Unglaublich, mittlerweile gibt es „Call of Cthulhu“ schon so lange in Deutschland wie es mich gibt ;-) Passenderweise feierte das System daher letztes Jahr seinen dreißigsten Geburtstag mit einem umfangreichen Abenteuerband, welcher neben vier Abenteuern auch noch einen umfangreichen Rückblick enthielt. Mittlerweile hab ich mich durch „Dreißig“ durchgelesen & -gespielt und bin überraschend angetan :-) Auf 120 Seiten, welche wieder mal zum absoluten Kampfpreis von 9,95 € angeboten werden, bietet der Band folgende Abenteuer, die hier naturgemäß leicht gespoilert werden:
Mit 30 Liter Jungfrauenblut startet der Band gleich richtig durch: Ein Detroiter Gangster-Boss will mit einem Satanisten-Bund ein paar Menschenopfer bringen und schickt seine von den Spielern verkörperten, unwissenden Kleinganoven aus, um die Opfer aus Kanada abzuholen. Doch unter ihnen befindet sich ein Verräter, denn eine Gruppe mutiger Investigatoren stellt sich ihnen in den Weg... Eine durchaus witzige Idee von Autor Peer Kröger, dass der Spieler hier mal die Rolle von den Handlangern übernimmt, die gegen die typische Mischmasch-Investigatoren-Gruppe antreten muss, welche sonst immer von den Spielern übernommen wird und die Kleinganoven umnietet :-D Wenn man sich mit dem Gangster-Szenario anfreunden kann, bekommt man zwei bis drei wirklich großartige Spielabende. Mein persönliches Highlight, gerade auch weil durchaus gewollt, ist dass die Spielgruppe irgendwann zerfällt und gegeneinander arbeitet. Um dafür gewappnet zu sein, sollte man schon ein eher erfahrener Spielleiter sein.
Ebenfalls ein erfahrener Spielleiter sollte man beim Leiten von Ein Foto von 30 Sternen sein, einem die Spieler von Berlin nach Tripolis und Kairo führenden Kultistinnen-Abenteuer von Thomas Michalski mit Heiko Gill. Wobei, Abenteuer ist hier fast schon untertrieben, das ist gerade bei entdeckungs- und spielfreudigen Investigatoren fast schon eine kleine Kampagne ;-) Gleich zu Beginn werden die arglosen Spieler von Schrecken aus dem Jenseits angegriffen, um sich dann ganz klassisch durch die Welt zu ermitteln, wobei sie sich zudem mit Kultistinnen herumschlagen müssen, bis sie schließlich selber ein okkultes Ritual zur Rettung der Welt abhalten. Also, außer dass man selber mal ein Ritual abhalten darf und die Kultistinnen es verhindern wollen, im besten Sinne ganz klassisches „Call of Cthulhu“ :-)
Das kurze Szenario 30° / 30° von Marcel Durer kann man in die obige Kampagne einbinden, man kann es aber auch problemlos als für sich stehenden OneShot spielen. Hier stürzen die Spieler beim Flug von Tripolis nach Kairo ab und sehen einem einsamen Tod in der Sahara entgegen. Doch plötzlich tauchen Beduinen auf, welche sich zwar als hilfsbereit erweisen, letztendlich aber eigene, düstere Ziele verfolgen – Immerhin sind wir hier bei „Call of Cthulhu“, da tut niemand was aus purer Menschenfreundlichkeit :-P Insgesamt ein nettes Kurz-Szenario, welches sehr linear gestaltet ist. Der Weg zum Finale war unterhaltsam, aber das Ende hat mich ein wenig enttäuscht, denn (Spoiler!) dass im unterirdischen Tempel, mitten in der tiefsten Sahara, ein Fluchtboot bereitsteht und sich keiner der teils übernatürlichen Verfolger aufs/ins Wasser traut, ist dann doch schon sehr weit hergeholt.
Zuletzt noch ein weiteres Highlight, diesmal für „Cthulhu NOW“: Filmriss von Carsten Pohl lässt die Spieler einen mörderischen Kino-Abend erleben, bei dem auch die Mi-Go ihre Finger im Spiel haben... Das Abenteuer ist an sich ein recht linearer, aber spannender und zum Ende hin etwas abdrehender OneShot, der vor allem von seinen Film-Referenzen und dem Einsatz von Requisiten (Smartphones sind notwendig!) lebt.
Anschließend folgt noch ein Rückblick über die 30 Jahre des Systems in Deutschland sowie alle dazugehörigen Publikationen von „Pegasus Spiele“. Der Verlag hat auch hier wieder richtig viel Material (120 Seiten, schön lektoriert & gelayoutet) für richtig wenig Geld (9,95 € fürs Softcover) auf den Markt geworfen. Darum kann ich nur folgendes folgendes Fazit ziehen: Absolute Kaufempfehlung, da großartiges Preisleistungsverhältnis :-) „Cthulhu: Dreißig“ (Link) bietet ein sehr gutes, zwei gute und ein okayes Abenteuer, welche zusammen zwischen fünf und zehn Spielabende spannende Mythos-Action bieten!