Gerade mal zwei Wochen ist es her, dass ich dem Auftaktband der SciFi-Reihe „Untold Stories of a Galaxy“ (Link) sehr viel Potential, aber auch noch sehr viele Baustellen bescheinigte. Freundlicherweise hat mir der Autor Michael E. Campbell (Link) daraufhin auch den zweiten Teil zukommen lassen. Und tatsächlich: Der Folgeband „Kysaek: Die Jünger von Dealith“ nutzt, wenn auch noch etwas zögerlich, sein Potential :-) Aber er verfügt auch noch immer über zu viele Baustellen, die das Lesevergnügen trüben :-( Kurze Rekapitulation des ersten Bandes in einem Satz: Die prismatisch begabte Wachfrau Elaine Kysaek verhindert zweimal hintereinander einen Terrorangriff auf den Großkonzern PGI, entdeckt dabei jedoch höchst illegale Forschungsprojekte und sieht deshalb ihr Leben in Gefahr. Und genau hier setzt der zweite Band an: In der ganzen Galaxie lässt PGI die Lüge verbreiten, dass Kysaek die Anführerin eben jener Terrororganisation ist, welche sie im ersten Band eigentlich abgewehrt hatte. Gejagt sowohl von der Polizei als auch von der paramilitärischen Konzernsicherheitstruppe PGIE, kann sie selbst Freunden nicht trauen, da das Kopfgeld von fünf Millionen doch so manche Gier weckt... Ich versuche die Spoiler auf das Notwendigste zu beschränken, aber für den größeren Zusammenhang ist nun notwendig zu erfahren, dass sie sich daher an die einzige Person wendet, von der sie Loyalität erwarten kann: Dilén, die Talin, welche sie im ersten Band gerettet hatte und welche ihr nun einen großen Gefallen schuldig ist. Was für ein Zufall, dass diese auch noch sehr gute Kontakte zur Untergrundgruppe „Die Jünger von Dealtih“ hat – Welch großartige Ironie des Autors, dass er die angebliche Terroristin zur echten Terroristin werden lässt, um zu beweisen, dass sie keine Terroristin ist :-D Hier finden sich nun schon erste Anzeichen dafür, dass Campbell tatsächlich das Potential seiner Erzählung zu nutzen weiß: Die Entscheidungen des ersten Bandes (beispielsweise die Rettung der Außerirdischen Dilén) haben Auswirkungen auf den Verlauf des zweiten Bandes. Ich bin nun durchaus gespannt, welche Entscheidungskonsequenzen es daher in den folgenden Bänden geben wird, hoffe aber auch, dass es sich nicht nur auf weitere Deus ex Machina beschränkt. Zudem bereichert der Autor sein vielfältiges, sehr dystopisches SciFi-Setting um weitere interessante Aspekte. Außerdem nimmt die Handlung nun endlich Fahrt auf – waren im Vorgänger vielleicht zwei, bestenfalls drei der fünf Kapitel voranschreitend, geht es hier nun pausenlos zur Sache. Zwar finden sich auch einige ruhige Momente, die meiste Zeit aber passiert ordentlich Krawumm-Action :-) Die Entwicklung der Protagonistin muss dagegen ein wenig zurückstecken: Sie entwickelt sich nicht grundlegend weiter, jedoch bekräftigen ihre neu hinzugefügten Facetten bereits das Bild, was man schon im ersten Band von ihr hatte. Achtung Spoiler: Jetzt kommt vielleicht das Gegenargument „Aber sie wird bei den Jüngerinnen doch zur Killerin geformt!!!“, jedoch kann man dieses mit einen Verweis auf ihre Biografie entkräften: Die Frau war mal Soldatin und später bewaffnete Wachfrau, also hat sie sich schon mit ihrer Berufswahl mehrmals dafür entschieden, möglicherweise in eine Situation zu kommen, in der sie jemanden töten muss. Daher ist dieser Entwicklungsschritt wesentlich kleiner, als wenn sie vorher etwa Gärtnerin gewesen wär :-P Was die Spannung angeht, hat sich der zweite Band also deutlich gesteigert :-D Leider gibt es aber noch immer die altbekannten Baustellen: Zuvorderst sei wiederum das fehlende Lektorat & Korrektorat genannt, welches mich mit Rechtschreib- und Grammatikfehlern sowie teils eigenartigem Satzbau sehr gestört hat. Dafür gibt es wieder ein paar Prozentpunkte Abzug von der im Vergleich zum ersten Band deutlich besseren Gesamtnote :-( Zudem, aber das ist natürlich Geschmackssache, wirkt Campbells Schreibstil wieder etwas distanziert und abrupt. Und wo ich gerade beim Thema Schreibstil bin: Bitte keine Sexszenen mehr, die lesen sich im schlechtesten Sinne wie der feuchte Traum eines jungfräulichen Trekkie-Teenagers und sind für die Story keinesfalls bereichernd... Außerdem wäre ein kleiner Glossar eine echt nette Geste, wirft der Autor doch wieder mit Alienvölkern, Technologien etc. um sich ;-) Fazit: Bei aller Kritik im vorherigen Absatz muss man doch anerkennen, dass Michael E. Campbell mit dem zweiten „Untold Stores of a Galaxy“-Band „Kysaek: Die Jünger von Dealith“ (Link) dank der fokussierteren, spannenderen Handlung einen merklichen Qualitätssprung gemacht hat. Eigentlich wäre mir das 67 % wert, aber da ich wieder 5 % für die Fehler abziehen muss, bleiben am Ende noch immer ordentliche 62 % beziehungsweise 3,1 / 5 Sternchen. SciFi-Fans, gerade wenn sie krawallige Action, Dystopien und bunte Universen mögen, werden hier wieder ordentlich bedient und sollten die 2,99 € für das Kindle-eBook investieren.
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