Der „Uhrwerk Verlag“ bietet eine ganze Reihe an „Fate“-Abenteuerwelten an, welche mit „Kaufe eine am Nachmittag und sei am Abend bereit zum Spielleiten“ beworben werden. So auch das „Turbo Fate“-Setting „Eagle Eyes“, welches typische Noir-Detektivgeschichten im düster-dekadenten Römischen Reich verspricht.
Das antike Rom ist eine zwar florierende, aber auch korrupte und dekadente Großmacht, in der Senatoren, Generäle und Priester skrupellos nach Macht und Einfluss streben... Ihnen entgegen stellen sich die Spieler als Mitglieder der Geheimorganisation Adler, welche im Auftrag des Senats die Stabilität der in den letzten Zügen befindlichen Republik sichern soll. Beispielsweise gehört es zu ihren Aufgaben Verräter aufzuspüren, Skandale zu vertuschen oder auch politische Morde wahlweise auszuführen oder aufzuklären. Das machen sie natürlich nicht nur aus Liebe zur Römischen Republik, sondern auch für die Petitio Videtur – Einer von den Adlern zu erfüllenden Bitte (etwa Reichtum oder eine Begnadigung), von deren Größe die Länge der Dienstzeit abhängt. Diskretion und Pflichtbewusstsein sind die wichtigsten Einstellungskriterien, auf Geschlecht und Stand wird nicht geachtet: So können in einer Spielergruppe, hier „Hand“ genannt (außer alle Mitglieder gehören zur gleichen Adler-Unterorganisation, dann heißt die Gruppe „Faust“), beispielsweise eine Sklavin und ein Legionär gleichberechtigt zusammenarbeiten.
Dieser Settingband ist mit 64 Seiten recht übersichtlich und baut, trotz einer gut geschriebenen, aber groben Einführung in die Epoche, natürlich auf das schon vorhandene Geschichtswissen der Spieler auf. Wie bei den anderen „Fate“-Abenteuerwelten wird hier ebenfalls auf das Regelwerk verzichtet (was man ja eh kostenlos herunterladen (Link) kann), es gibt lediglich ein paar spielmechanische Anpassungen: So ersetzen etwa den römischen Göttern zugeordnete Stoßgebete die „Fate Turbo“-Methoden, außerdem darf man bei der Charaktererschaffung gleich fünf Aspekte verwenden. Eine interessante Idee ist zudem, dass Verschwörungen ähnlich Charakteren auch Stress erhalten und Konsequenzen erleiden können. Verschwörungen sind in „Eagle Eyes“ ohnehin ein gutes Stichwort, denn ein ganzes Kapitel befasst sich mit der Frage, wie man gute Geschichten voller Geheimnisse, Intrigen und eben auch Verschwörungen entwirft. Spannend zu lesen, wenn auch (wie generell alle vier Kapitel in dem 64 Seiten dünnen Büchlein) etwas kurz. Dafür sind auch drei interessante Abenteuerideen enthalten, welche die Bandbreite der Adler-Einsätze aufzeigen. Als Spielleiter muss man aber trotzdem noch eine ganze Menge Vorabarbeit in die Planung des Abenteuers und beim Spiel dann in die Führung der NSCs investieren, sodass der Werbespruch „Kaufe eine am Nachmittag und sei am Abend bereit zum Spielleiten“ meiner Meinung nach (zumindest für Nicht-Profi-SL) doch ein wenig zu optimistisch geraten ist.
So spannend das Setting auch ist, so fade ist die Präsentation: Sehr viel Fließtext mit sehr wenigen optischen Auflockerungen. Die Bilder sehen dafür aber sehr gut aus, wenn sie auch nicht immer die Stimmung transportieren, in welcher der Text das Setting beschreibt. Die Druckqualität ist, wie vom „Uhrwerk Verlag“ (welcher mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) gewohnt, gut und lässt den Preis von 14,95 € für das 64 Seiten starke Softcover (Link) bzw. 6,99 € für die PDF (Link) angemessen erscheinen.
Fazit: „Eagle Eyes: In den Schatten Roms“ (Link) bietet, wie alle „Fate“-Abenteuerwelten, ein dünnes Büchlein mit einem wirklich interessanten Setting :-) Da hier komplexe Abenteuer mit Intrigen und Verschwörungen im Mittelpunkt stehen, eignet sich es meiner Meinung nach eher für erfahrene SpielleiterInnen, die auch genügend Zeit in die Vorbereitung investieren.
PS: Gerne verweise ich noch auf die Meinung meines Blogger-Kollegen Würfelheld (Link).