Deutschsprachige Rollenspiel-Crowdfundings haben es, besonders wenn es sich um Indie-Publikationen handelt, nicht immer leicht. Darum ist es umso bemerkenswerter, dass das humorvolle SciFi-Setting "Das Schwarze All" (Link) für das großartige Pulp-Rollenspiel "Savage Worlds" bereits nach rund einer halben Woche finanziert (Link) wurde. Nun, zwei Wochen vor Kampagnen-Ende, wurde auch bereits das erste Stretchgoal erreicht und das zweite ist in Reichweite. Bei so einem Erfolg muss Mitentwickler Günther Lietz natürlich sofort für ein Interview herhalten ;-) Hallo Günther. Wie kamst Du zum Rollenspiel und was bewog Dich dazu, nun als RPG-Autor tätig zu werden?
"Ich habe ja schon immer gerne gespielt, erzählt und Regeln gemocht. Als ich in den 80ern „Das Schwarze Auge“ kennenlernte, konnte ich diese Sachen wunderbar miteinander verbinden. Und da ich schon immer lieber selbst Material geschrieben habe, bin ich an sich schon von Anfang an schreibender Rollenspieler. Rollenspielkram habe ich aber nicht nur für mich privat geschrieben, sondern auch für andere. Früher mal für AOL und die RPGA, heute für Verlage oder meinen Blog. Ich schreibe gerne über und für Rollenspiele."
Wer ist noch am Projekt "Das Schwarze All" beteiligt und was war Dein Anteil?
"Bei DaSA ist das ganze Projekt in unterschiedlichen Phasen abgelaufen. Wir werkeln ja schon seit ein paar Jahren an dem Setting – und es macht einfach großen Spaß. Ich habe zwar den Rohtext verfasst, aber die Ideen, Illustrationen, Layout, Lektorat, Korrektur und viele andere tolle Dinge mehr, daran haben sehr viele Leute mitgearbeitet. Und denen bin ich auch allen dankbar, da es doch viel Arbeit ist. In der Endphase leisten derzeit vor allem Björn und ich einen Großteil der sichtbaren Arbeit, während Frank und Karl fleißig im Hintergrund werkeln."
Dann mal ganz konkret: Stell doch bitte mal den Lesern das Setting von "Das Schwarze All" vor.
"Gern. "Das Schwarze All" ist ein sehr humorvolles Science-Fiction-Setting für „Savage Worlds“. Es ist im Grunde auch ziemlich retro, da viele Einflüsse aus meiner Jugend Einfluss genommen haben. Aber allgemein baut das Team sehr gerne irgendeinen nerdigen Kram ein. Das macht unser Settingbuch zu einem kleinen Überraschungspaket. Wer möchte kann als Pflanzenwesen durch den Weltraum düsen, sich als Weltraumjäger verdingen, als Lichtwellenschwertritter "Das Schwarze All" erkunden oder als Haremistin entführte Prinzen aus ihrem Turm retten. Da sich das Setting im ersten Entwurf stark an DSA anlehnte (ich finde Aventurien zwar zu klein, aber einfach großartig) sind dahingehend auch viele Einflüsse zu finden. Allerdings ist alles immer nett gemeint, denn wir haben das Setting als Fans von allerlei Nerdstuff entwickelt."
Weltraum also, sehr cool :-) In welche erzählerische Richtung soll es mit diesem Setting ungefähr gehen? Und gibt es vielleicht ein vergleichbares Setting?
"Genau, Weltraum. Weltraum ist großartig. Vergleichbar? Vielleicht kann man „Das Schwarze All“ auch als „Scheibenwelt im Weltraum“ beschreiben."
"Das Schwarze All" wurde ja für mein geliebtes "Savage Worlds" geschrieben. Warum genau dieses Regelsystem?
"Weil „Savage Worlds" einfach großartig ist, ich liebe das System. Es ist zwar grobkörnig, aber dadurch auch schmissig und schnell. Der Verwaltungsaufwand ist gering. Mittels ein paar Settingregeln wird stets ein anderes Spielgefühl vermittelt, während der Regelkern gleich bleibt. Also ist es auch simpel sich in neue Settings einzuarbeiten. Und an Settingregeln haben wir bei DaSA einige Sachen dabei. Ich denke da nur an die Freak-Roll-Rakete, denn Freak-Rolls sind toll!"
Und wurden eventuell ein paar Regeln ergänzt oder modifiziert, damit sie zu "Das Schwarze All" passen?
