Mit der neuen 007-Comicserie, für welche mittlerweile schon drei jeweils mindestens gute, teils auch sehr gute Sammelbände erschienen sind, hat sich der renommierte „Splitter Verlag“ ein echtes Goldstück ins Portfolio geholt. Die Reihe ist so erfolgreich, dass man das 007-Universum nun mit einem ersten SpinOff um den amerikanischen Geheimagenten Felix Leitner erweitert. Ein weiterer 007, nur mit blonden Haaren? Mitnichten! Felix Leitner ist kaum mehr als ein Möchtegern-007, und drückt man es hart aus, ein Anti-Bond! Im Geheimdienstgeschäft gibt es ja keine echten Freundschaften, aber die Verbindung zwischen dem britischen 007-Superagenten James Bond und dem amerikanischen CIA-Sonnyboy Felix Leitner kommt dem immerhin schon ganz schön nahe... Nach einem missglückten Einsatz, bei dem er einen Arm und ein Bein eingebüßt hat, geht Felix in den vorzeitigen Agenten-Ruhestand und hält sich mehr schlecht als recht als Privatdetektiv über Wasser. Da kommt ihm sehr gelegen, dass der japanische Geheimdienst seine Expertise braucht: Eine russische Ex-Kollegin und (denn Felix wäre ja auch gern James ;-)) Ex-Geliebte hält sich in Tokio auf, was auf großen Ärger hindeutet. Felix soll sie identifizieren, doch versemmelt er diesen Auftrag schon in den ersten Minuten... Viel Zeit für Selbstmitleid bleibt aber nicht, denn schon wird Tokio durch einen Giftgas-Anschlag erschüttert. Die Schuldigen sind schnell identifiziert, auch die Festnahme des mutmaßlichen Terroristen-Anführers klappt schnell – Viel zu schnell, denn Felix und seine japanischen Kollegen merken zu spät, dass sie in eine tödliche Falle getappt sind... „James Bond 007: Felix Leitner“ bietet eigentlich eine ganz typische Geheimagenten-Geschichte nach dem altbewährten Erfolgsrezept: Supergefährliche Schurken, ein exotisches Setting, eine wunderschöne Femme Fatale (mit der der Protagonist erstens Sex hat und die ihn zweitens umbringen will ;-)) und ordentlich Baller- & Prügelaction. Die Handlung hätte also auch wunderbar mit 007 höchtspersönlich funktioniert – Doch gibt der gescheiterte Agent Felix Leitner ihr einen völlig neuen Anstrich. Denn Felix wäre so gerne noch der kompetente Aktivposten, der er in seiner Erinnerung war. Doch stattdessen verbockt er seine Aufträge mehrmals – Und wenn er mal nicht im Einsatz ist, dann zerfließt er in Selbstmitleid. Das ist für einen 007-Leser anfangs sicher ungewöhnlich, macht den Protagonisten aber irgendwie greifbar und nachvollziehbar. Damit unterscheidet sich dieses SpinOff, trotz dem gleichen zuvor erwähnten Erfolgsrezept, in seiner Tonalität merklich von der Hauptserie. Und das ist auch gut so :-D Neben Felix, der eindeutig im Mittelpunkt der Geschichte steht, bekommen lediglich sein japanischer Kollege Tiger Tanaka und dann nochmal deutlich weniger die russische Femme Fatale / Spionin Alena Davoff wichtige Nebenrollen zugesprochen. Alle anderen Figuren, selbst etwa der Terroristenanführer und die Hintermänner, sind kaum mehr als Stichwortgeber für einzelne Szenen. Aber diese Fokussierung auf den Protagonisten ist ja aus der Hauptserie hinlänglich bekannt, das würde ich einfach auch mal als Teil des Erfolgsrezeptes abtun ;-) Sehr schön ist, dass die Geschichte zudem nicht vollkommen für sich alleine steht (obwohl man sie so problemlos lesen könnte), sondern sie teils deutliche Bezüge zu den 007-Comics und auch zum 007-Metaplot aufweist. Auch zeichnerisch setzt sich „James Bond 007: Felix Leitner“ von der Hauptserie mit einer eigenen Tonalität ab. Gerade die verregneten Außenszenen verbreiten eine düstere, gefährliche Atmosphäre. Der Detailgrad schwankt von Panel zu Panel, mal sehr detailliert, mal unglaublich grob – Das ist künstlerisch sicherlich interessant, weil so jedes Bild eine eigene Stimmung aufweist, aber ich hatte durchaus das Gefühl als würde zwischendrin mehrmals der Zeichner wechseln :-P Letztendlich ist der grafische Gesamteindruck aber wirklich gut, genauso wie die Druckqualität vom „Splitter Verlag“ (welcher mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte). Das 152 Seiten starke Hardcover kostet akzeptable 19,80 €, die limitierte Edition (Link) wieder 34,80 €. Fazit: Gleiches Erfolgsrezept, andere Tonalität: „James Bond 007: Felix Leitner“ (Link) ist eine interessante und gelungene Erweiterung des 007-Universums :-)
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