Was lange währt, wird endlich gut – Im Rollenspielbereich muss man diese alte Binsenweisheit immer mal wieder verwenden ;-) So ist es beispielsweise bereits über ein Jahr her, dass ich die „fast fertige“ Roh-Übersetzung von "Symbaroum" anspielen durfte – Damals (Link) war ich schon sehr angetan, ein Mitspieler nahm nach der Testrunde sogar spontan am Crowdfunding teil. Die Auslieferung verzögerte sich dann ein wenig, doch jetzt ist das schwedische Erfolgsrollenspiel in der deutschen Übersetzung da :-D
Das 286 vollfarbige Seiten umfassende Grundregelwerk beeinhaltet eigentlich gleich vier Bücher:
1. Die Welt von Symbaroum umfasst 75 Seiten. Nach einer kurzen Einleitung ins Rollenspiel werden das Setting und die spielbare Region mitsamt ihren Fraktionen grob vorgestellt. Zudem gibt es einen genaueren Einblick in vier wichtige Ortschaften. 2. Die Spielerregeln umfassen auf knapp über 100 Seiten genau die Informationen, die Spieler brauchen, wie beispielsweise die Charaktererschaffung, die Ausrüstung und natürlich die Spielregeln. 3. Tipps & Tricks für spannende Abenteuer gibt es auf den 75 Seiten Spielleiterregeln. Hier finden sich außerdem Kampagnenregeln sowie Monster & Gegenspieler. 4. Zuletzt dann das Abenteuer Das gelobte Land, welches mit neun Szenen auf 25 Seiten einen guten Einstieg in „Symbaroum“ ermöglicht. Dem folgen ein Anhang und ein Index.Aber worum geht es jetzt eigentlich? „Symbaroum“ spielt in einer fast schon als melancholisch zu bezeichnenden Dark Fantasy-Welt, von der im Grundregelwerk jedoch nur ein geringer Teil abgedeckt wird: Das Königreich Ambria, der weitläufige Wald Davokar, die öden Ebenen westlich dieses Waldes sowie die angrenzenden Gebirgsketten. Hier gibt es allerhand Konflikte, seitdem ambrianische Flüchtlingsströme aus dem verheerten Süden über das Gebirge gezogen sind, um sich dort niederzulassen. Das Gebiet ist zwar nur sehr spärlich besiedelt, aber die verschiedenen Barbarenstämme und Fantasy-Völker (z.B. Elfen, Goblins & Oger) finden das verständlicherweise trotzdem nicht so toll – Also mehr als genug Gründe, um sich einen Charakter zu erstellen und auf ins Abenteuer zu ziehen ;-) Dies funktioniert folgendermaßen:
1. Zuerst wählt man einen der drei Archetypen Krieger, Mystiker oder Schurke aus. Diese bieten jeweils noch verschiedene Professionen (z.B. kann ein Schurke ein Waldläufer, ein Schatzsucher, ein Schläger, ein Scharlatan oder ein Hexenjäger sein), man kann sich seine Spielfigur aber auch ganz individuell erstellen. 2. Dann wird den acht Eigenschaften Aufmerksamkeit, Ausstrahlung, Gewandtheit, Heimlichkeit, Präzision, Scharfsinn, Stärke und Willenskraft ein Wert zugewiesen. Dies geht entweder über vorgegebene Werte (5, 7, 9, 10, 10, 11, 13, 15) oder über Punktekauf. Dabei werden 80 Punkte vergeben, wobei die Werte zwischen 5 und 15 (und das nur einmal) liegen müssen. Hiervon werden dann Sekundärwerte abgeleitet. 3. Nun schließt man sich einem Volk an: Goblins, Oger, Wechselbälger und Menschen. Letztere unterscheidet man in Ambrier und Barbaren. 4. Die Talente und Sonderfertigkeiten des Charakters werden nun unter Fähigkeiten notiert. Diese gibt es in drei Stufen (Novize, Adept, Meister), wobei man entweder mit zweimal Novize und einmal Adept startet oder gleich mit fünfmal Novize, aber keinem Adept. In diesem Entwicklungsschritt kann man auch Mystische Traditionen erlernen, also magische Kräfte, Hexerei und Rituale. 5. Die Schatten sind eine Art Visitenkarte für all jene, welche diese auslesen können. 