Es ist so ziemlich auf den Tag genau zwei Jahre her, dass ich den damals - trotz renommierter Auszeichnungen noch eher unbekannten - Nachwuchsautor Felix A. Münter zu seiner Fantasy-Trilogie "Das Imperium von Westrin" (Link) interviewen durfte. Wie schnell die Zeit vergeht, denn mittlerweile hat Felix sich qualitativ, vor allem aber quantitativ weiterentwickelt und ist spätestens mit seinem Projekt "12 gute Romane in 12 Monaten" einem breiten Lesepublikum bekannt. Na, dann fühl ich ihm doch mal auf den Zahn, ob er sich da nicht doch etwas zu viel vorgenommen hat ;-) Hallo Felix. Für die LeserInnen, die Dich noch nicht kennen: Stell Dich doch bitte mal vor.
"Klar. Meinen Namen hast du ja schon, ich bin mittlerweile 32 Jahre alt und von Haus aus eigentlich Sozialarbeiter. Beruflich treibe ich mich aber schon seit Jahren im Ausbildungssektor herum, wo ich angehende Alten- und Krankenpfleger schule. Ich komme aus Dortmund, wo ich zusammen mit der besten Frau der Welt auch lebe."
Wie die Zeit vergeht: Vor zwei Jahren hatte ich Dich schon mal im Interview. Was hat sich seitdem geändert?
"Eine ganze Menge! Das Schreiben hat mittlerweile einen viel größeren Platz in meinem Leben eingenommen und alles hat sich viel rasanter entwickelt, als ich es eigentlich angenommen oder jemals erwartet hätte. Ich habe gelernt, wie wichtig Disziplin ist und auch, ein Gefühl dafür entwickelt, was sich zu einer Geschichte eignet und was nicht. Mittlerweile habe ich meinen „Hausverlag“ gefunden, aber auch das war so nicht wirklich geplant."
Letztes Jahr hielt ich Dich mindestens für sehr ambitioniert, manchmal auch für etwas verrückt, weil Du plantest jeden Monat ein Buch zu veröffentlichen. Und nicht nur das, es sollten auch noch gute Bücher werden! Dass Du dieses Ziel erreicht hast, ist ja mittlerweile bekannt. Aber warum kamst Du überhaupt auf so eine Idee?
"Das ganze beruhte auf einer knappen Unterhaltung mit meinem Verleger. Ich hatte ihm seinerzeit das Manuskript zu „Vita“ angeboten und er war ziemlich begeistert. In einer Rückmeldung über weitere Zusammenarbeit sagte er dann: Das Jahr hat 12 Monate, wenn du willst, gebe ich dir also 12 Slots. Das war ein bisschen wie eine Herausforderung für mich und ich wollte in erster Linie mir selbst beweisen, dass sowas funktioniert. Ich wusste, dass es ein ziemliches Stück Arbeit werden würde, aber da mir mittlerweile klar war, dass ich diesen Weg gehen wollte und das Schreiben zu einem Stützpfeiler meines Lebensunterhalts machen wollte, hatte ich noch einmal besonderen Antrieb."
Wie gestaltete sich die Umsetzung des Projekts? Was für ungeplante Hindernisse standen Dir im Weg und wie hast Du sie überwunden?
"Ich fange mal bei den Hindernissen an. Als ich 2016 die Planung für „12 in 12“ machte, plante ich mit mindestens vier (eigentlich fünf) Titeln, die bei "Prometheus Games" erscheinen sollten. Ende 2016 waren diese vier Bücher bereits geschrieben (einige davon eine ziemlich lange Zeit) und ich war zuversichtlich. Wer jetzt ein bisschen aufpasst, der bemerkt, dass nicht einer der Titel bei "Prometheus Games" erschienen ist. Tatsächlich liegen sie dort immer noch herum (es handelt sich um drei Bände aus dem "Imperium von Westrin"-Universum und einen aus dem "The Rising"-Universum). Als dieses Problem auftauchte, war meine großspurige Ankündigung für 2017 aber schon längst in der Welt und ich wusste, dass ich umplanen musste, um „12 in 12“ überhaupt noch zu ermöglichen. So kam es dann, dass ich einige Titel, die für 2018 geplant waren, vorziehen musste. Das wiederum nahm mir natürlich vorbereitetes Material für 2018 weg. Dabei entstand eine Lücke, die ich noch füllen muss. Im Moment ist der komfortable Vorsprung einiger fertiger Manuskripte merklich zusammengeschrumpft, aber ich habe die Hoffnung, innerhalb der nächsten Wochen eine Einigung mit "Prometheus Games" zu erreichen, sodass die vier Manuskripte dort wieder frei werden."
