Heutzutage gibt es keine weißen Flecken mehr auf der Landkarte. Okay, vielleicht wurde ein Landstrich noch nie von einem Menschen betreten, aber zumindest mit Satelliten hat man schon einen halbwegs guten Überblick darüber, wie einen am Boden erwartet. Vor einhundert Jahren sah die Sache noch ganz anders aus, da war die Entdeckung der Welt noch ein echtes Abenteuer! Und von eben solch einem Abenteuer berichtet die Graphic Novel „Die schlimmste Reise der Welt“, einer mehrteiligen Comic-Adaption des Reiseberichts von Apslye Cherry-Garrard über die fehlgeschlagene Terra-Nova-Expedition zum Südpol. Apsley George Benet Cherry-Garrard war ein reiselustiger, das Abenteuer suchender junger Mann, der sich mit 1000 Pfund in die Terra-Nova-Expedition einkaufte und in der Position eines zoologischen Helfers von 1910 – 1913 die Antarktis erforschte. Sein wahrer Verdienst war aber, dass er seine Erlebnisse aufschrieb und 1922 als „The Worst Journey in the World“ publizierte. Ein absoluter Klassiker der Reiseliteratur, welcher nun von der Disney-Veteranin Sarah Airriess sichtbar kompetent als mehrteilige Graphic Novel adaptiert wurde. Dabei passieren im Auftaktband „Ums Kap nach Süden“ noch gar nicht so viele schlimme Dinge – zumindest nichts, was nicht andere abenteuerlustige Seefahrende auch schon erlebt haben (Wassereinbruch ins Schiff, unentdeckte Inseln voller fremder Flora & Fauna, und halsbrecherische Orkane, wegen denen Material über Bord geht) ;-) Aber darum geht es in diesem ersten Band eigentlich auch gar nicht, der bereits mit den ersten Schritten in der Antarktis endet. Vielmehr werden hier all die Expeditionsmitglieder vorgestellt und wie sie trotz aller Unterschiede zu einem eingeschworenen Team zusammenwachsen. Da wird es, das mutmaße ich einfach mal, in den Folgebänden noch sehr viel schlimmer, wenn sie dann mal im ewigen Eis bleiben... (kein Spoiler, lest halt ein Geschichtsbuch :-P) Auch die Vorbereitung der Expedition und die Abläufe an Bord eines Schiffes werden erläutert, sodass notorische Landratten wie ich hier durchaus maritime Dinge lernen ;-) Schön ist dabei, dass es im Anschluss an den hübsch gezeichneten Comic einen umfangreichen Anhang der Künstlerin gibt, die manche Dinge genauer erklärt oder aber verdeutlicht, warum sie bestimmte Sachverhalte nicht 100 % historisch korrekt wiedergegeben hat. Ganz phantastisch, das würde ich mir bei allen Historien-Comics wünschen :-) Ich bin jedenfalls ziemlich begeistert und freue mich schon auf die hoffentlich rasch erscheinende Fortsetzung, auch wenn wir bewusst ist, dass es dann langsam etwas trauriger werden wird... Aber egal, als Fazit trotzdem eine dicke Empfehlung, denn „Die schlimmste Reise der Welt #1 Ums Kap nach Süden“ (Link) eine eine phantastische Bereicherung des „Panini“-Portfolios (die mir übrigens dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben).
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