Swen Harder, der deutsche – ach was, der weltweite! – Papst der Solo-Spielbücher, macht seit einiger Zeit gemeinsam mit seiner nicht minder kreativen Schwester Corinna (bekannt u.a. für „black stories“) das Escape- & Rätselspiel-Genre unsicher. Krankten die Vorgängertitel „Der Schatz der Freibeuter“ (Link) und vor allem „Das geheimnisvolle Amulett“ (Link) noch an einem teils absurd hohem Schwierigkeitsgrad (zumindest, wenn man nicht aus der bespielten Region kam), schickt „Der unsichtbare Gegner“ die Spielenden wesentlich gnädiger durch die gesamte Bundesrepublik.
Prinzipiell hat sich bei „Der unsichtbare Gegner“ erst einmal nichts am Spielprinzip geändert: 51 Karten lang rätselt man sich nach und nach durch eine nette, aber eigentlich eher belanglose Geschichte, welche die Spielenden von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit führt (u.a. Kölner Dom, Dresdner Semperoper und Hamburger Hafen), damit sie dort jeweils einen Kriminalfall lösen. Denn man verkörpert den BKA-Nachwuchs Rabe, welcher von seiner Ausbilderin Fuchs mit immer neuen Schwerverbrechen (u.a. Bombendrohungen, Computerspionage, Lebensmittelvergiftung und Menschenhandel) konfrontiert wird. Zudem gibt es eine kleine Rahmenhandlung um einen längst zurückliegenden Mordfall (angelehnt an den mutmaßlichen Suizid von Uwe Barschel), bei welchen vielleicht jemand Unschuldiges verurteilt wurde!
Die Spielkarten teilen sich dabei auf in Story-Karten, auf denen die Handlung vorangetrieben wird; Info- & Objektkarten, welche meist zum Lösen eines Rätsels benötigt werden; sowie natürlich die Rätselkarten, welche altbekannt aufgebaut wurden: Vorn steht das Rätsel, hinten die Lösung. Dabei wird diese in drei Schritten präsentiert, nämlich erst einen groben Gedankenanstoß, wenn man mal auf dem Schlauch steht. Dann ein Wink mit dem Zaunpfahl, zuletzt die Komplettlösung. Dieses dreischrittige Lösungssystem funktioniert ziemlich gut, wurde von mir/uns diesmal aber fast nicht genutzt, denn Corinna & Swen haben aus ihren Fehlern gelernt und endlich mal einen moderaten Schwierigkeitsgrad gewählt. Bei den allermeisten Rätseln muss man trotzdem ein wenig grübeln, manchmal sogar um die Ecke denken, aber Frustrationsmomente beziehungsweise einen „Wie soll man denn da drauf kommen?“-Gedanken gab es diesmal nie!
Interessant fand ich, dass manche Rätseltypen mehrfach vorkamen. Allerdings wurden die jeweils so geschickt verpackt, dass man nie dachte „Das schon wieder!“, sondern stets „Ich bin bereit, diese neue Herausforderung zu meistern!“ – Und ich würde jetzt einfach mal frech behaupten, wenn ein Escape-Spiel mich dazu bringt, dass ich über 2 Stunden hinweg konstant mit so einem positiven Motivationsgedanken jede neue Spielkarte anschaue, dann haben Corinna & Swen ihren Job gut gemacht ;-) Daher diesmal ein überaus positives...
Fazit: „Der unsichtbare Gegner“ (Link) ist tatsächlich der beste Titel der gesamtem „LandXcape“-Reihe!