Nun verrate den Lesern doch mal, wie die Bücher alle heißen. Und stell sie doch bitte jeweils kurz vor.
"12 Monate, 12 Bücher, als da wäre: : 1. "Vita", ein Steampunk-Roman, den du glaube ich auch rezensiert hast (Korrekt :-D (Link)). Mein erster Gehversuch in dem Genre, mit einer gehörigen Portion Sozialkritik. 2. "All about the Money", mein erster reinrassiger Thriller. Eine schöne und knackige Geschichte, die leider nicht so ankam, wie ich es mir erhofft hatte. Aber man lernt ja mit jedem Buch dazu. (Anmerkung des Bloggers: Tröstet es Dich, dass ich den Thriller super fand? (Link)) 3. "Trümmerwelten 1": Meine erste Zusammenarbeit mit Ann-Kathrin Karschnick. Hier hat sich eine wirklich traumhafte Kooperation ergeben, wir greifen wie Zahnräder ineinander und ergänzen und perfekt. "Trümmerwelten 1" ist der Auftakt einer Fantasy-Trilogie voller Geheimnisse, fliegender Inseln im Wolkenmeer und zweier gegensätzlicher aber liebenswerter Protagonisten. 4. "Mercenary", der Auftakt der "Carter-Akten". Das war mein Überraschungshit des Jahres, denn das Buch schlug ein wie eine Bombe und findet auch einige Monate nach seiner Veröffentlichung immer noch massenweise Leser. Alles entwickelt sich so gut, dass wir aus einem geplanten Einzelband eine Reihe gemacht haben – und auch den Sprung zum Hörbuch gewagt haben, das vor zwei Wochen das Licht der Welt erblickte! 5. "Prepper". Das war für mich nach der "The Rising"-Reihe (die im Moment ja leider auf Eis liegt) wieder ein Sprung zurück zu den Wurzeln, in die Postapokalypse. Der Roman hat seine Liebhaber und seine Hasser, wird aber wie geschnitten Brot genommen. Scheine dort also doch einen Nerv getroffen zu haben, was mir sehr gefällt. 6. "Nulllinie" war dann der nächste Thriller und es zeigte sich, dass Thriller allgemein irgendwie mein Hauptgenre für 2017 geworden sind (was vorher überhaupt nicht geplant war). Hier handelt es sich um einen harten Thriller, der in Osteuropa spielt und eine Menge übler Dinge an die Oberfläche holt. Die Recherchen dazu waren für mich sehr intensiv. 7. "Archon" ist der Auftakt einer SciFi-Reihe, die mir aus einem bestimmten Grund sehr am Herzen liegt, denn es ist eine Art Langzeitprojekt. Ganz am Anfang meiner „Karriere“, wenige Wochen, nachdem die ersten "The Rising"-Bücher beim "Mantikore Verlag" erschienen waren, kam ich nämlich mit dieser Idee um die Ecke. Damals ist nichts daraus geworden, aber losgelassen hat es mich nicht. Und so freute es mich sehr, dass der "Papierverzierer Verlag" Interesse an der Geschichte hat, die in unserer Zeit beginnt, ich aber alsbald als SciFi herausstellt. 8. "Trümmerwelten 2" ist die Fortsetzung der Zusammenarbeit mit Ann-Kathrin. Eigentlich war auch dieses Buch erst für 2018 geplant, aber dann entwickelte sich nach einem schnellen Spruch der Kollegin auf der LBM alles anders, sodass wir in diesem Jahr dann zur FBM schon den zweiten Teil fertig hatten. 9. Dann hätten wir noch "Hunter", den zweiten Teil der "Carter-Akten". Irgendwie scheinen Thriller in 2017 (und das war so nicht geplant) einen großen Teil meines Portfolios eingenommen zu haben. Was wir hier haben? Gleicher Protagonist, neuer Kontrakt, diesmal: London. 