Den Namen Patrick Prugne verbinden die meisten Leser (so sie ihn denn schon mal gehört haben :-P) mit liebevoll gezeichneten Historiencomics, beispielsweise mit dem romantisch-verklärten Jahrhundertwende-Drama „Die Straßenkinder von Montmartre“ (Link). Der Kolonisierung Amerikas durch die Franzosen widmete er schon mehrere Graphic Novels wie „Frenchmen“ (Link) und „Pawnee“ (Link). Auch sein neustes Werk „Irokesen“ gesellt sich in diese Reihe - Und es ist wieder ein typischer Patrick Prugne, im Guten wie im Schlechten... „Irokesen“ handelt von einer die Geschichte der französischen Kolonien maßgeblich beeinflussenden Expedition durch den späteren Gouverneur Samuel de Champlain. Dieser hatte sich mit einigen lokalen Indianerstämmen verbündet und sollte als Gegenleistung dafür gegen die Irokesen in den Krieg ziehen. Bei seiner Expedition entdeckte er u.a. den nach ihm benannten Lake Champlain und wurde später von einer deutlichen Übermacht Irokesen attackiert. Schnell konnte er sie in die Flucht treiben, als er zwei ihrer Anführer mit einer Arkebuse erschoss – Tja, wie bei allen historischen Ereignissen war das jetzt kein Spoiler, das kann man alles bei Wikipedia (Link) nachlesen und damit sogar einen Recherchefehler nachweisen ;-) Patrick Prugne versucht die Geschichte noch durch ein paar kleine Storyschwenker aufzulockern. So hat Samuel de Champlain etwa einen baskischen Schmuggler und großen Indianerhasser für seine Expedition zwangsrekrutiert, der nur Ärger macht. Zudem nimmt er eine gefangene Häuptlingstochter mit, deren Rettung nicht nur der eigentliche Grund für den Angriff der Irokesen ist, sondern auch noch für einen Konflikt mit den Stammesriten sorgt... Okay, ich will ehrlich sein: Trotz aller Storyschwenker der beiden parallel laufenden Handlungsbögen und trotz einer heterogenen, aber sehr stereotypen Figurenkonstellation bleibt „Irokesen“ eine recht oberflächliche und mitunter recht unspektakuläre Aneinanderreihung von Einzelszenen. Es gibt zwar eine latente Bedrohung, aber nur wenige echte Spannungsmomente – Stattdessen ergötzt sich diese Graphic Novel (wie schon einige Prugne-Comics zuvor) an ihrer Bilderpracht. Diese in warme Farben getauchten Aquarelle sehen einfach großartig aus! Gerade wer davon ein Fan ist, wird sich sicher über das enorm umfangreiche Bonusmaterial (von simplen Skizzen bis hin zu doppelseitigen Gemälden, dazu Notizen) freuen, welches der „Splitter Verlag“ (welcher mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat) in das 104 Seiten starke Hardcover gepackt hat, und sehr gerne den Preis von 22,80 € zahlen. Fazit: „Irokesen“ (Link) ist ein typischer Prugne-Comic: Hübsche Bilder, (zu) ruhige Erzählweise. Wer sich für die anderen Werke des Künstlers begeistern konnte oder einfach nur Indianer mag, wird dieses Buch lieben. Für Fans von spannenden Historiencomics oder einer tiefgründigen Geschichte hat der „Splitter Verlag“ jedoch bessere Alternativen im Programm.
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