Dass die Phantastik nicht nur Jux und Tollerei, sondern auch ernsthafte, hochkulturelle Beiträge zu bieten hat, wissen aufmerksame Leser meines Blogs schon lange :-) Wer das noch nicht weiß, dem sei die heutige Kurzrezension ans Herz gelegt: In „Die Stunde der Geburt / The Hour of Birth“ von Radek Knapp werden die erotisch-düsteren Kunstwerke des berühmten österreichischen Künstlers Alfred Kubin (Link) zu einer philosophischen Erzählung zusammengefügt. Die eigentliche Handlung ist rasch erzählt: Der alte Mann Isidor kommt in eine von mal eher ungewöhnlichen, mal eher offensichtlich verrückten Menschen bevölkerte Stadt. Er ist auf der Suche nach Antworten: „Wer war ich in den letzten 80 Jahren?“. Doch die Stadtbewohner können oder wollen ihm nicht helfen, sodass er sich in seiner Not an den Teufel wenden muss. Doch der wiederum will erst einmal selber schwierige Fragen beantwortet haben… Die 41 Grafiken bilden die Inspiration für die 41 kurzen Textabschnitte dieser düsteren Erzählung. Dabei nehmen die Bilder jeweils die linke, die zweisprachigen Texte die rechte Seite ein. Die Erzählung an sich ist dementsprechend recht kurz (vermutlich würde der reine Text kaum mehr als zwei DIN-A4-Seiten füllen); sie schafft es jedoch durch ihre zur Reflektion anregende Handlung sowie durch die passend ausgewählten Grafiken die LeserInnen zu fesseln und zum Nachdenken anzuregen. Neben der eigentlichen Erzählung beinhaltet das Buch ebenfalls zweisprachige Kurzbiografien von Künstler und Autor sowie ein Verzeichnis der dargestellten Bilder. Der Inhalt wird würdevoll in einem 92 Seiten umfassenden, in guter Qualität gedruckten Hardcover präsentiert. Der Preis von 17 €, welchen der „Deuticke Verlag“ (welcher mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) verlangt, geht hier durchaus in Ordnung. Fazit: „Die Stunde der Geburt / The Hour Of Birth“ (Link) ist ein ungewöhnliches, aber interessantes Werk. Um es zu genießen, muss man sich Zeit jedoch nehmen – Denn jede einzelne Grafik und jeder einzelne Text lädt zum Interpretieren und Philosophieren ein. PS: Zur Folgelektüre für interessierte LeserInnen empfehle ich dieses Interview (Link).
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