10. Mit "Troubleshooter 1 – Das Aufgebot", habe ich mir einen kleinen Traum verwirklicht. Hier kommen Western und Horror zusammen, eine Mischung die in meinen Augen schon immer harmonierte (Anmerkung des Bloggers: In meinen Augen auch (Link)). Wollte ich eigentlich schon lange Mal machen, dieses Jahr hat es mit dem Auftakt geklappt. 11. "Hijacker" wäre dann Teil 3 der "Carter-Akten" und zeigt den Söldner anders als in den vorherigen Teilen mal an einem Ort, an dem man Seinesgleichen erwarten würde, nämlich mitten in einem Konfliktherd. 12. Den Abschluss machte dann "Troubleshooter 2 – Jäger und Gejagte". Da man auf einem Bein nicht stehen kann, habe ich dann gleich auch noch den zweiten Teil der Reihe geschrieben. Wie gesagt: Herzensprojekt und ich hoffe immer noch, dass es mehr als ein paar Leser dafür gibt."
Wieder hast Du die Genres wild durcheinander gemischt. Mit mittlerweile so viel Schreiberfahrung, welche Bücher gingen Dir besonders leicht, welche eher beschwerlich von der Hand?
"Nicht ganz so einfach war es bei "Archon", was sicher mit der Vorgeschichte zu tun hat. Der Grundentwurf ist damals ziemlich bemäkelt worden, sodass ich es beim zweiten Anlauf zwanghaft anders machen wollte. Nur um dann nach 5 Versuchen (jeder zwischen 60 und 80 Seiten) dann zur Erkenntnis zu kommen, dass es von Anfang an eigentlich gut war. Also wieder auf Anfang, und Entwurf Nummer sechs wurde dann zum vollwertigen Buch. Ansonsten geht mir alles dank der täglichen Routine eigentlich gut von den Fingern :-) "
Und wie schnell schreibst Du so einen Roman mittlerweile? Begonnen von der Konzeption bis hin zum fertigen Manuskript?
"Die Konzeption ist für mich eigentlich der härteste Teil, denn du überlegst ja, wie dieses oder jenes funktioniert, was du wirklich brauchst (und was nicht). Da gehen schon mal zwei oder drei volle Tage drauf (wobei es meist Tage und Wochen vorher schon Gedanken dazu gibt, aber die speichere ich nur bis zum richtigen Moment ab). Wenn das Konzept dann einmal steht, weiß ich ja schon, wohin der Hase laufen wird. In der Regel – bei mindestens vier Stunden Schreibzeit am Tag – brauche ich für 300 Seiten dann so 3 - 4 Wochen. Klingt hart, wenn ich es selbst lese."
Wahnsinn, meinen Respekt! Aber jetzt mal so unter uns, was blieb für die Schreiberei auf der Strecke? Immerhin hast Du da schon ne Menge Zeit reininvestiert...
"Freizeit. Wobei, das ist ja auch gelogen. Früher habe ich meine Freizeit damit verbracht, ein paar Stunden und ein Computerspiel zu versenken, Heute spiele ich hingegen nur noch ganz selten (dann aber mit aller Gewalt). Ich schaue auch eigentlich kein TV mehr und an Filmen nur noch das, was mich wirklich interessiert. Da wird dann schon eine Menge Zeit frei…"
Und hat sich diese 12-in-12-Aktion denn für Dich gelohnt? Also sowohl von der Bekanntheit und vom Erfahrungsgewinn, aber selbstverständlich auch vom Verkauf?
"Ja und Ja. Viele Leute können mit meinem Namen nun was anfangen, aber das war zu erwarten, darum ging es mir ja eigentlich auch nur an zweiter Stelle. Und ob es sich finanziell gelohnt hat, ist ganz schnell beantwortet: Ab dem 1. Januar gehe ich nur noch vier Tage in der Woche arbeiten, der Rest ist dann dem Schreiben gewidmet. Das finde ich ziemlich cool."
