Kaum ein Rollenspiel ist mir so sympathisch wie das OSR-Meisterwerk „Beyond the Wall“ (Link) :-) Die Regeln sind verhältnismäßig einfach, außerdem schweißt die gemeinsame Erschaffung der Spielcharaktere und des gemeinsamen Dörfchens die Spieler schon vor dem ersten Abenteuer zusammen. Und mit den zusammengewürfelten Abenteuern können selbst unkreative Spielleiter wie ich innerhalb von Minuten einen ganzen Spielabend füllen… Wie sollte da wohl ein Erweiterungsband aussehen? Genau, einfach noch viel mehr von allem! Noch mehr vom gleichen, guten Inhalt – Eigentlich kann ich die Rezension hiermit beenden, denn sie fasst den Inhalt des 72 Seiten starken Softcovers perfekt zusammen. Okay, aber ein wenig umfangreicher wird dieser Artikel doch ;-) „Der König des Berges“ beginnt, nach Inhaltsverzeichnis und Vorwort, mit einer Doppelseite an Ergänzungen für das Dorf (der Dorfstein als Ort und fünf NPC). Dann geht es los mit dem eigentlichen Herzstück dieses Bandes, nämlich den Abenteuern:
- In Die Brautschau ist ein zugezogener Adeliger auf der Suche nach der Frau fürs Leben. Klar, dass die Dorfschönheit diese Gelegenheit nutzen will, denn ein entbehrungsreiches Leben in einem armseligen Low Fantasy-Dörfchen ist halt nicht so sexy wie das luxuriöse Leben als Ehefrau eines Adeligen :-P Klar aber auch, dass die Reise zur Brautschau nicht ungefährlich ist, also müssen die Spieler als Eskorte herhalten. Und das ist keine schlechte Idee, stellen sich ihnen doch Sumpfhexen, konkurrierende Heiratskandidatinnen und emanzipierte Räuberinnenbanden in den Weg. Außerdem spukt es in der Burg… - Das war schon ein schöner Einstieg, mein persönliches Highlight ist aber Der Grüne Mann. Vor langer Zeit gab es mal einen Beistandspakt zwischen den Dörflern und dem Feenfürst, welcher nun eingefordert wird. Denn der Grüne Mann bedroht das Feenreich; nur eine Entscheidungsschlacht an einer gemeinsam gebauten Schutzmauer kann ihn aufhalten. Doch eine mindestens ebenso große Bedrohung stellen die kulturellen Unterschiede und der Rassismus zwischen den Zwangsverbündeten dar – Können sie ihre Differenzen beilegen und so der Bedrohung trotzen? - Im nächsten Szenario muss das Dorf gleich wieder vor Angreifern verteidigt werden, denn Die schwarze Meute greift an. Dabei handelt es sich um ein Rudel verfluchter Kampfhunde, welche einem ebenfalls verfluchten Fürst gehören. Klar, dass die Spieler ihm deshalb einen Besuch abstatten wollen – Nur um zu dann sehen, dass die Dinge nicht so eindeutig sind wie sie glauben. Denn einer der ihren hat große Schuld auf sich geladen… - Das titelgebende Abenteuer Der König des Berges zeigt mal wieder, wie wichtig die Spieler eigentlich sind. Denn kaum sind sie mal nicht da, werden die Dörfler von einer Meute Zwerge überfallen und entführt. Das ist natürlich schade um die ganze Arbeit, welche die Spieler bei der NPC-Erstellung während der Charaktererschaffung hatten, darum wird sogleich eine Rettungsmission gestartet. Diese führt in den Berg hinein, sodass man hier einen schönen Dungeon Crawler mit allem, was dazu gehört, hat :-)
Die abwechslungsreichen, durchweg guten Abenteuer werden in ihrer altbekannten Form präsentiert: Nach einer Einführungsseite mit Story-Teaser und Namenstabelle folgen zahlreiche, in einzelne Kapitel unterteilte Zufallstabellen (zumeist W4 - W6, seltener W8), aus deren Resultat man sich das Abenteuer dann zusammenbastelt. Beispielsweise kann man so ermitteln welchen Ort man besucht, welcher NPC wie ein Ereignis auslöst und welcher Gegner mit welcher Kampftaktik angreift. Auch den Aufhänger fürs nächste Abenteuer und kürzliche Ereignisse werden per Würfelwurf ermittelt. Anschließend folgen noch übersichtliche Darstellungen wichtiger Gegner und NPCs mit ihren Werten. Das ist alles wirklich übersichtlich gestaltet und nach kurzer Eingewöhnung intuitiv händelbar, sodass man rasch ein funktionierendes Abenteuer basteln kann. Zuletzt bietet dieser Abenteuerband noch sechs neue Charakterklassen, von denen es sich bei dreien um Variationen der altbekannten Klassen handelt (frommer Akolyth, örtlicher Schausteller & geläuterter Raufbold) und bei dreien um Mischklassen (Hilfstierhüter, Feenfindelkind, Erbe einer Legende). Zur Erstellung der Spielfiguren wird wie gehabt gewürfelt, die entsprechenden Resultate beeinflussen die Charakterwerte, die Biografie und das Verhältnis zu anderen Spielern/NSC. Nebenbei entsteht das Dorf gleich mit, beispielsweise wird dann auf der Dorfkarte ein wichtiges Gebäude aus der Kindheit eingezeichnet – Für detaillierte Informationen empfehle ich den hervorragenden Verlags-Podcast (Link). Neben der Anleitung und den Tabellen findet sich jeweils auch noch eine kurze Regelübersicht. So kann man wirklich ohne großes Vorwissen loslegen :-) Die Texte lesen sich, bis auf kleine Fehler, gut und sind auch schön im altbekannten Stil gelayoutet. Auch die Druckqualität passt, sodass man die 14,95 € für das 72seitige Abenteuer-Heft oder 7,95 € für das PDF (Link) bedenkenlos ausgeben kann. Fazit: „Beyond the Wall: Der König des Berges“ (Link) folgt eindeutig nach dem Motto „Gib mir mehr!“. Vier wirklich gute, abwechslungsreiche Abenteuer und sechs interessante neue Klassen machen diesen Abenteuerband zum Pflichtkauf für alle „Beyond the Wall“-Fans!