Das Spielprinzip vom „X-Wing Miniaturenspiel“, welchem auch ich hoffnungslos verfallen bin, war so erfolgreich dass auch andere Firmen auf den Erfolgszug aufgesprungen sind. Da wäre beispielsweise „Star Trek Attack Wing“, welches bis auf wenige Regelmodifikationen einfach die X-Wings und TIE Fighter durch Förderations- und Klingonenschiffe ersetzte und durch geringere Produktqualität bei höheren Preisen auffiel. Trotzdem konnte dieses Spiel eine kleine Community mitsamt Turnierszene etablieren. Selbiges versucht nun auch „Dungeons & Dragons Attack Wing“, welches zu einem noch höheren Preis die Raumschiffe einfach durch Drachen ersetzt... Oder ist es gar nicht so einfach?
Nein, ganz so einfach ist es dann halt doch nicht. Aber starten wir doch mal bei den Parallelen zu den erfolgreicheren Spielkonzept-Brüdern:
„Dungeons & Dragons Attack Wing“ ist ein Tabletop - Das heißt kleine Spielfiguren werden auf dem als Spielfläche fungierenden Tisch hin- und hergeschoben. Aber keinem Leser muss jetzt der Schweiß auf die Stirn treten, wenn er beim Stichwort Drachen und Tabletop an Regelmonster wie „Warhammer Fantasy“ oder gar den aktuell populären Drachen Smaug aus dem „Hobbit“-Tabletop denkt. Ganz im Gegenteil, der Verlag WizKidz (Link) bietet ein ungemein einsteigerfreundliches Taktik-Spiel, welches in seinen Grundregeln schon nach 15 Minuten Regelkunde und 2 Probematches sicher beherrscht werden kann. Na, noch nicht überzeugt dass es wirklich so einfach ist?
OK, dann mal einen Regel-Schnellkurs: Zu Beginn der Runde dreht jeder Spieler für jeden seiner Drachen am Manöverrad um damit die gewünschte Bewegung auszuwählen und legt dieses dann verdeckt neben die Miniatur. Abhängig vom Level (der Schlechteste beginnt) werden dann je nach gewähltem Manöver die entsprechenden Schablonen angelegt und der Drache verschoben. Hier kann man auch gleich eine Spezialaktion wie Konzentration oder Ausweichen nutzen.
Schließlich folgt die Kampfphase, in welcher abhängig vom Level (diesmal beginnt der Beste) auf eine Figur in Reichweite geschossen werden darf – Hier sogar mit 4 Entfernungszonen im Gegensatz zu den 3 Zonen der Konkurrenz.. Abhängig von verschiedenen Faktoren wie Ausrüstung und Einheitenwerten würfeln dann beide Spieler und zählen letztendlich die Schadenspunkte zusammen… Und wenn ein Drache keine Lebenspunkte mehr übrig hat, dann BAMM! Na, war das schwer?
Nun muss ich hier etwas gestehen: Die letzten drei Abschnitte hab ich aus meiner eigenen X-Wing-Rezension bei Freizeitstrategen.de (Link) kopiert und lediglich die entsprechenden Worte (z.B. wurde aus Raumschiff dann Drache) geändert. Das zeigt also, wie nah diese beiden Spiele vom grundlegenden Spielprinzip her beieinander liegen. Im Vergleich zum „X-Wing Miniaturenspiel“ zeigen sich die Drachen dann aber zumindest bei größeren Schlachten wesentlich taktischer. Denn hier werden die Kämpfe gleich auf zwei Spielebenen geführt!
Zum einen natürlich in der Luft, die das Hoheitsgebiet der Drachen darstellt. Die vielleicht sogar spannenderen Gefechte finden aber auf dem Boden statt: Zum Einen mit gelandeten Drachen, die dann dort auch ein anderes Manöverrad benutzen dürfen. Zum Anderen gibt es zahlreiche Bodentruppen wie Elfen und riesige Eisgiganten sowie schwere Fernkampfwaffen. Viele dieser Einheiten müssen dabei taktisch klug in Formation geführt werden, beispielsweise dürfen die äußeren Einheiten nicht zu weit vom Truppführer entfernt sein.
Inhaltlich macht das Spiel also alles richtig. Aber wie ist es mit dem Äußeren? Die Verarbeitung und das gesamte Spielmaterial (Karten, Tokens, etc.) sind durchweg in Ordnung und stehen den großen Brüdern in Nichts nach. Das optische Layout und die Haptik wird aber von vielen Spielern als zu schlicht erachtet. Die Modelle schwanken stark in der optischen Qualität: Manche Figuren sind zusammen mit einer guten Bemalung wirklich ansehnlich geworden, andere wirken wie arg billiges Spielzeug aus China.
Die Starterbox mit dem benötigten Spielmaterial und drei Drachen kostet je nach Händler zwischen 40 und 50 €. Schon ziemlich hochpreisig, aber für Fans der D&D-Lizenz sicherlich ok. Das Problem ist nur, dass man mit den drei Drachen noch lange nicht so viel Spaß haben wird wie bei einer großen Luft/Boden-Schlacht. Dazu muss man sich dann aber einige weitere Einheiten zulegen, welche zwischen 15 – 25 € für „kleine“ Einheiten wie Fußsoldaten (die Teuren kommen aber im 6er Pack) und 20 – 30 € für große Einheiten wie die namensgebenden Drachen. Insgesamt also ein recht teurer Spaß, aber welches Tabletop ist das nicht? ;-)
Fazit: Um auf die Überschrift zurück zu kommen, würde ich eher zu mächtiger Spaßgarant tendieren. Denn es behält das gut funktionierende X-Wing-Spielkonzept bei und erweitert es sinnvoll um taktisch anspruchsvolle Bodenkämpfe. Leider ist das Spiel bisher aber nur auf englisch erhältlich und damit in Deutschland kaum verbreitet. Wenn es hier aber mal großflächig verkauft wird, kann ich mir durchaus vorstellen dass es von der Verbreitung her zwar nicht an das Original-“X-Wing Miniaturenspiel“ herankommen wird, aber zumindest in einer Nische ähnlich dem „Star Trek Attack Wing“ seine Fans (Link) finden wird.