Seit rund eineinhalb Jahrzehnten versorgt uns der kleine, aber feine Augsburger Verlag „Bunte Dimensionen“ mit franko-belgischer Comickunst. Die erste Veröffentlichung trug den Titel „Mord à la Carte“ und war zugleich der Auftaktband der „Die Töchter der Aphrodite“-Trilogie. Man sagt ja immer „Aller Anfang ist schwer“ – Ob das auch auf diese Comic-Reihe zutrifft? New York in den 30er Jahren. Die beiden Freundinnen Lenni und Mona führen die sehr erfolgreiche Heiratsagentur „Aphrodite Agency“.
1. Doch eine Kundin kann ihr neues Liebesglück gar nicht genießen, denn im Auftaktband Mord à la Carte (Link) wird sie ermordet aufgefunden. Als am Tatort eine Herzdame-Spielkarte aufgefunden wird, ist das für Lenni Grund genug, in ihrer eigenen Vergangenheit als Waisenkind herumzuschnüffeln. Das hätte sie mal besser gelassen...
2. Lennis Privatermittlungen sind ein Spiel mit dem Feuer (Link), doch auch der Ex-Verlobte des Mordopfers stellt Nachforschungen an. Für diese reist er bis nach Kuba, nur um dort ins Visier eines schicksalsgläubigen Kultes zu geraten. Lenni folgt ihm und muss feststellen, dass ihre Mutter noch lebt und ziemlich große Pläne mit ihr hat.
3. Der zweite Band endete mit einem ziemlichen Cliffhanger und so ist es die Aufgabe des Abschlussbandes Jede Karte hat zwei Seiten (Link), die verschiedenen, losen Handlungsfäden miteinander zu verknüpfen. Wo die ersten beiden Bände die Geschichte doch recht gemächlich und dialogorientiert vorantrieben, gibt es im Finale doch einige spannende Actionszenen :-)
Jetzt kann ich mich gar nicht so recht entscheiden, was ich eigentlich schreiben möchte, denn zur Comic-Trilogie „Die Töchter der Aphrodite“ kann man zwei Meinungen haben: Entweder, dass drei Bände zu je 48 Seiten viel zu umfangreich für die verworrene, aber letztendlich dünne Geschichte sind. Oder aber, dass man die Geschichte noch viel komplexer, intriganter und damit umfangreicher hätte ausbauen müssen... Egal welche der beiden Meinungen man nach der Lektüre vertritt, ihre jeweilige Kernaussage ist gleich: Storytelling und Pacing funktionieren in der dargebotenen Form als Trilogie einfach nicht optimal: Am Anfang ist man durch die sprunghafte Handlung und die gemächliche Charaktereinführung (zugegeben eine paradoxe Kombination) ziemlich verwirrt, dann wird zu Beginn der Kuba-Episode enorm Tempo rausgenommen, damit sich schließlich im actionreichen Finale die Wendungen überschlagen – Und zwar gerade mit der finalen Auflösung so stark, dass man die Trilogie mit diesem Vorwissen eigentlich nochmal ganz von vorn lesen muss, um jetzt endlich alle Aspekte zu verstehen... Zudem scheint nicht immer klar, welche erzählerische Richtung die Autorin Corine Jamar einschlagen will: „Die Töchter der Aphrodite“ bietet ein wenig Familiendrama, ein wenig kultistischen Grusel, ein(en) wenig spannenden Krimi und gelegentliche humoristische Einschläge – Diese Kombination lassen die Handlung eher wie ein atmosphärisches Flickwerk wirken. Hier wäre es wohl besser gewesen, sie hätte sich mehr fokussiert; auch wenn das bedeutet, die Geschichte nur in zwei statt drei Bänden zu erzählen. Wobei das wiederum schade gewesen wäre, sähe man so doch weniger der gelungenen Zeichnungen von André Taymans. Die harmonieren einfach perfekt mit der Geschichte und wirken dank der Kolorierung von Bruno Wesen in einigen Panels gar wie PopArt-Kunstwerke. Wirklich schön anzuschauen, auch wenn es manchmal etwas bemüht wirkt, dass zu jeder (un)passenden Gelegenheit irgendeine Dame nackig ist ;-) Präsentiert werden die Zeichnungen von „Bunte Dimensionen“ (welche mir dankenswerterweise Rezensionsmuster zur Verfügung stellten) in qualitativ guten Hardcovern zu je 48 Seiten, welche jeweils 13 € kosten. Fazit: Aller Anfang ist schwer – Tatsächlich, an diesem Spruch ist etwas dran. Und das gleich zweifach: Erstens natürlich, weil diese Comic-Trilogie der Anfang von „Bunte Dimensionen“ im Comic-Business war. Und zweitens, weil sich gerade der Auftaktband von „Die Töchter der Aphrodite“ (Link) unglaublich schwer bei Storytelling & Pacing tut. Das ist etwas schade, da hier – gerade auch wegen der stimmungsvollen Zeichnungen – eigentlich viel mehr drin gewesen wäre als ein durchschnittlicher Verschwörungskrimi.
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