Ich bin immer beeindruckt, dass Du in dieser Frequenz die Qualität halten konntest. Wie war das Feedback von Kritikern und Lesern?
"Ich sehe mich ja selbst nicht als Künstler, sondern als Handwerker. Will sagen: Wenn ich beim Schreiben eine Idee habe, wie etwas anders oder vielleicht sogar besser gehen würde, dann notiere ich mir das, ziehe aber alles weiter so durch, wie von Anfang an geplant. Damit hast du eine Lernkurve, denn deine Erkenntnis fließt ja in das nächste Buch ein. Und so geht es immer und immer weiter. Genau dieses Feedback bekomme ich eben von den Lesern. Ihnen gefallen alle meine Bücher, aber sie merken auch, dass es von Buch zu Buch spürbar besser wird. Durch 12 Bücher in einem Jahr ist diese Verbesserung auch für dich als Autor viel besser erkennbar."
Planst Du noch so eine verrückte Aktion? Dir würde ich auch 52-in-52 zutrauen :-P
"Ich hab es noch nicht offiziell angekündigt, aber für 2018 plane ich in vergleichbaren Zahlen wie 2017… ;-) "
Aber mal seriös, was sind Deine nächsten Projekte? Fortsetzungen oder komplett neue Romane?
"Dieses Jahr haben ein paar Reihen das Licht der Welt erblickt. Die werden 2018 (und darüber hinaus) natürlich fortgeführt. Da wären die "Carter-Akten", die in 2018 mindestens zwei eher mehr weitere Teile sehen werden, dann "Archon" (was ich mit jedem Band mehr und mehr liebe), was ebenfalls fortgesetzt wird und auch "Troubleshooter", wo weitere Bände geplant sind. Im ersten Quartal 2018 wird dann auch wieder was im Bereich Fantasy erscheinen und auch das wird der Beginn einer epischen Reihe sein. Darüber hinaus sind ein paar Einzelbände für 2018 geplant, sowie der letzte Band von "Trümmerwelten". Oh, und ein Roman im "Splittermond"-Universum."
Das Beste kommt bekanntermaßen zum Schluss, daher: Mittlerweile gibt es auch das erste Hörbuch, basierend auf dem Roman "Mercenary". Ein großer Schritt, herzlichen Glückwunsch! Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit? Und gab es Änderungen im Vergleich zum Original-Roman, etwa Kürzungen?
"Das war reichlich spontan. Der Verlag konnte auf der "Phantastika" Kontakt zu einem Studio herstellen und kurzerhand entschlossen wir uns, einfach mal einen Testlauf zu fahren. "Mercenary" war da schon ein paar Monate auf dem Markt und schlug sich immer noch sehr gut. Also dachten wir, dass wir es einfach einmal damit versuchen könnten. Und was soll ich sagen? Ich liebe das Resultat. Und wenn die Hörer es auch lieben (sprich: Wenn die Zahlen stimmen) dann machen wir damit weiter. Gekürzt ist übrigens nichts, "Mercenary" als Hörbuch hat alles, was auch das normale Buch hat."
Normalerweise würde ich jetzt nach Tipps für Nachwuchsautoren fragen, aber das musstest Du ja schon im letzten Interview (Link) beantworten. Daher als krönenden Abschluss: 3 exklusive Spoiler für kommende Romane, bitte ;-)
"Puuuh. Ok. "Archon 2" (Januar 2018): Präastronautik, uralte Aliens und die Menschheit im Jahr 2026 auf dem Weg in eine der größten Katastrophen der Menschheitsgeschichte. "Carter-Akten 4" (Februar 2018): Carter im Kongo, der Roman spielt 2016 und verspricht den Söldner in Höchstform. "Splittermond": Ein Gnom, eine Wargin und eine Zwergin (klingt fast wie der Beginn eines Witzes, oder?) gemeinsam im hohen Norden des Kontinents."
Dann will ich Dich mal nicht weiter abhalten vom Schreiben. Vielen Dank für Deine Zeit!
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