"Würfelheld, den kenn ich, das ist doch dieser Rollenspiel-Blogger" wird wohl den meisten LeserInnen durch den Kopf gehen, wenn sie an diesen in der Szene doch ziemlich bekannten Namen denken. Nachdem er (also der Blog, nicht der Blogger ;-)) nun seinen neunten Geburtstag (Link) feierte, musste ich den äußerst umtriebigen André Skora zum Interview bitten und ihn auch über seine weiteren Tätigkeiten als Juror, Herausgeber, Wettbewerbsveranstalter, Projektkoordinator und PR-Mensch ausfragen :-) Hallo André. Erst einmal herzlichen Glückwunsch zu einer so langen Zeit im Blog-Geschäft. Bevor wir anfangen: Stell Dich doch bitte mal den Lesern vor.
"Hallo Philipp, vielen Dank. Na dann stell ich mal.  Seit ich zu nächtlicher Zeit mit viel Geplärr auf diesen unseren Planeten geschlüpft bin, bin ich meiner Heimatstadt treu geblieben, auch wenn es hier immer düsterer wird. Beruflich bin ich im Medienumfeld tätig und ansonsten treib ich mich virtuell viel herum."
Wie kamst Du zum Hobby und wie kam es, dass Du Blogger wurdest? Und warum genau dieser Name?
"Zum Hobby bin ich ca. 1991/92 durch einige Schulfreunde gekommen, mit denen ich seinerzeit andere Hobbies teilte. Eines Tages wurde ich dann zu eine Runde "Das Schwarze Auge“, mit den Worten „laß uns ein paar Orks klatschen“, geschleppt. Damit war der Weg geebnet. Wobei ich ungefähr zur selben Zeit auch mit Spielbüchern in Kontakt gekommen bin. Zum bloggen bin ich vor etwas mehr als 9 Jahren gekommen, weil ich eigentlich ein paar Daten für meine Spielrunde sammeln wollte. Dann kam aber eins zum anderen und der Blog hat sich in der Zeit stetig entwickelt. Zum Namen „Würfelheld“ kam es durch ein Erlebnis in einer Spielrunde. Ich war, bis zu jenen Tag unter dem Namen „version1“ in diversen Foren unterwegs. Diesen hatte ich mir durch mein Matt Hardy (WWE) Fanboy-Dasein zugelegt. „Würfelheld“ kam dann, nachdem ich bei einem Schattenlauf wirklich alle Mindestwürfe geschafft habe, der Spielleiter verzweifelte und irgendwann meinte: „nun ist der Würfelheld wieder dran“. Schnell zugegriffen und schon wars das."
Kannst Du einen kurzen Abriss der Geschichte des Blogs (Link) geben? Wie fing es an, was für Ziele hattest Du? Wann & warum ging es thematisch in die Breite? Gab es besondere Meilensteine?
"Aufmerksame Leser wissen, dass ich letztlich meinen 9jährigen Bloggeburtstag hatte. Die Anfänge und die damaligen Ziele habe ich ja bereits getippt. Als Meilensteine würde ich auf jeden Fall die Aktionen, welche ich mit Greifenklaue zusammen entwickelt habe, bezeichnen. Sei es der Winter One Page Contest, kurz WOPC (Link), wobei wir da im ersten Jahr noch jeder unser eigenes Süppchen gemacht und später erst unsere Power zusammengelegt haben. Oder sei es die RPG-Blog-O-Quest (Link), welche gerade in die 25. Ausgabe gegangen ist. Weiterhin gab es daneben noch einige weitere Artikel welche mir im Gedächtnis geblieben sind, sei es durch Leserfeedback oder durch getroffene Aussagen von Interviewpartnern, da kommt doch einiges zusammen. Zudem würde ich auch meine Herausgeberschaft als Meilenstein bezeichnen – hier kommt mir mein Blog und meinen Umtriebigkeit sehr zugute."
Eigentlich frage ich sowas immer am Ende, aber hier bietet es sich an: Hast Du für aufstrebende Nachwuchsblogger ein Tipps & Tricks? Kannst Du vielleicht auch vor Fallstricken warnen?
"Über die Frage kann man sicherlich stundenlang sprechen und diskutieren. Hier dürfte jeder Blogger seine Erfahrungen gemacht haben und dieses dürften so unterschiedlich sein das hier Tipps schwierig sind, schließlich kann es bei mir richtig gewesen sein, aber bei jemand Anderen wäre die Entscheidung falsch. Aber ich kann es gerne mal versuchen. Zuerst einmal sollte man sich über die rechtlichen Anforderungen informieren und diese entsprechend anwenden. Weiterhin, wenn man Aussagen tätigt, welche kontrovers bzw. einen Knalleffekt haben, sollte an diese immer mit entsprechenden Material belegen können. Fehler sollte man eingestehen können. Und man sollte sich eine dicke Haut bzw. breites Kreuz zulegen, zumindest wenn man rezensiert. Dort begibt man sich auf ein Feld, welche nicht immer einfach ist, sei es von Leser, von Fanboy/Fangirl oder sogar von Verlagsseite, denn Rezensionen sind immer eine subjektive Sache mit einem recht hohen Streitwert."