"Natürlich. Neben den Settingregeln die wir haben, gibt es auch ein paar kleine Änderungen an den Grundregeln. Elan funktioniert anders, Glücksspiel auch."
Wie ist die Entwicklungsgeschichte? Und was ist bereits fertig und was muss noch gemacht werden?
"Das Setting ist vor einigen Jahren als nächtliche Schnapsidee aus einer Bierlaune heraus in einem Online-Hangout entstanden (ich denke diese Beschreibung trifft es am besten). Diese ganzen lustigen Ideen mussten einfach irgendwo reingepackt werden. Und da ich wissen wollte wie schnell ich sein und was ich ohne Geld auf die Beine stellen kann, habe ich einfach losgelegt. Nach wenigen Wochen war die Erstfassung "Das Schwaze All BETA" dann fertig und konnte zum 1. April online gehen. Wir hatten dann Settingbuch, Schlüsselanhänger, Soundtrack, Ohrringe, Abenteuer, Zusatzhefte und anderen Schabernack. Natürlich bekommt niemand innerhalb von drei Wochen professionelle Qualität auf die Beine gestellt, aber es war schon einiges machbar."
Du finanzierst das Setting ja per Crowdfunding (Link) und hast bereits das Mindestziel erreicht. Warum Crowdfunding? Und kannst Du etwas über die verschiedenen Produkte, Pledges und Zwischenziele sagen?
"Durch viele Freiwillige und viel Zeit, konnten wir die Beta-Phase hinter uns lassen. Die PDFs sahen da schon gut aus. Aber schlussendlich sind gedruckte Bücher schon ein anderes Kaliber. Und wenn dann noch Kleinigkeiten wie Aktionsdecks und Bennies hinzukommen, um alles abzurunden, dann ist das schon eine andere Liga. Es möchte ja auch niemand auf den Kosten sitzen bleiben. Einen Kickstarter fanden wir da sehr passend, auch um zu sehen wie groß das Interesse an so einem Setting ist. Wir hoffen natürlich, dass noch mehr Geld zusammenkommt. Dadurch können wir mehr fürs Setting auf den Weg bringen. Und das wäre einfach toll. Aber ich bin schon jetzt begeistert von unseren Unterstützern, die uns derart großartig unter die Arme greifen."
Da das Crowdfunding ja bereits erfolgreich ist und entsprechend ein Markt zu bestehen scheint: Wie soll es weitergehen? Noch mehr Produkte in diesem Setting oder hast Du schon ganz neue Pläne?
"Erst einmal konzentrieren wir uns auf den Kickstarter und hoffen, dass noch mehr Geld zusammenkommt. Auch wenn geknackte Bonusziele weitere Arbeit bedeuten, wäre das schon ziemlich toll. Ist die Arbeit am Kickstarter abgeschlossen, ist auch DaSA vorerst abgeschlossen. Bitte nicht verwechseln mit "eingestellt". Wir werden sicherlich auch weiterhin die ein oder andere Sache für das Setting raushauen, aber schlussendlich gibt es auch noch andere Projekte und Rollenspiel findet in der Freizeit statt. In meiner Schublade liegt zudem noch einiges an Zeug, seien es nun weitere Settings oder ganze Abenteuer (zu Settings, aber auch in sich abgeschlossen). Mit einigen Leuten arbeite ich an einem Pulp-Setting im Stil von Indiana Jones ("Abenteuer '38"), das DaSA-Team würde als nächstes gerne unsere Zombieabenteuerreihe angehen ("Resorbium") und dann ist da noch meine Idee, das ich gerne "Bergungskreuzer MÖWE" (Link) für „Savage Worlds“ hätte. Die Arbeit am Rohtext ist dahingehend weitgehend abgeschlossen, aber ich teste noch die Plot-Point-Kampagne."
Zuletzt: Hast Du für andere Rollenspiel-Entwickler ein paar Tipps& Tricks?
"Oha, das ist schwer. Schreiben ist ja sehr individuell. Und da müsste ich schon genau wissen, was die Zielsetzung ist. Allgemein ist jedenfalls zu sagen, das es eine gute Idee ist sehr viele Systeme und Settings auszuprobieren."
Ich danke für das Interview & Bildmaterial und hoffe noch auf große Kickstarter-Erfolge :-) Gern verweise ich auch nochmal auf den Kickstarter (Link), welcher noch ca. zwei Wochen läuft, sowie die Facebook-Fanpage (Link) :-)
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