Lasst mich diesen Artikel doch gleich mal mit einem echten Paukenschlag beginnen, um ein wenig Clickbaiting zu betreiben :-P Die liebevolle und durchdachte Rollenspiel-Welt von Karl-Heinz Zapfs „Schnutenbach: Böses kommt auf leisen Sohlen“ gehört für mich, spätestens seit diesem Abenteuerband „Im Hort des Oger-Magiers“, zu den Top3 der Fantasy-Rollenspiel-Settings und lässt dabei auch große Namen weit hinter sich! OK, das Interesse geweckt? Dann mal los mit der Rezension ;-) Schnutenbach: „Im Hort des Oger-Magiers“ (Link) ist ein universeller Abenteuerband mit vier detailliert ausgearbeiteten Abenteuern:
- Der Auftakt „Die Expedition der Zwerge“ erinnerte mich die ganze Zeit irgendwie an „Der Hobbit“ von J.R.R. Tolkien beziehungsweise die eher mittelprächtige Verfilmung. Die Spieler müssen hier versuchen, in eine alte Zwergenfestung einzudringen, um dort den von einem mächtigen Drachen beschützten Schatz zu bergen. Wobei dieser dort allerdings nicht alleine haust, sondern eine ganze Heerschar an treuen Dienern befehligt, welche sich den Abenteurern in den Weg stellen. Ihrerseits haben die Spieler aber eine Zwergentruppe als Unterstützung dabei, von der man viel über zwergische Kultur lernen kann. - Das zweite, namensgebende Abenteuer „Im Hort des Oger-Magiers“ ist lose mit dem Auftakt verbunden und handelt, welch Überraschung, von einem Oger-Magier ;-) Der hat im nahen Gebirge die Schreckensherrschaft übernommen und nebenbei auch noch Geschmack an Menschenfleisch gefunden! Mutigen Abenteurern stellen sich nicht nur der Oger-Magier höchstselbst, sondern auch noch eine ganze Reihe fieser Monster und Fabelwesen in den Weg. - Das kleine Holzfällerdörfchen Stammheim, mit den anderen Abenteuern mal mehr, mal weniger direkt verbunden, ist „Das Dorf im Waisenwald“. Waren die ersten beiden Abenteuer noch eher Dungeon-Crawler, gibt es hier ähnlich wie in „Schnutenbach: Böses kommt auf leisen Sohlen“ ein ganzes Dorf mit zahlreichen gut ausgearbeiteten Charakteren. Es gibt keinen offensichtlichen Hauptplot, sondern viele kleine mehr oder minder versteckte Abenteuer. Da beherbergt jemand heimlich eine verseuchte Aussätzige, ein lüsterner Hexer versucht sich mit einer neuen Identität zu verstecken, ein Waisenkind hat übernatürliche Eltern, etc. - Das letzte Abenteuer Spuk auf Burg Altenklamm“ führt die Spieler in eine verlassene Burgruine (nur echt mit Geheimgang ;-)). Zusätzlich gibt es noch eine ordentliche Portion Familiendrama und einen schrecklichen Fluch...
Was mir an diesen vier Abenteuern wirklich sehr gut gefallen hat, ist die große Abwechslung (die man vielleicht schon in der Beschreibung gemerkt hat). Klassische Dungeon-Crawler, mit Verliesen und Drachen, mit Tunneln und Trollen, wechseln sich ab mit einem – wenn auch auf das kleine Stammheim begrenzte - „Open-World“-Szenario. Dabei werden beide Abenteuervarianten nicht langweilig, was eindeutig den lebhaften Beschreibungen des Autors zuzuordnen ist. Denn zugegeben, die Geschichten sind keine große Epik, aber sie sind allesamt so erzählt dass man durchgehend motiviert ist weiterzuspielen. Gerade auch das atmosphärisch beschriebene Dorf mitsamt seiner gut ausgearbeiteten Bewohner „lebt“. Besonders die Dungeon-Crawler-Abenteuer haben es mir angetan, wo ich sowas doch sonst gar nicht mag. Aber „Im Hort des Oger-Magiers“ hat es geschafft, mich mit diesem Abenteuertyp zu versöhnen. Danke sehr, Herr Zapf (und wo wir gerade dabei sind, danke für das Rezi-Exemplar)! Nicht nur den NSCs, gerade auch den Gegnern und Monstern kommt die detaillierte Beschreibung zugute. Denn einerseits – immerhin handelt es sich um ein wertefreies Universalabenteuer – muss man aus genau diesen Beschreibungen die Spielwerte ableiten. Und andererseits kann man so die NSCs, Monster etc. viel lebensechter darstellen als wenn man einfach ein paar öde Werte aufgelistet hätte. Wobei mir solch eine Werte-Auflistung - die es im Grundbuch „Schnutenbach: Böses kommt auf leisen Sohlen“ noch gab – dann doch fehlt, da ein kurzer Blick auf vorgegebene Attribute dann doch rascher geht, als sich erst aus dem Text einen Wert abzuleiten. Damit kommen wir dann auch zu dem Hauptkritikpunkt des Abenteuerbandes: Sämtliche Informationen sind in langen, allerdings wirklich gut geschriebenen, Texten versteckt. Zwar sind beispielsweise gesonderte Textboxen, ein umfangreicher Glossar, einige Karten sowie kursiv- oder fettgedruckte Wörter durchaus hilfreich, trotzdem benötigt man als Spielleiter für die Vorbereitung sehr viel Zeit, um die vielen Informationen abzuarbeiten. Kurzzusammenfassungen oder Stichpunkte wären daher mein Wunsch für zukünftige „Schnutenbach“-Publikationen! Ein Hauptkritikpunkt des Grundbuches war ja der viel zu dunkle Druck. Schwarz auf grau, das war nicht wirklich gut zu lesen. Diesmal erscheint mit der Druck zwar einen Hauch aufgehellter, man sollte aber noch immer besser die Leselampe anschalten :-P Generell finde ich diesmal Druck und Verarbeitung des Softcovers eher mittelprächtig, gerade bei farbintensiven (ok, eher schwarzintensiven) Seiten wirkt es eher so als kämen die Seiten aus dem alten Kopierer bei mir auf Arbeit :-( Im Gegensatz zur Arbeit hat das Papier hier aber eine gute Haptik und angenehme Dicke. Gelungen sind dagegen die Zeichnungen und Karten, welche wieder sehr viel Atmosphäre erzeugen. Auch das Lektorat hat gut gearbeitet, ich habe kaum was zu meckern gefunden ;-) Insgesamt empfinde ich den Preis von 14,95 € für 144 Seiten voller gut geschriebener Texte als absolut gerechtfertigt. Fazit: Ich wiederhole nochmal meine einleitenden Worte: Die liebevolle und durchdachte Rollenspiel-Welt von Karl-Heinz Zapfs „Schnutenbach: Böses kommt auf leisen Sohlen“ gehört für mich, spätestens seit diesem Abenteuerband „Im Hort des Oger-Magiers“, zu den Top3 der Fantasy-Rollenspiel-Settings und lässt dabei auch große Namen weit hinter sich! Eine Kaufempfehlung für jeden Fantasy-Rollenspieler, da man es sehr gut in jedes System portieren kann! Wenn Karl-Heinz Zapf (Link) die schreiberische Qualität beibehält sowie ein wenig an der Übersicht feilt, der „Mantikore Verlag“ (Link) dazu noch ein wenig an der Druckqualität arbeitet, dann schafft es die „Schnutenbach“-Spielwelt in meinem persönlichen Ranking sicher auf auf Platz 1 :-D