So, der Urlaub ist vorbei :-( Immerhin konnte ich die freien Tage nutzen um die ein oder andere Comic-Perle zu entdecken, beispielsweise den von mir anfangs völlig unterschätzten SciFi-Krimi „Androiden #1 Wiederauferstehung“. Hierbei handelt es sich um den Auftakt einer Tetralogie, in welcher sich jeder Band, für sich allein stehend und von einem anderen Autor geschrieben, in einer abgeschlossenen Geschichte mit der Androiden-Thematik beschäftigt.
Der erste Band „Wiederauferstehung“ aus der Feder von Jean-Luc Istin geht, mit einem Michael Bay-würdigen Meteoritenschauer auf New York, gleich ordentlich in die Vollen :-D Millionen Tote, aber die Protagonistin Liv von der NYPD-Mordkommission kann da nur depressiv mit den Schultern zucken. Denn seitdem eine regierungsnahe Firma ein kleine blaue Pille auf den Markt gebracht hat, mit der jeder Mensch unsterblich wird, im Gegenzug aber auch niemand mehr Kinder bekommt, ist das Leben trotz sexueller Eskapaden kaum mehr als eine langweilige Aneinanderreihung frustrierender Unendlichkeit. Sterben kann man eigentlich nur noch durch Unfälle oder Mord – Und hier beginnt die eigentliche Geschichte des Bandes. Denn Liv, zusammen mit ihrem Androiden-Kollegen Job, ermitteln im Fall eines brutal getöteten Comic-Nerds. Ihre rasch voranschreitenden Ermittlungen werden jedoch unterbrochen, als sich ein Geiselnehmer an die Medien wenden will – Mit der Botschaft, dass die Unsterblichkeitsmedikamente nur eine Lüge seien und man auch „einfach so“ nicht weiter altert... In einer weiteren Nebenhandlung entdeckt die Restauratorin Anna an sich die ersten Symptome einer Schwangerschaft – Eine Sensation, die vertuscht werden soll... Ich denke es ist kein Spoiler, wenn ich nun verrate, dass sowohl der Mord, der Geiselnehmer, die Schwangerschaft und selbst der Meteroitenschauer miteinander zusammenhängen. Wie ganz genau, will ich gar nicht verraten, aber die Lösung wird verhältnismäßig spät präsentiert und erzeugt beim Leser ein wohliges „Ahhhhhhaaaaaa“-Erlebnis, wie ich es lange nicht mehr hatte :-)
Erzählerisch hat der Autor also alles richtig gemacht, auch wenn die Weltbeschreibung und die Charakterzeichnung gegenüber dem Handlungsfortschritt doch stark in den Hintergrund getreten ist – Was bei einem Comic-Umfang von 64 Seiten aber nachvollziehbar ist. Die Protagonistin Liv ist halt eine zynisch-desillusionierter Ermittlerin, welche in anderen Comics wohl kurz vor der Pensionierung stehen würde, hier der Unsterblichkeit wegen aber im Körper einer schönen, jungen Frau steckt. Die schwangere Anna ist mit ihrer unvorhergesehenen Schwangerschaft angemessen überfordert, auch die restlichen Nebenfiguren beschränken sich auf ein oder zwei Charakterzüge. Immerhin, auch wenn die „Bösen“ eigentlich nur böse sind, haben sie doch durchaus nachvollziehbare Beweggründe für ihre Taten. Wie gesagt, für den geringen Umfang des Comics geht das alles in Ordnung, auch wenn die Geschichte locker das Potential gehabt hätte einen doppelt, wenn nicht gar dreifach so umfangreichen Band zu füllen.
Zeichnerisch bin ich, zumindest großteils, sehr überzeugt. Der Illustrator Jesús Hervás Millán und der Kolorist Olivier Héban haben eine sehr gefällige, teils auch sehr atmosphärische Zukunftsvision zu Papier gebracht. Gelegentlich wirken die Zeichnungen zwar etwas zu grob und die Farben etwas zu glänzend, aber das ist natürlich wie immer Geschmackssache ;-) Über die vom „Splitter Verlag“ (welcher mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat) gebotene Druckqualität muss man dagegen nicht diskutieren, die ist wie immer auf einem hohen Niveau. So geht der Preis von 15,80 € für ein 64 Seiten starkes Hardcover auch vollkommen in Ordnung.
Fazit: Die ersten paar Seiten habe ich gedacht, bei „Androiden #1 Wiederauferstehung“ (Link) handelt es sich um einen ganz normalen, generischen SciFi-Krimi. Aber falsch gedacht! Die verschiedenen Handlungen sind sehr nachvollziehbar miteinander verwoben, die Spannung steigert sich kontinuierlich und dann folgt irgendwann das ganz große, sich wirklich gut anfühlende „Ahhhhhhaaaaaa“-Erlebnis. Kaufempfehlung!