Neben deiner Blogtätigkeit bist Du in der Phantastik-Szene ausgesprochen umtriebig: Juror, Herausgeber, Wettbewerbsveranstalter, Projektkoordinator, PR-Mensch... Gehen wir mal vom Allgemeinen ins Spezielle und fragen zuerst: Wie schaffst Du das eigentlich alles?
"Ehrlich? Das frage ich mich manchmal auch :-) Aber da musste ich auch das ein oder andere lernen, besonders in puncto Zeitmanagement. Außerdem ziehe ich aus jedem neuen Projekt meine Lehren und versuche mich selbst zu hinterfragen bzw. weiterzuentwickeln, schließlich ist Stillstand der Anfang vom Ende. Und bei den ganzen Projekten war viel Lernen angesagt. Das soll aber niemanden davon abhalten es selber zu probieren. Ich bin 2012 auch einfach mit meiner ersten Anthologie "Fieberglasträume" (Link) gestartet, ohne dass ich alles bis ins kleinste geplant hatte, wobei ich das vorher noch im Studium gelernt hatte :-). Aber ich bin auf offene Ohren und jede Menge netter Menschen gestoßen und so war der Start sehr einfach und ich konnte mich entwickeln. Mittlerweile weiß ich dann halt wo und auf was ich achten muss und es klappt immer besser. Man ist vor Fehlern nie ganz gefeit, aber ich kann gelassener damit umgehen. Wobei die Aufregung bei einer Veröffentlichung immer noch vorhanden ist."
Und nun handeln wir mal alles der Reihe nach ab: Du bist Herausgeber mehrerer, teils preisgekrönter Anthologien. Dabei arbeitest Du mit der Creme de la Creme der deutschen Phantastik-Autorenlandschaft zusammen. Lass uns doch bitte mal über deine Schultern schauen: Was macht ein Herausgeber eigentlich und wie wird daraus ein preisgekröntes Buch?
"Was soll ich Dich / Euch da schauen lassen? Zumindest kann ich Euch mal auf eine kurze Reise mitnehmen. Am Anfang steht die Idee, diese wird dann im Herausgeberteam besprochen, entsprechend entwickelt und fertiggestellt. Anschließend steht dann die Verlagsüberzeugung auf den Plan. Wenn das „Go“ kommt, steht die Autorensuche an. Hier kann man sicherlich auch den Weg einer Ausschreibung gehen, wobei ich / wir immer den Weg der persönlichen Anfrage / Einladung gehe, so wissen wir / weiß ich was ich geliefert bekomme. Anschließend steht die Autorenbetreuung an. Danach kommt das lesen des Storyfeedback, Korrekturarbeiten, Lektorat, Korrektorat, Satz usw. Das mit den Preisgekrönt – das Rezept kann ich Dir / Euch nicht verraten, ich kenne es selber nicht. Ich bin da auch jedes Mal überrascht und glücklich, wenn eine meiner Anthologien von den Lesern diese Lorbeeren erhält. Ich weiß aber auch, dass ich ohne die hervorragende Arbeit der anderen Teammitglieder dieses nicht erreicht hätte."
Ich weiß selber, dass manche Autoren recht speziell sind, daher: Zeit für eine exklusive Anekdote?
"Spezielle Autoren? Echt? Wie kommst Du darauf? :-) Es gab sicherlich schon das ein oder andere Ereignis, allerdings behalte ich das für mich."
Was müsste ich machen, um in einer deiner Anthologien zu erscheinen? Suchst Du vielleicht gerade Autoren?
"Ich bin gerade mit mehreren Projekten mehr oder minder auf der Zielgeraden. In diesem Jahr werde ich nichts neues mehr anfangen, aber für 2018 sind schon einige Ideen am reifen und da wird sicherlich wieder etwas passieren. Neue Autoren sind mir immer gerne willkommen. Da ich aber nicht alle auf den Schirm haben kann, kann man sich auch gerne einmal bei mir per Mail (wuerfelheld (at) arcor.de) melden und mir einfach mal ein paar Zeilen zusenden. Wer weiß, vielleicht trifft man sich dann in einem meiner nächsten Projekte wieder."
udem bist Du ja auch Wettbewerbsveranstalter (WOPC) und Juror (Skoutz). Erzähl doch bitte darüber etwas? Und haben die Erfahrungen als Herausgeber und Blogger die Wettbewerbsarbeit beeinflusst?
