Über die Morde von Jack the Ripper und auch ihre Nachwirkungen wurden zahlreiche pop-kulturelle Werke verfasst. Natürlich auch Comics, man denke nur an Alan Moores Meisterwerk „From Hell“. Ob wohl auch Gabriele Di Caros Erotik-Trilogie „Die Geheimnisse des Maison Fleury“ später als ein solches Meisterwerk gezählt werden wird?
 

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Der berühmt-berüchtigte Frauenmörder Jack the Ripper ist zwar schon seit ein einiger Zeit nicht mehr aktiv, mangelnde Ermittlungserfolge haben jedoch das Vertrauen der britischen Bevölkerung in die Polizei untergraben. Da kommt es natürlich sehr unpassend, dass eine erneute Mordserie an Prostituierten das Londoner East End erschüttert... Kommissar Barnes steht also unter Zugzwang, weshalb seine Ermittlungen ihn u.a. in das beliebte Nobelbordel Maison Fleury führen, dessen erlesener Kundenstamm selbst Politiker und hohe Geistliche umfasst. Doch dort hat man ganz andere Probleme, denn die ebenso jungfräuliche wie verführerische Pearl soll ausgerechnet an diesem sündigen Ort vor den Verlockungen der körperlichen Liebe versteckt werden...

56 Seiten umfangreich ist dieser Trilogie-Auftaktband, welcher sich mehr oder minder grob in drei miteinander verwobene Handlungsstränge aufteilt. Einerseits sind da natürlich die Ermittlungen, welche mich trotz bekannten Genre-Konventionen (der verzweifelte Kommissar kann weitere Morde nicht verhindern, aber die Zeit drängt, also wird der erstbeste Verdächtige verhaftet) gut unterhalten haben. Dann gibt es die „wahre“ Hintergrundgeschichte, die sich ebenfalls entlang der bekannten Genre-Konventionen hangelt, denn mächtige Leute sind verschwörerisch unterwegs... Und bis hierhin ist auch alles prima – Gabriele Di Caro erschafft zwar kein Krimi-Meisterwerk, aber einen soliden Thriller, der mich zum Weiterlesen der beiden Folgebände motivieren würde. 

Jedoch verblasst die Verschwörungsthriller- bzw. Krimi-Story quantitativ deutlich hinter dem dritten, bezogen auf die Seitenanzahl – nämlich ungefähr die Hälfte – deutlich wichtigeren Handlungsstrang: Die Geschehnisse im Bordell. Klar, es gibt ein wenig Geplänkel zwischen den Prostituierten, von denen manche auch eine rudimentäre Hintergrundgeschichte bekommen. Vor allem aber gibt es plakative Sexszene, die bei aller zeichnerischen Qualität vor allem platt, belanglos und unnötig wirken. Dafür, dass der „Splitter Verlag“ (der mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) diesen Comic unter seinem „Splitternackt“-Label firmiert, also erotische Comics, gibt es hier sehr wenig Erotik. Nein, stattdessen gibt es zumeist plumpe Pornografie – Was umso ironischer ist, da eine der Hauptfiguren des Comics höchstselbst einen Vortrag darüber hält, was wahrhaft erotische Darstellungen eigentlich ausmachen...
 

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Fazit: Ich habe schon deutlich schlechtere „Splitternackt“-Comics gelesen, aber wirklich gut ist „Die Geheimnisse des Maison Fleury #1 Die Venusfalle“ (Link) halt trotzdem nicht. Mit deutlich reduziertem Pornografie-Anteil wäre es immerhin ein völlig solider Verschwörungskrimi geworden; so jedoch ist es eine Aneinanderreihung von kopulierenden Personen, bei denen zwischendurch auch mal ein Serienmörder gejagt wird. Enttäuschend!

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