Nachdem die letzten rezensierten Comics mehr so zu den seichteren Genres gezählt werden konnten, kommt nun wieder mal ein ernstes Schwergewicht: Mit „Black Dahlia“ bringen der mehrfach ausgezeichnete Comic-Autor Alexis „Matz“ Nolent und der noch viel mehr ausgezeichnete Regisseur und Produzent David Fincher eine Comic-Umsetzung des 1987 erschienenen Romans „Die schwarze Dahlie“ von James Ellroy. Mittlerweile ist die 168 Seiten starke Graphic Novel auch auf deutsch im Verlag „schreiber & leser“ (Link) erschienen und als großer Krimi-Fan kam ich nicht umhin, sie mir mal zu Gemüte zu führen
Die Handlung sollte dabei den Kennern des Buches oder der Verfilmung (die vom Buch etwas abweicht) bekannt vorkommen, für den Rest (zu dem auch ich vor der Lektüre gehörte) zitiere ich mal spoilerfrei aus Wikipedia (Link);-)
„Los Angeles im Jahr 1947. Die Metropole wird vom bestialischen Mord an dem 22-jährigen Starlet Elizabeth Short erschüttert. Die Leiche der jungen Frau, die zu Lebzeiten von Freunden ihrer Schönheit wegen „Schwarze Dahlie“ (engl.: Black Dahlia) genannt wurde, wird auf einer Wiese in der Nähe von Hollywood aufgefunden. Der Mörder hat den Körper der Frau an der Hüfte durchtrennt, ihre Organe entfernt und ihr Gesicht entstellt. Mit der Aufklärung des Falles, der trotz zurückgehaltener Tatortfotos schon bald die gesamte Nation in Atem hält, werden die beiden Polizisten und Amateurboxer Leland „Lee“ Blanchard und Dwight „Bucky“ Bleichert betraut. Während bei Blanchard die Morduntersuchung zur fixen Idee wird, die seine Beziehung mit seiner Freundin Kay belastet, verfällt Bleichert den Reizen der ebenso verführerischen Madeleine Linscott. Die dunkelhaarige Schöne, die zu den einflussreichsten Familien der Stadt gehört, gerät ebenfalls in den Kreis der Verdächtigen. Sie unterhielt eine Affäre mit dem ihr sehr ähnlich sehenden Mordopfer. Bei ihren Nachforschungen dringen die beiden Polizisten immer tiefer in den Hexenkessel von Los Angeles vor, einen Sumpf aus Pornografie, Korruption und Mord, der bis in die Reihen der örtlichen Polizeibehörde reicht.“„Black Dahlia“ nimmt den wirklich passierten Mord an der jungen Elizabeth Short als Aufhänger, um ein atmosphärisch dichtes Sittenbild der 1940er Jahre in Amerika darzustellen. Rassismus, Korruption, Gewalt und Bigotterie sind noch fest in der Mitte der Gesellschaft verankert. Die Polizei geht überaus rabiat vor und eigentlich gibt es überhaupt keine Helden. Jeder hat irgendwie Dreck am Stecken… Dabei machen die „grauen“ Charaktere die Handlung natürlich umso interessanter, allerdings fiel es mir dadurch auch ein wenig schwer mit einem der Protagonisten wirklich mitzufiebern. Bei spannenden Szenen kam mir statt eines „Gott sei Dank der Held hat überlebt“ eher ein „Wenn er stirbt, trifft es jetzt nicht den Falschen“ in den Sinn. Aber das ist natürlich Noir-typisch, diesen düsteren Erzählton muss man halt mögen ;-) Und man muss schon positiv erwähnen, dass fast alle relevanten Charaktere in irgendeiner Art und Weise eine Entwicklung durchmachen und nicht in ihrem „Anfangsgrau“ stagnieren. Dabei zog sich die Spannung und der Wille zum Weiterlesen bei mir nicht mal unbedingt aus den Charakteren, sondern aus dem kniffligen Mordfall. Und natürlich auch aus der dichten Atmosphäre, welche durch die Zeichnungen gut transportiert wird. Dabei sind die Szenen vornehmlich in orange-bräunlich und grau gehalten, mit einem hohen Detailgrad. Lediglich mit dem Zeichenstil der Gesichter kann ich mich nicht so wirklich anfreunden, aber das ist natürlich Geschmackssache. Im Gegensatz dazu über jeden Zweifel erhaben ist die Qualität, die der Verlag „schreiber & leser“ bei diesem Buch bietet: Das 168 Seiten starke Harcover hat einen stabilen Umschlag und vollfarbige Seiten mit gut übersetzen Texten. Für 24,80 € habe ich da schon wesentlich schlechtere Qualität bekommen, also gibt’s hier ein Lob :-) Fazit: Ein spannender und atmosphärischer Noir-Krimi. Wer sich für dieses Comic-Genre interessiert, kann hier bedenkenlos zugreifen.