"Der WOPC ist ja mit Greifenklaue (Link) zusammen entstanden, wobei wie oben bereits geschrieben, haben wir im ersten Jahr noch jeder unser eigenes Süppchen gemacht und dann ab der zweiten Ausgabe zusammen hochgezogen. Wir sind jedes Jahr aufs Neue überrascht wie gut der WOPC bei Euch ankommt und was uns an coolen Spielmaterial erreicht. Greifenklaue und ich haben von Anfang an direkt die Jurorarbeit in die Hand einer Jury gelegt, so dass uns das nicht auf die Füsse fällt. Das funktionierte in den letzten Jahren sehr gut und die Juroren haben aus meiner Sicht einfach immer klasse Arbeit abgeliefert und eine gute Wahl getroffen. Was die Arbeit mit den Sponsoren anbelangt, muss ich an dieser Stelle ein großes Lob loswerden, wir werden hervorragend unterstützt und sind da sehr dankbar, schließlich wissen wir, dass dies keine Selbstverständlichkeit ist. Auch wenn der WOPC schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat, lernen wir auch nie aus. Ingo und ich sind da auch permanent im Austausch und überlegen uns, wie wir den Wettbewerb verbessern können bzw. wie wir auf geäußerte Kritik und Feedback eingehen können. Schließlich wollen wir ja das der WOPC weiterhin so eine Akzeptanz findet. Zum Skoutz-Award (Link) bin ich über drei Ecken und vier Kanten gestoßen und ja da hat die Herausgeberschaft eine gewisse Rolle gespielt. Auch wenn hier die Arbeit neu war, und auch einiges an Zeit geschluckt hat, bin ich sehr froh diese Erfahrung gemacht zu haben. Zu Buchpreisen hat sicherlich jeder seine Meinung, wie ich auch, aber ich kenne nun beide Seiten was meine Meinung nachhaltig geprägt hat."
Um wieder zurück zum Thema Rollenspiel zu kommen: Aktuell arbeitest Du als PR-Manager für "Seelenfänger" (Link), welches bald bei der "Redaktion Phantastik" erscheint. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?
"Der Kontakt zu Jörg Köster kam schon vor über einen Jahr zustande. Seinerzeit hatte mich Jörg angesprochen und gefragt, ob ich Lust hätte, ihm bei einer Anthologie zu helfen. Wir haben uns dann kurz ausgetauscht und waren uns schnell einig bzw. die Chemie passte. So ging es dann ins Projekt. Daraus entwickelt sich dann über die Monate hinweg immer mehr, u.a. auch der Kontakt zu einigen Teammitgliedern und der Reaktion. Während eines Telefonates welches ich dann mit Marco Ansing führte, kam dann die Frage ob ich mir vorstellen könnte das Team durchs Crowdfunding zu begleiten. Da mir sowohl das Setting als auch die Leute zusagen, habe ich nicht lange überlegt und zugesagt. Und wie beim Skoutz-Award kann ich auch hier nun sagen, ich kenne nun beide Seiten und davon kann ich ggf. in Zukunft profitieren. Einfach mal eine Lebenserfahrung die ich gerne machen wollte. Philipp. da Du es schon schreibst „bald erscheinen wird“. Das Crowdfunding zu "Seelenfänger: Täuscherland" ist heute aktuell bei Startnext (Link) in die Finanzierungsphase gegangen. Schaut doch einfach mal vorbei, wir freuen uns über jeden Unterstützer."
Neun Jahre Bloggen sind eine ordentliche Zeit, aber ich kann mir vorstellen dass Du auch noch mindestens die Dekade vollmachen möchtest. Daher: Welche großen und kleinen Projekte stehen in der Zukunft an?
"Derzeit habe ich nicht die Absicht das Bloggen einzustellen – ich hoffe damit enttäusche ich nun nicht zu viele Leute :-) In diesem Jahr wird es im gewohnten Stil erst einmal so weitergehen. Wobei sich nach und nach kleine Änderungen ergeben werden. Für 2018 möchte ich dann endlich mit dem Würfelheld-Podcast (Link) an den Start gehen. Leider hat es dieses Jahr noch nicht geklappt und ich werde es wohl auch nicht mehr schaffen. Dann habe ich mir für 2018 vorgenommen einiges mehr an eigenen Spielmaterial zur Verfügung zu stellen. Wobei ich da derzeit schon das ein oder andere vorbereite. Aber mehr kann ich da noch nicht sagen. Außerdem möchte ich mehr an so tollen Aktionen wie den „Karneval der RSP-Blogs“ teilnehmen. So zweim drei andere Themen plane ich auch noch, darf dazu aber noch nicht mehr sagen. Aber alles erst einmal ohne Gewähr."
Ich danke Dir für das Interview und wünsche Dir noch weitere neun Jahre erfolgreiche Szene-Arbeit :-D
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