „Die Narren von Aylantha“, welches seinen Fokus ganz explizit auf Sozialspiel und Ermittlungen legt. Kann so etwas überhaupt Spaß machen? Jedes Jahr findet in Aylantha, einer Hafenmetropole des mertalischen Städtebundes, ein weltbekannter Künstlerwettbewerb statt. Es wird gesungen, getanzt, geschauspielert und gegauklert – Am Ende winkt der prestigeträchte Titel „Schatz von Mertalia“, außerdem wird unter dem rumorenden Volk das Bürgerrecht verlost. Die SpielerInnen nehmen in diesem Abenteuer entweder selbst am Wettbewerb teil oder werden als Eskorte für einen der Beteiligten angeheuert. Denn natürlich gibt es auch immer mal ein paar Intrigen und Mauscheleien, immerhin wollen die WettbewerbsteilnehmerInnen um jeden Preis gewinnen – Doch diesmal eskalieren die Ereignisse: Während eines Wettbewerbs kommt es zu einer Art Gasangriff, welcher die ZuschauerInnen in Panik versetzt und für ein unübersichtliches Chaos sorgt. Und genau das war der Plan, denn während alle dabei sind, irgendwie nach Luft zu schnappen, entführen finstere Mächte den Stadtherzog Gaspar IV. – Na und jetzt ratet mal, wessen Aufgabe es ist, ihn wieder zurückzuholen? ;-) „Die Narren von Aylantha“ teilt sich, was seine Stimmung und seinen Spielfokus angeht, so ziemlich genau in zwei Hälften auf: Anfangs dürfen sich die SpielerInnen primär mit (gern auch humorvollem) Sozialspiel vergnügen. Der Schauplatz Aylantha mit all seinen relevanten NSCs (die eigene Ziele verfolgen und daher natürlich auch gegenseitig intrigieren) und seinen „Schatz von Mertalia“-Wettbewerb(sbeiträg)en wird auf rund einem Drittel des 64 Seiten umfassenden Softcover-Büchleins ausführlich beschrieben, sodass den SpielleiterInnen genug Material an die Hand gegeben wird, damit sie die SpielerInnen in das wichtigste Ereignis der Hafenmetropole eintauchen lassen können. Sobald der Herzog dann entführt wurde, wandelt sich das Abenteuer in einen eher linearen, dafür aber durchaus dramatischen Kriminalfall: Man befragt Zeugen, folgt Spuren und trifft einige wenige, dafür umso bedeutungsvollere moralische Entscheidungen. Dadurch kommt man den EntführerInnen sowie ihren Motiven langsam auf die Schliche... Von der humorvollen Stimmung bleibt aber spätestens dann nichts mehr übrig, wenn der Herzog stückchenweise auftaucht :-P Der Autor Aşkın-Hayat Doğan (hier ein einstündiges Podcast-Interview mit ihm, Link) gibt sich mit allerlei Infoboxen, Alternativvorschlägen, Kartenmaterial und Vorlesetexten sehr viel Mühe, dass selbst unerfahrene SpielleiterInnen den Plot umsetzen können. Trotzdessen sollte man aber etwas Zeit investieren, um sich mit Aylantha und ihren BewohnerInnen vertraut zu machen. Denn man kann hier unumwunden von einem Mini-Quellenband sprechen, der sich auch gut für eigene Abenteuer eignet :-) Ansonsten gibt es gar nicht viel zu sagen, die typische „Splittermond“-Qualität eben: Übersichtliches Layout, nette Zeichnungen, flüssig lesbare Texte – Fantasy-Fans können die 12,95 € ohne Zögern investieren. Fazit: In den einschlägigen „Splittermond“-Foren (Link) gilt „Die Narren von Aylantha“ (Link) als eines der besten Abenteuer des Systems. Und tatsächlich kann ich mich dieser Einschätzung nur anschließen! Eine ziemlich lineare, aber dramatische Detektivgeschichte trifft auf einen tollen Mini-Quellenband :-)