Aller guten Dinge sind drei - Das könnte man zumindest denken, weil hiermit am dritten aufeinanderfolgenden Tag das dritte Crowdfunding-Interview erscheint ;-) Diesmal sprach ich mit Thomas Neu, dessen anfangs gut gestarteter Kartenspiel-Kickstarter "Visions" (Link) trotz vieler positiver Preview-Berichte (Link) ein wenig in der Versenkung verschwunden ist. Das muss geändert werden :-D Hallo Thomas. Stell Dich doch bitte erstmal den Lesern vor.
"Hallo Philipp, vielen Dank für dein Interesse. Ich bin 37, komme gebürtig aus dem Schwabenland, lebe und arbeite aber mittlerweile seit 9 Jahren in Münster. In meiner Freizeit findet man mich entweder bei einem gemütlichen Spieleabend oder beim Sport. Während es in Münster zum guten Ton gehört, dass man sehr viel mit dem Rad unterwegs ist, gehe ich auch regelmäßig laufen und spiele gelegentlich Squash."
Wie kamst Du überhaupt zum Hobby?
"Gespielt habe ich schon immer gerne und auf jede Weise. Zu Grundschulzeiten wars noch das Versteckspiel oder es wurde mit dem Tennisball auf dem Schulhof gekickt. Später kam dann die digitale Welt dazu und schließlich waren auch Gesellschaftsspiele immer wieder ein Thema. Ich kann mich noch gut erinnern als wir "Hero Quest" gespielt haben und wie begeistert ich davon war. Aber auch andere Klassiker wie "Hotel", "Monopoly" und die unausweichlichen Runden "Mensch ärger dich nicht" haben mich begleitet. Irgendwann waren dann "Die Siedler" und "Carcassonne" dran und schließlich kamen auch immer komplexere Spiele dazu. Obwohl ich da doch meine Grenzen gefunden habe, nachdem wir eine Partie "Starcraft" nach 8 Stunden Spielzeit um 4 Uhr morgens abbrechen mussten."
Wie kam es, dass Du Spieleautor wurdest?
"Autarke Spielwelten und die Regeln die sie definieren haben schon immer eine große Faszination auf mich ausgeübt. Teilweise habe ich früher auch nur zur Unterhaltung Spielregeln gelesen, ohne dass das Spiel dann wirklich gespielt wurde. Dazu kommt, dass ich schon immer gerne kreativ war und so konnte ich mit der Tätigkeit als Spieleautor zwei Leidenschaften miteinander verbinden. Um dabei auch den kreativen Part richtig ausleben zu können, mache ich auch einiges mehr rund um das Thema Spiel. Die Gestaltung der Spiele habe ich bisher selbst übernommen, aber auch die Erstellung der Videos für die Kickstarterkampagnen. Da kommt einiges zusammen, auch an unterschiedlichen Programmen die genutzt werden. Gerade diese Vielfältigkeit macht mir großen Spaß. Ich bin nicht auf einen Bereich beschränkt und gestalte die Spielwelt nicht nur durch die Regeln, sondern auch auf vielen anderen Ebenen."
Gerade crowdfundet "Visions" (Link). Magst Du das Spiel bitte vorstellen?
"In "Visions" setzen die Spieler ihre mentalen Fähigkeiten ein um Visionen auszulösen, Mentalpunkte zu sammeln und letztlich den alten Fluch zu brechen, der auf Familie Yates lastet. Nur einer kann den Fluch brechen und sich so auch dem dunklen Einfluss entziehen, der sich langsam aber sicher der Spieler bemächtigt."
Wie funktionieren die Regeln? Und für welche Zielgruppe sind sie geschrieben?
"Im Kern nutzt das Spiel einen Set Collection Mechanismus, während ansonsten der Einsatz der Ressourcen an erster Stelle steht. Kurz gesagt setzen die Spieler Uhrenkarten ein, um ihr mentales Zentrum „zur rechten Zeit“ mit Teilen aus der Vergangenheit von Familie Yates zu verbinden. Dafür erhalten sie Visionsenergie, Visionssteine und Mentalpunkte. Mit diesen „Ressourcen“ können die Spieler Visionen erfüllen und auf ihrer Master Vision vorankommen, um so weitere Mentalpunkte zu erhalten. "Visions" richtet sich eher an Vielspieler, kann aber auch gut bei ambitionierten Gelegenheitsspielern auf den Tisch gebracht werden."
Was kam zuerst: Das Setting oder die Spielmechanik?
"Da ich gerne mit Bildbearbeitung hantiere, spiele ich eigentlich ständig mit verschiedenen visuellen Möglichkeiten herum und schaue was ich gerne weiter ausbauen würde. Mit so einem optischen Anreiz habe ich dann sehr viel Lust und Motivation mehr daraus zu machen. Dennoch kann sich die Optik natürlich nochmal drastisch verändern oder etwas ganz anderes entstehen bis schließlich ein spielbarer Prototyp auf dem Tisch liegt. Letztlich soll die Optik an das Spiel angepasst sein und nicht umgekehrt. Im Idealfall geht aber beides Hand in Hand."
Zur Finanzierung hast Du ein Crowdfunding gestartet. Kannst Du dazu etwas sagen?
"Die Kampagne läuft noch 6 Tage und man kann das Basisspiel für 19 Euro + Versand bekommen. Eine Deluxeausgabe, die zusätzlich mit einer großen Spielmatte, einer Minierweiterung und einem Aufbewahrungsbeutel für die Spielsteine ausgestattet ist, gibt es für 33 Euro + Versand. Zudem gibt es ein Unterstützungs-Level für 63 Euro bei dem man sich mit Namen und Datum auf einer der Uhrenkarten verewigen kann."
Warum gerade diese Vertriebsform und nicht etwa klassisch über einen Verlag?
"Ein Spiel zu entwickeln, es schließlich zu veröffentlichen und den Leuten damit Freude zu bereiten ist eine tolle Sache. Im Verlagswesen sind die Wege lang und ich glaube auch nicht, dass meine Spiele so massentauglich sind, dass sie bei den üblichen Verdächtigen herauskommen könnten. Kickstarter ist für mich ein toller Weg um solche etwas anderen Spiele zu veröffentlichen. Zudem ist es eine großartige Erfahrung mit den Leuten direkt in Kontakt zu treten, die es schließlich spielen werden. Aus diesen Gründen habe ich es gar nicht erst bei Verlagen versucht, sondern nehme das selbst in die Hand. Bei meinem ersten erfolgreichen Projekt konnte ich schon viel Erfahrung sammeln und habe große Lust weitere Projekte auf die Beine zu stellen."
Zuletzt: Hast Du für andere Spieleentwickler ein paar Tipps & Tricks?
"Glaubt an euch und eure Ideen. Setzt sie konsequent in die Tat um, arbeitet hart daran und lasst euch nicht unterkriegen, auch wenn es Rückschläge gibt. Wenn ihr noch am Anfang steht, fangt am besten mit kleineren Projekten an und zieht sie bis zum Ende durch, bevor ihr etwas Neues beginnt."
Ich danke Dir herzlich für das Interview und wünsche noch einen erfolgreichen Abschluss des "Visions"-Crowdfundings (Link).
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