6. Um sich der vielen Gegner zu erwehren braucht man auch noch eine vernünftige Ausrüstung. Was man zum Anfang erhält (Waffen & Rüstung natürlich, aber auch Geld und so Standardkram wie ein Schlafsack) hängt von der bisher getroffenen Charaktererstellung, also beispielsweise seinem Archetyp, ab. 7. Weiter individualisieren kann man seinen Charakter mit einer Persönlichkeit & Hintergrund, zudem braucht er noch Freunde & Gefährten.Und jetzt kann es eigentlich auch schon losgehen. Die in „Symbaroum“ (übrigens benannt nach einer vor über tausend Jahren untergegangenen, fortschrittlichen Zivilisation) beschriebenen Gebiete decken nur einen Teil der gesamten Welt ab und enthalten zudem noch weiße Flecken (bewusst nicht beschriebene Gebiete, in denen man der Kreativität freien Lauf lassen kann). Dort, wo es aber Beschreibungen gibt, sind diese lesenswert und atmosphärisch, teilweise aber nicht sehr in die Tiefe gehend. Hier werden aber zukünftige Publikationen noch nachlegen :-) Wenn man nun so diese Dark Fantasy-Welt durchquert (beispielsweise im gelungenen Abenteuer „Das gelobte Land“ am Buchende, welches wir schon damals in der Preview-Version sehr gern spielten :-)) kommt es irgendwann zwangsläufig dazu, dass man Kämpfen oder Proben beziehungsweise, wie im Buch genannt, Problemlösungen durchführen muss. Hier muss man eigentlich nur zwei Dinge wissen: Nur der Spieler würfelt, und dazu verwendet er W4, W6, W8, W12 und ganz besonders gerne den W20. Letzteren vor allem für Eigenschaftsproben/Problemlösungen, bei denen man den Zielwert unterwürfelt. Okay, das war etwass knapp, hier die Langform: Probleme löst man durch den W20-Wurf der betreffenden Eigenschaft zum Unterbieten/Erreichen eines Zielwerts. Dieser wird durch gegnerische Eigenschaften oder aber Schwierigkeiten modifiziert. Somit sind die meisten Probleme mit einem einzigen Würfel abhandelbar, was den Spielfluss merklich beschleunigt :-) Wie es sich für ein Rollenspiel mit axtschwingenden Berserkern gehört, gibt es natürlich auch Kampfregeln. Die sind ein wenig umfangreicher, aber ebenfalls gut händelbar: Zuerst bestimmt man die Initiative, also wer sich in welcher Reihenfolge am Kampf beteiligen darf. Dabei gibt es ein paar Sonderregeln, die ein glaubwürdigeres Kampfgeschehen simulieren. Beispielsweise erzielt man einen Vorteil, wenn man den Gegner überrascht, und Langwaffen erlauben beim Erstkontakt einen freien Angriff gegen einen Gegner ohne eine solche Waffe. Dann kommt es zur eigentlichen Bewegungs- und Kampfaktion. Jeder Spieler darf dann eine Bewegungsaktion (z.B. in den Nahkampf gehen, Flankieren, eine Sichtlinie etablieren) und eine Kampfaktion (z.B. Angriff, Erste Hilfe, Bonusbewegung) durchführen. Es liegt in der Natur des Geschehens, dass man bei einem Kampf auch selber angegriffen wird. Dann kommt es zur Verteidigung, bei der man eine konkurrierende Probe der eigenen Verteidigung gegen die feindliche Präzision ablegt. Kommt es zu Schäden, würfelt man den Waffenschaden aus bzw. erhält den festen Wert der Gegner, wobei eine Rüstung den Schaden reduziert. Übertrifft der Schaden jedoch die Schmerzgrenze, geht man zu Boden und der Angreifer bekommt einen Freiangriff. Übertrifft der Schaden gar die Zähigkeit, liegt der Charakter im Sterben und muss jede Runde eine Todesprobe machen. Immerhin, viel Feind, viel Ehre – Das Grundregelwerk bietet schon eine illustre Auswahl an Monstern und Gegenspielern: Von fiesen Elfen über fanatische Hexenjäger bis hin zu übernatürlichen Frostlichtern ist für jede Klinge das passende Opfer dabei ;-) Diese fügen sich auch alle gut in das Dark Fantasy-Setting ein und werden kurz, aber informativ beschrieben und teils auch wundervoll illustriert. Wundervoll illustriert – Diese beiden Worte werden mir wohl immer als erste Einfallen, wenn ich an dieses Grundregelwerk denke. Denn auch wenn mir die Texte gut gefallen und sie stimmungsvoll geschrieben sind, ist es doch die überaus atmosphärische Grafikpracht, welche den Leser in ihren Bann zieht :-D Auch Layout und Lektorat unterstützen das Lesevergnügen, wenn auch manche Abschnittstrukturierung nicht ganz eingängig ist. Die Druckqualität vom „Prometheus Verlag“ (welcher mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat) ist ebenfalls nicht zu beanstanden, sodass der Preis von 19,95 € für ein 286 starkes Hardcover mit Lesebändchen erstaunlich günstig ist. Das Preis/Leistungsverhältnis ist hervorragend! Fazit: Was lange währt, wird endlich gut – Das Grundregelwerk von „Symbaroum“ (Link) bietet ein funktionierendes Regelsystem, ein spannendes Setting und eine atmosphärische Präsentation. Für diesen Preis quasi ein Pflichtkauf für jeden Fantasy-Rollenspieler ;-)